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Der Papstkäufer

Der Papstkäufer

Titel: Der Papstkäufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günther Thömmes
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Fugger hatte dies den Vorteil, dass die Arbeitszeit länger in den Abend hineingehen konnte. Auch war reichlich Platz hier, und dennoch wurde ständig erweitert. Sowohl in den Arbeitsräumen wie überhaupt am ganzen Fugger-Anwesen. Ein neuer Erker hier, ein neuer Arkadengang dort. Man wollte seinen wachsenden Wohlstand unbedingt auch zur Schau stellen. Das schaffte Vertrauen für weitere Geschäfte.
    Auch kleiden musste man sich entsprechend. Wer auf sich hielt, dessen Kleidung zeigte mehr und mehr Pelz, Damast und Samt. Und Schmuck, bei Männern wie Frauen. Das galt für die Mitglieder der Fugger-Familie, jedoch in bescheidenerem Rahmen auch für die Angestellten. So wanderte ein guter Teil seiner ersten Gehälter in eine neue, aufwändigere Garderobe.
    Als Magister wurde er gleich von Anfang an, wie bei Meuting, höher besoldet und durfte bald schon in die vertraulicheren Aspekte der Fuggerschen Geschäfte Einblick nehmen. Es dauerte eine Weile, bis Johannes Zink entdeckte, dass Ulrich Fugger, der Regierer im Hause Fugger, ihn schon geraume Zeit beobachtet hatte, bevor er ihm anbot, für ihn zu arbeiten. Ulrich war einige Male zu Meuting gekommen, um gemeinsame Geschäfte zu klären, dabei hatte er dessen fleißigen Buchhalter jedes Mal gemustert und ihm unauffällig über die Schulter geschaut. Als den Fuggern dann einer ihrer Angestellten weggestorben war, hatte er nicht lange gezögert und Zink die Arbeit angetragen. Vorerst tat Johannes Zink also das Gleiche wie vorher beim Meuting, nur dass das Fugger-Geschäft ungleich schneller wuchs. Und wuchs.
    Und wuchs.
    Monat für Monat.
    Jahr für Jahr.
     
    Drei Jahre nach dem Tod seines Vaters war Johannes Zink aus der Fugger-Kanzlei in Augsburg nicht mehr wegzudenken. Den Vorsatz, seine tot geglaubte Mutter zu suchen, hatte er schon lange vergessen. Wichtiger war es ihm, in der Fugger-Firma aufzusteigen. Zur gleichen Zeit etwa trat der jüngste Spross dieser Familie, das Jaköble, in die Firma ein. Nachdem der Markus Fugger in Rom jung verstorben war, hatte Jakob seine Kleriker-Laufbahn an den berühmten Nagel gehängt und sich, nicht ganz ohne Widerwillen, für das Kaufmännische entscheiden müssen. Beinah täglich trafen und saßen sie nun in der Kanzlei zusammen, der vielversprechende Spross der erfolgreichen Fugger und der nur wenig jüngere Sohn des mäßig erfolgreich gewesenen Augsburger Fernhandelskaufmanns Zink. Ob Jakob Fugger von dem Streit zwischen Zinks Vater und seinem eigenen Großvater Franz Bäsinger wusste oder nicht, war gleich. Das war fast dreißig Jahre her. Und somit Geschichte.
     
    Jakob Fugger war kein schöner Mann, beileibe nicht. Eine knollige, große Nase steckte mitten in einem meist mürrisch dreinschauenden Gesicht. Zwischen den Augen mit den schiefen Pupillen zog eine Sorgenfalte ihre Furche, die mit zunehmendem Alter immer größer und tiefer werden sollte. Aber gewisse Eigenschaften konnte niemand Jakob Fugger absprechen. Energie und Bauernschläue gehörten fraglos dazu. Und Menschenkenntnis. Mit dieser erkannte und schätzte er sehr bald das Verhandlungsgeschick Zinks, das dieser bei zahlreichen Gelegenheiten offenbarte. Mehr als einmal saß er scheinbar unbeteiligt daneben, während Zink seine Verhandlungspartner geradezu zu hypnotisieren schien. Sein stechender Blick widersprach seinen freundlichen, oftmals schleimigen Worten aufs Heftigste, es war aber scheinbar genau dieser Widerspruch, der seine Kontrahenten verwirrte und die Verhandlungen so ungewöhnlich oft von Erfolg gekrönt sein ließen.
    Einige Monate darauf sollte Jakob auf Ausbildungsreise gehen. Nach Venedig und Rom, dorthin, wo die hohe Schule des Handels zu erlernen war und wo mit wirklich harten Bandagen gekämpft wurde.
    »Das wäre eine gute Schule, um auch unserem jungen Zink einmal die große, weite Welt des Handels zu zeigen«, hatte Ulrich vorgeschlagen. »Auch er sollte die neuen Geschäftsmethoden lernen, mit denen die Italiener arbeiten.«
    Johannes Zink jubilierte innerlich. Das war die perfekte Gelegenheit, sein Können und seinen Ehrgeiz zu demonstrieren. Den älteren Fugger-Regierern wie auch dem jungen Jakob. Kühn und unternehmungslustig wollte er die Welt erobern, wie ein echter deutscher Kaufmann eben. Allein auf sich gestellt; weder vom Reich noch vom Kaiser unterstützt. Nur seiner Nase und seinem Geschäftssinn vertrauend. Sonst niemandem. Sich selbst um seine eigene Sicherheit kümmernd. Dass der Weg zum Erfolg steinig und dornenreich war,

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