Der Papstkäufer
erstes größeres Geschäft, das er alleine abschließen dürfen könnte. Irgendwo musste er ja schließlich Erfahrung sammeln. Georg und Ulrich ließen ihn dann schließlich reisen.
»So viel Schaden kann er zum Glück nicht anrichten, wenn es denn schiefgeht.«
Wenn sie sich da mal nicht täuschten …
Und wie alles, was Jakob Fugger in seinem langen Leben noch in Angriff nehmen sollte, machte er auch hier, bereits zu Beginn seiner kaufmännischen Karriere, keine halben Sachen. Wochen–, monatelang strich er durch die Bergwerke, redete mit jedem, den er traf, fragte, hörte zu, lernte. Bei Wind und Wetter, ob Sonne, ob Regen, ob Schnee oder Hagel: Jakob Fugger war immer da. Während er alles über das schwierige Montangeschäft lernte, ließ er indes die hohe Politik nicht außer Acht. Denn die Schürfrechte für alle Bergwerke des reichen Tirol gehörten natürlich dem Landesherrn. Und der war kein geringerer als der habsburgische Siegmund mit dem für Tirol standesgemäßen Beinamen ›Der Münzreiche‹. Schon bald hatte sich der Fugger dort bekannt gemacht, hoffte er doch, diesem vielleicht noch die Schürfgenehmigung für die eine oder andere Grube entlocken zu können. Denn Siegmund war leider nicht so münzreich, wie der Name assoziierte. Ein passenderer Name wäre gewesen: ›Der Ständig Bankrotte‹. Oder der seines Vaters, des volkstümlichen ›Friedrich mit der leeren Tasche‹.
Trotz allen Reichtums, den die Silberminen von Schwaz zu bieten hatten: Siegmund gab grundsätzlich immer mehr aus, als er einnahm. Er stolperte ständig von einer finanziellen Verlegenheit in die nächste. Und das gedachte Jakob Fugger auszunutzen. Jedoch, nicht mehr nur die Schürfrechte wollte er haben. Nachdem er lange genug in Tirol gewesen war, hatte er beschlossen, gleich den gesamten Herzog in seinen Sack zu stecken. Das musste er natürlich geschickt anstellen. Siegmund war zwar gierig und versoffen, aber nicht gänzlich dumm. So rief Fugger nach seinem Magister Zink und ließ ihn heimlich aus Augsburg herkommen.
Rein zufällig lernten sich so also der tirolerische Fürst und Johannes Zink kennen. Der Augsburger war immer gut und nach neuester Mode gekleidet, verströmte eine Aura von Wohlstand, Esprit und Freigiebigkeit und war somit ein Mann, um dessen Freundschaft auch für einen Herzog gut buhlen war. Der mittelgroße Mann mit der einschmeichelnden Stimme und den stechenden Augen ging bald schon am Hof in Innsbruck ein und aus. Sein scharfer Intellekt hielt auch den gelegentlichen Debatten stand, die des Abends in einem kleinen politischen Zirkel geführt wurden. Lange dauerte es nicht, da pumpte Siegmund seinen neuen Freund zum ersten Mal an.
»Zink, ich bin derzeit etwas schmal bei Kasse. Könnt Ihr mir etwas vorstrecken, gegen guten Zins natürlich?«
»Ich werde sehen, was sich machen lässt. Wie viele Gulden würden Euch denn aus der Bredouille heraushelfen?«
Der erste Kredit belief sich auf eintausend Gulden. Siegmund wollte aber bald mehr. Und brauchte bald mehr. Nicht nur, um seine unehelichen Kinder zu unterhalten – Eingeweihte am Hof kolportierten flüsternd die Zahl Vierzig –, sondern er brach auch gerne mal einen kleinen Krieg vom Zaun. Vorläufig brauchte er Zinks Geld jedoch für einen recht unseligen Zweck.
Zur gleichen Zeit, in der Zink sich in Innsbruck herumtrieb, hielt sich dort auch ein Mann auf, auf dessen Bekanntschaft oder gar Freundschaft kaum jemand großen Wert legte. Es handelte sich um den Dominikanermönch Heinrich Kramer, der sich selbstgefällig ›Heinrich Institor‹ nannte. Er hatte sich bereits einen Namen als großer Hexenjäger gemacht und war ein Jahr zuvor mit der Hexenbulle von Papst Innozenz VIII. von Rom nach Brixen gekommen. Dort hatte er das Domkapitel und den Brixener Bischof Georg Golser von seiner Suche nach schädigender Zauberei überzeugt. Auf Empfehlung Golsers war Kramer nun nach Innsbruck gekommen und hatte dort begonnen, nach Hexen Ausschau zu halten und angebliche Hexen zu denunzieren. Doch die nun folgenden Hexenprozesse in Innsbruck wurden zu einem einzigen Fiasko für Kramer. Seine Vorgehensart bei den Verhören wurde sogar von den Vertretern des Brixener Bischofs kritisiert und schließlich erklärte Georg Golser die Arbeit Kramers vorzeitig für beendet. Die Prozesse hatten ursprünglich unter dem Schutz Bischof Golsers und Erzherzog Siegmunds gestanden, der sich am Ende denn auch großzügig zur Übernahme aller Prozesskosten
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