Der Papstkäufer
Glaubensdinge, aber als Geistlicher hatte de Doffis natürlich viel leichteren Zugang zum Vatikan. Dorthin, wo das Geld lag. De Doffis betrieb die Fuggerschen Geschäfte zwar nur als Ein-Mann-Betrieb, die Resultate waren jedoch bereits recht erstaunlich. Besonders unter Berücksichtigung der Tatsache, dass de Doffis zwar kein Heiliger war, aber sich dennoch an das Verzinsungsverbot für Kleriker hielt und selbst keinen Geldverleih tätigte. Nur ein wenig privaten Pfründenhandel, der durfte ja wohl noch erlaubt sein. Seit vor drei Jahren die ersten Gelder aus dem hohen Norden – damals aus Schweden, über die Fugger an die Kurie in Rom transferiert worden waren, flossen mittlerweile Gulden und Dukaten aus Bremen, Krakau, Breslau, Utrecht und sogar Glasgow durch die Hände und Bücher der Fugger nach Rom. Und überall waren Provisionen und Zinsen zu Fuggers Gunsten fällig, und nicht zu knapp.
Auf dem Rückweg nach Augsburg machten sie noch Station in Tirol und Salzburg.
»Wir sollten uns mehr im Bergbaugeschäft engagieren«, verriet Jakob Fugger seine nächsten Ziele. »Da ist einiges zu bewegen. Mehr, als meine Brüder von träumen können.«
Johannes Zink interessierte sich nicht sonderlich fürs Montangeschäft. Er wollte in erster Linie reich werden.
Sehr reich.
Mit aller gebotenen Vorsicht hatten sie unterwegs sogar so manche zwielichtige Herberge überlebt, in der sie übernachten hatten müssen. Sie waren nicht auf gepanschten Wein oder betrügerische Wirtsleute hereingefallen. Unversehrt, wohlbehalten und um viele unvergessliche Eindrücke reicher, kehrten die zwei jungen Kaufleute also zurück nach Augsburg.
Völlig unterschiedlich waren jedoch die Lehren, die die beiden Kaufmannslehrlinge aus ihren neuen Erfahrungen zogen. Über Jakob Fuggers Wandel auf dieser Reise sagten Zeitgenossen später: »Ein Lehrling zog nach Rom und Venedig. Ein junger Meister seiner Kunst ist aus Italien nach Augsburg heimgekehrt.« Von Zink wird nichts dergleichen berichtet.
Denn während Jakob Fugger ständig über neue Möglichkeiten nachdachte, die Geschäfte zu erweitern, grübelte seither Zink Tag und Nacht, wie er in eine Position gelangen könnte, dass ein größeres Stück dieses schmackhaften Kuchens auch einmal auf seinem Teller landen könnte. Das sollte indes noch einige Jahre dauern. Aber bald schon ergab sich eine Möglichkeit, sein intrigantes Können unter Beweis zu stellen. Sein erstes ›Opfer‹ sollte gleich ein hochrangiges sein, von Adel …
Tiroler Geschäfte
3
Jakob Fugger sollte bald Gelegenheit bekommen, Erfahrung im Bergbaugeschäft zu sammeln. Gleich nach ihrer Rückkehr hatte er angefangen, alles zu lesen, was mit diesem Thema zu tun hatte. Vom Fuggerschen Firmenbuch, um zu sehen, wie viel Geld sie den Grubenbesitzern in Tirol schon geliehen hatten, bis zu technischen Unterlagen über Wasserkunst und Bergbau.
Schließlich sprach er beim älteren Bruder Ulrich vor.
»Wir sollten mehr in den Silberabbau einsteigen, würde ich vorschlagen. Die Grubenbesitzer sind alle knapp bei Kasse.«
Ulrich schüttelte den Kopf.
»Glaubst du, du bist der Erste mit dieser Idee? Weißt du, wie viel Geld wir schon drinstecken haben in den diversen Bergwerken?«
Er korrigierte sich selbst.
»Natürlich weißt du es. Hast ja seit Wochen deine Nase aus dem Firmenbuch nicht mehr herausgekriegt. Aber wenn du’s weißt, warum fragst du?«
Jakob war um eine Antwort nicht verlegen:
»Ich meine nicht, dass wir Geld verleihen sollten. Wir sollten Anteile an der Grube erwerben, und zwar so lange, bis uns die Grube gehört.«
Das war ein unerhörter, neuer Ansatz für die älteren Fugger-Brüder.
Jakob fuhr fort:
»Die Anteile einer Grube nennt man Kuxe. Wir können anfangs einen kleinen Teil, ein Zwölftel, ein Fünftel oder aber gar die Hälfte der Grube erwerben. Da geht es nicht um einen Nennbetrag.«
Georg, der andere Bruder, ging sogleich auf Distanz.
»Warum sollten wir das tun? Uns ohne Not Ärger aufladen! Die Zinsen und der Handel bringen genug ein. Fugger graben nicht nach Silber. Fugger handeln damit!«
Jakob startete einen letzten Versuch:
»In Gastein gibt’s die Grube vom Fuchsinger. Der wäre bereit, mit uns zu handeln. Dazu müssten wir allerdings die Steiermärker raus drängen, die mit einem Sechstel beteiligt sind.« Schließlich gaben Ulrich und Georg nach. Jakob konnte sie sogar überreden, dass er selbst die Reise machte, um die Verhandlungen zu führen. Sein
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