Der Papstkäufer
Falerner Weins, vor Zink seine neueste Unternehmung ausgeplaudert. Er plante ein militärisches Abenteuer, ein teures noch dazu: Einen Angriff auf die Reichtümer Venedigs! Was ihm zuerst als Idee nach dem Genuss von zu viel Falerner gekommen sein musste, wollte er nun schnell in die Tat umsetzen. Dazu benötigte er eine kleine Armee, die er jedoch nicht hatte. Mit fünftausend Gulden ließ sich aber sogleich eine anwerben. Das Ganze sollte ein überraschender Angriff auf die prall gefüllten Bozener Warenlager aus der Lagunenstadt werden, zu groß war deren militärische Macht für eine längere Auseinandersetzung.
»Das wird ihm nie gelingen.« Zink versuchte, Fugger zu überreden, das Geld zurückzuhalten. »Da können wir den Schuldschein gleich im Feuer verbrennen.«
»Mein lieber Zink, natürlich wird er sich eine blutige Nase holen gegen die Venezianer. Aber Ihr werdet ihm bitte bei der Finanzierung seines Untergangs behilflich sein.«
»Meint Ihr das im Ernst?«
»Mir war niemals ernster«, beschied Jakob Fugger.
»Natürlich kann ich dem Herzog zu dem unsinnigen Feldzug raten«, lenkte Zink ein, bevor er sich in Zynismus flüchtete. »Schließlich bin ich Jurist und kann somit jedwede Position vertreten, sei sie noch so absurd.«
»Also, gebt ihm das Geld, damit dieses sonderbare Spiel beginnen kann.«
Und während Johannes Zink dem Tiroler Herzog mit einem falschen Lächeln fünftausend Gulden auf den Tisch legte, jagte zur gleichen Zeit ein berittener Bote Fuggers nach Venedig, um den Dogen vor der bevorstehenden Attacke durch Siegmunds Soldaten zu warnen.
4
Die Falle schnappte zu wie geplant. Gering genug war die Beute in Bozen gewesen – längst nicht so üppig wie erhofft, und auf dem Rückweg hatte sich dem kleinen Tiroler Söldnertrupp zu allem Unglück eine bestens ausgestattete Armee aus San Marco in den Weg gestellt. Der Kampf war kurz gewesen und im Ergebnis sehr schmerzlich für Siegmund.
Der zog sich mit eingekniffenem Schwanz zurück in seine Burg. Wie nun weiter? Um diese Frage zu klären, berief der geschlagene, gedemütigte Herzog seine Berater zu sich, unter ihnen selbstverständlich Johannes Zink, aber auch den Jakob Fugger.
Selbst in dieser Situation ließ es sich Siegmund nicht nehmen, erst einmal an alle großzügig teuren Falerner Wein auszuschenken.
»Was für ein Tag des Unglücks!«, lamentierte er sodann, den Weinkelch in der Hand schwenkend, so dass der gute Rote hinaus schwappte. »Ich bin verloren. Ach was, Tirol ist verloren!«
Die anderen Anwesenden teilten diese Meinung nur bedingt.
Der Kanzler Anton Roß erkundigte sich:
»Wie sind die Bedingungen Venedigs für einen Frieden? Haben sie schon Forderungen gestellt?«
Siegmunds Sekretär hob ein Papier mit venezianischem Siegel hoch, zeigte es allen und las vor:
»Venedig verlangt einhunderttausend Gulden Schadenersatz!«
»Einhunderttausend! Das ist allerdings viel. Zu viel!«, hielt der Kanzler mit seiner Entrüstung nicht hinter dem Berg.
Siegmund fiel in dessen Lamento ein.
»Wo sollen wir so viel Geld herbekommen? Meine Schatullen sind leer und alle meine Geldgeber haben mich verlassen. Keiner hält mehr zu mir, alle geben mich verloren, bis auf …« – plötzlich erblickte er Johannes Zink, ein hoffnungsvolles Lächeln ging über sein Gesicht und er legte dem Augsburger freundschaftlich den linken Arm um die Schulter, während er mit der rechten Hand seinen Weinkelch an Zinks stieß. »… diesen treuen Mann aus Augsburg, der mich sicher nicht im Stich lassen wird.«
Zinks Maske der jovialen Freundlichkeit bröckelte wie auf Kommando.
»Mein lieber Herzog«, fast stammelnd brachte er die Worte hervor. »Bei mir ist derzeit nichts zu holen. Ich hatte eher umgekehrt gehofft, Ihr könntet mir meine Kredite zurückzahlen, da ich nun mit einem Mal selbst drauf angewiesen bin.«
Die schauspielerische Einlage war perfekt. Siegmunds Miene gefror, genau wie die seines Kanzlers.
»Das ist das Ende«, murmelte er in Richtung seines Fürsten und ließ achtlos seinen bronzenen Weinbecher zu Boden fallen. Auch wenn Siegmund sonst den Ruf eines theatralischen, aber nur mäßig begabten Schauspielers hatte, diesmal schien sein Entsetzen echt zu sein. ›Ende‹ – das war nun das Stichwort für Jakob Fugger. Er trat vor und sagte in das Geschepper des heruntergefallenen Bechers hinein:
»Sagt doch so etwas nicht! Ich glaube, ich kann helfen.«
Siegmund glaubte, seinen Ohren nicht zu trauen. Noch nie
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