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Der Papstkäufer

Der Papstkäufer

Titel: Der Papstkäufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günther Thömmes
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er darauf hingearbeitet.
    Heute war Zahltag, der Tag der Ernte.
    Man schrieb den 23. März 1515.
    Es war ein schöner, sonniger Frühlingstag in Rom.

Kindheit und Ausbildung

1
     
    Ein eigenartiger Mann war er immer schon gewesen, sein Vater Burkhard. Solange Johannes sich erinnern konnte. Während andere Väter mit schöner Regelmäßigkeit auf ihre Söhne einprügelten, was das Zeug hielt, war seiner meist hinter zwei Buchdeckeln zu finden gewesen. Johannes Zink musste über fünfzehn Jahre alt werden, um zu verstehen, dass sein Vater gar nicht so wunderlich war, sondern seit vielen Jahren dabei war, etwas zu schaffen, das ihm den Einzug in die Geschichtsbücher garantieren sollte.
    Die ersten Jahre seines Lebens hatte Johannes seinen Vater überhaupt nicht als solchen wahrgenommen. Er war für diesen ein spät –, eigentlich zu spät Geborener. Als er das Licht der Welt erblickte, hatte sein Vater schon mehr als sechzig Jahre auf dem Buckel und drei Ehefrauen begraben. Nachdem seine vierte Frau, Johannes’ Mutter, bei der Geburt dieses ihres ersten Kindes unter großen Schmerzen gestorben und der Vater mit dem Säugling hoffnungslos überfordert war, hatte eine Amme die Pflege des Kindes übernommen. Die älteren Geschwister waren alle schon aus dem Haus, so dass sich sonst niemand um den kleinen Nachkömmling kümmern konnte. Die Amme stillte den kleinen Johannes, bis er zwei Jahre alt war, wickelte ihn einmal täglich und rieb ihn mit Öl ein, drückte seine Ohren regelmäßig an den Kopf, damit sie nicht abstanden, und badete ihn einmal in der Woche. Es blieb aber nicht bei dieser einen Nährmutter; sie wechselten sich schneller ab, als den Zinks lieb sein konnte. Zum einen erwartete der alte Zink, dass die Amme auch den Haushalt in Ordnung hielt. Außerdem befahl er, solange sie stillte, sich ohne Salz zu ernähren. Auch Knoblauch und scharfe Gewürze waren Tabu. Burkhard Zink las eifrig Gesundheitsbücher, in denen derlei Sachen standen. Da blieb nicht viel Schmackhaftes übrig für den Ammen-Speisezettel. Außer Getreidebrei. Damit waren jedoch die Frauen in der Regel nicht einverstanden und verließen das Zinksche Anwesen unter Protest. Wenn sich dann doch mal eine fand, die länger blieb, wurde sie spätestens durch die Zudringlichkeiten vergrault, die der alternde, einsame Witwer als Beweis seiner Zuneigung missverstand. So mühte sich der Zweimännerhaushalt mit seinen häufig wechselnden Ammen durch die Jahre, bis Burkhard Zink eines Tages beschloss, nun sei es genug der weiblichen Unterstützung.
    »Du bist acht Jahre alt. Zeit für dich, etwas Anständiges zu lernen«, stellte er Johannes vor vollendete Tatsachen. Was er indes unter ›anständig‹ verstand, das wusste er selbst nicht so genau. Auf jeden Fall war Schluss mit den Spielen, die er mit den anderen Kindern auf den Straßen Augsburgs gespielt hatte. ›Himmel und Hölle‹, Bockspringen, ›Plumpsack‹ oder Murmel werfen. Also begann Burkhard Zink, nachdem die letzte Amme fortgeschickt worden war, seinem Sohn zuerst einmal das beizubringen, was er selbst wusste. Im Lateinischen und in der Bibel, da kannte er sich ganz passabel aus. Und im Rechnen. Zwischendurch erzählte er seinem Sohn von seinem bewegten, abwechslungsreichen Leben, von seiner Kindheit im nicht so weit entfernten Memmingen. Wie ihn dann sein Vater, ein kleiner Kaufmann, nach Ried in die Mark Krain geschickt hatte, damit er dort zur Schule gehen sollte. Unter der Obhut seines priesterlichen Onkels hatte er wahrlich viel gelernt, dann aber den vorgesehenen Gang zur Wiener Universität verweigert und war als Jüngling nach Hause zurückgekehrt. Der Vater war jedoch in der Zwischenzeit verstorben. Daraufhin hatte er kehrtgemacht zurück zum Onkel, aber auch der hatte, während er selbst auf Reisen war, das Zeitliche gesegnet.
    »Da war ich ganz allein auf der Welt, verstehst du?«
    Der kleine Johannes schaute ergriffen, derweil sein Vater weitererzählte.
    »Dann zog ich jahrelang durch Süddeutschland, arbeitete hier und dort, als Lehrer oder Skriptor, manchmal musste ich betteln, manchmal stehlen. Kürschner hatt’ ich lernen wollen eigentlich. Weißt du, was das ist?«
    Johannes schüttelte den Kopf.
    »Ein Buntfutterer, jemand, der aus Tierfellen schöne Kleidung macht. Doch trotz des Renommees, die der Beruf mit sich bringt, letztlich gehört er doch zu den unreinen Berufen, und da hab’ ich mich dagegen entschieden. Aber zum Glück konnte ich lesen und schreiben,

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