Der Papstkäufer
bereiterklärte.
Zornig verließ Kramer, nach mehrmaliger Aufforderung, Tirol und schrieb gleich darauf, als Rechtfertigung für seine Taten und seine fragwürdige Prozessführung in Innsbruck, das Buch ›Der Hexenhammer‹ oder ›Malleus maleficarum‹, das eines der bösesten, einflussreichsten und verheerendsten Bücher der europäischen Geschichte werden sollte.
Kramers Hexenprozesse waren nicht billig gewesen, und so waren in kurzer Zeit – Zinsen inklusive – bereits 11.639 Gulden und achtundvierzig Heller als Schulden Siegmunds bei Zink aufgelaufen. Natürlich hatte Zink niemals so viel eigenes Geld gehabt. Das Geld war von Jakob Fugger gekommen, in aller Verschwiegenheit, die diese Transaktionen erforderten.
Nun trafen sich auch Fugger und Zink ›zufällig‹ regelmäßig, aber immer nur im Freien, in den Bergwerken oder sonst wo, wo die ›Wände keine Ohren hatten‹, wie der Fugger zu sagen pflegte. Zu diesem Zeitpunkt war Jakob Fugger noch der durchtriebenere der beiden und musste Zink anleiten. Das sollte sich bald ändern. Denn wenn Jakob Fugger eine Stärke besaß, dann war dies seine Menschenkenntnis. Und von Beginn ihrer Bekanntschaft an hatte er den blitzschnellen Verstand, die geistige Wendigkeit und den skrupellosen Ehrgeiz seines Magisters richtig eingeschätzt.
Bisweilen überraschte Siegmund aber seine Gläubiger. Kurz nach der Abreise Kramers rief er Zink zu sich.
»Ich muss Euch etwas zeigen«, sagte er mit Verschwörermiene.
Zink schaute skeptisch. Zu oft hatten sich Siegmunds Ideen bereits als teuer für ihn beziehungsweise Fugger herausgestellt. Siegmund ließ sich nicht erschüttern in seiner Begeisterung.
»Ich habe mir etwas Neues einfallen lassen, um an Geld zu kommen.«
Er löste einen Lederbeutel vom Band, das um seine fülligen Hüften gebunden war. Klimpernd fielen einige Münzen heraus. Münzen in einer Form und Größe, wie sie Zink noch nie gesehen hatte. Groß wie Goldgulden, aber nicht aus Gold.
»Was ist das?«
Zinks Frage war eine Mischung aus Erstaunen und Empörung.
»Wollt Ihr jetzt Gold durch Silber ersetzen?«
Siegmund lächelte.
»Wovon haben wir wenig in Tirol? Gold natürlich. Wovon haben wir viel? Silber, das wisst Ihr ganz genau. Und wo steht geschrieben, dass Gulden nur aus Gold gemacht werden.«
Zink wollte entgegnen, dass der Name ›Gulden‹ dies beinhalte, da wischte Siegmund diesen Einwand, den er kommen gesehen hatte, achtlos beiseite und fuhr fort:
»Das ist das neueste Erzeugnis meiner Prägestätte in Hall. Ich nenne es den Guldiner oder Guldengroschen. Der ist nicht ganz so viel wert wie ein Gulden, wird mir aber viel mehr Geld einbringen als das reine Silber, welches in einer Münze steckt.«
»Gratulation zu dieser wunderbaren Idee«, heuchelte Zink.
»Ich bin mir sicher, dass Euer Volk diese Münze lieben wird.«
Und beschloss im gleichen Moment, so viele Guldiner wie möglich in seine und Fuggers Taschen zu leiten. [2]
Beim nächsten konspirativen Treffen wartete Zink mit einem neuen Anliegen des Fürsten auf. »Jetzt will er fünftausend Gulden auf einmal«, sagte er mit gespielter Empörung in der Stimme.
»Was habt Ihr Siegmund beschieden?«, fragte Fugger.
»Ich habe um Bedenkzeit gebeten. Siegmund muss ja nicht denken, dass ich ein Fass ohne Boden bin, was seine Kredite angeht. Er hat jetzt den Eindruck gewonnen, dass ich selbst nur mäßig liquide bin, umso mehr wird er’s mir hoch anrechnen, sollte ich ihm den Kredit doch bewilligen. Werden wir ihm die Summe geben?«
»Wohl getan, Zink«, lobte Fugger seinen Strohmann. »Natürlich wird er sein Geld bekommen.«
»Ich weiß nicht recht«, meldete Zink aber bereits erste Zweifel an.
»Der Herzog gibt das Geld derzeit schneller aus, als wir’s ihm leihen können. Sollten wir nicht auch einmal langsam auf Rückzahlung pochen?«
Fugger, der Zink noch nicht in alle Einzelheiten seines Planes eingeweiht hatte, wiegelte ab. »Gebt ihm einstweilen so viel Geld, wie er nachfragt«, wobei ein Säckchen voller Golddukaten still und heimlich von einer Tasche in die andere wanderte. »Ich weiß doch, wie schnell es ihm durch die Finger rinnt.«
Kurz darauf wussten beide vor allen anderen, wofür der Herzog dieses und noch mehr Geld benötigen würde. Der Eintritt in die inneren und höchsten Kreise Tirols hatte sich auch bei der Beschaffung nützlicher Informationen mittlerweile bezahlt gemacht. Siegmund hatte prahlerisch, nach dem Genuss von einigen Kannen teuren
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