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Der Paladin

Der Paladin

Titel: Der Paladin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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Entschädigung, die sie ihm bot. Er wäre wirklich ein Narr, wenn er sich die Gelegenheit entgehen ließe, eine schöne Zeit war die Schmerzen wert. Und nichts, was er ihr mit Gewalt nehmen konnte, war es wert, daß sie ihren Aufenthalt verkürzte oder daß der Frieden zwischen ihnen gestört wurde.
    Falls sie ihn verließ, konnte er sein Leben wieder ordnen.
Wenn
sie ihn verließ. Nur ein romantischer Träumer konnte etwas anderes erwarten. Er könnte sich irgendeine Bedienstete im Dorf kaufen. Es gab immer zu viele Töchter. Ein Dorfmädchen würde vor ihm niederfallen und ihm für die Ehre danken, die Konkubine eines Fürsten aus Chiyaden sein zu dürfen. Zum Teufel mit Taizu! Egal. Er konnte jederzeit eine andere Schweinehirtin finden und unterrichten. Vielleicht sollte er gleich auch noch ein, zwei Schweine dazukaufen.
    Vielleicht, dachte er im Widerspruch dazu, würde die Frühjahrsaussaat bei diesem Bauernmädchen häusliche Gefühle wecken. Vielleicht sollte er wirklich ein paar Schweine kaufen. Ihr bei der Gartenarbeit helfen. Vielleicht war ihr das Leben durch seine Versuche, sie zum Aufhören zu bewegen, allzu hart erschienen.
    Vielleicht sollte er sich mehr um alles kümmern und sanfter mit ihr umgehen.
    Den Versuch war es wert.
     
    »Ich will keine Schweine«, sagte sie zu seinem Vorschlag. »Ich möchte sie lieber jagen.«
    Soviel zu diesem Thema, dachte er. Doch er nahm die Hacke, um im Garten eigenhändig Furchen zu ziehen: Jiro war nicht so alt geworden, um einen Pflug zu ziehen; für ein altes Streitroß reichte es, ab und zu einen toten Baum zu schleppen; und Jiro graste friedlich auf der braungewordenen Weide, während die Menschen schwitzten.
    »Ihr setzt die Furchen zu dicht«, sagte sie, vom Stall näher kommend.
    Er blinzelte gegen den Schweiß an, wischte sich übers Gesicht. »Das hättest du früher sagen können«, entgegnete er mit – wie er meinte – beachtlicher Selbstbeherrschung, »nicht erst jetzt, da ich fast fertig bin.«
    »Ihr solltet sie so weit auseinandersetzen.« Sie zeigte es ihm mit den Händen.
    »Na gut.« Sein Bein schmerzte. Das Hacken hatte ihm noch nie gelegen. Und er hatte sich dieses Jahr ganz schön angestrengt, die Furchen gerade hinzubekommen.
    »Ihr humpelt«, sagte sie.»Der Boden ist weich«, sagte er. Und fluchte vor sich hin und fing wieder von vorn an.
     
    Das Schwert glitt an ihr vorbei. »Drehung«, sagte er. »Zeig's mir. Jetzt.«
    Ihr Schwert schwenkte herum und kam bis zu seinen Fingern. Er führte es. Und hielt inne. »Halt«, murmelte er, stand mit dem Schwert in den Händen da und sann über ihre Haltung und die angemessene Erwiderung auf einen solchen Schlag nach.
    Sie
behielt
die Bewegungen, die er ihr zeigte. Sie konnte sie wiederholen. Er verlagerte ihren Ellbogen, verbesserte eine Linie, so wie ein Bildhauer den Ton formt.
    Ein kleinerer, leichterer Mann würde einen kräftigen Hieb mit schräggestellter Klinge abwehren, so daß die Kraft am Stahl entlanglitt; ein Schwertkämpfer mit ausgezeichnetem Gleichgewichtssinn folgte der Kraft und schlüpfte darunter hindurch.
    Das war nicht die Lehre seines Vaters. Das war die Kunst von Meister Yenan.
    Verzeiht mir
, sagte er im stillen zu den Gespenstern der Vergangenheit. Es war nicht die reine Form. Es war ein ständiger Kompromiß, der Beweglichkeit und ausgezeichnete Körperbeherrschung erforderte, über die das Mädchen, dem Himmel sei Dank, in ungewöhnlichem Maße verfügte.
    Es erforderte stilistische Vollkommenheit und warf sie gleichzeitig wieder über den Haufen, Dinge zu tun, die eher in Tavernen zu finden waren als in den Lehren der Meister.
    Was hat Philosophie mit Schweinen zu tun?
    Welche abstrakten Begriffe versteht sie schon, außer dem der Rache?
    »Noch einmal.« Er nahm die Grundstellung ein. Er folgte der vollkommenen, schulmäßigen Linie, der natürlichen Bahn der Klinge.
    Er ließ das Schwert hart herunterfallen. Es glitt ab.
    »Noch einmal.«
    Härter diesmal.
    »Noch einmal.«
    Mit voller Wucht, während ihm das Herz bis zum Hals klopfte.
    Stahl rieb sich an Stahl, blitzte um ihn herum auf und kam wieder hoch, mit dem ausholenden Schlag, den er ihr beigebracht hatte.

    Es war, beglückwünschte er sich selbst, eine Bewegung nicht ohne Anmut.
    Ihre Augen leuchteten.
    Vor Hoffnung, die ihm den Magen zusammenzog.

9
    Nacheinander schlugen die Pfeile ins Ziel ein, vier, fünf, sechs. Der Schütze stand mit gesenktem Bogen da, spürte den Windstößen nach, die den von der

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