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Der parfümierte Todeshauch

Der parfümierte Todeshauch

Titel: Der parfümierte Todeshauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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Austro-Balkans investiert, und beinahe hätte ich auch Durocher & Cie. mit
hineingezogen. Das ist der Grund — Janine hatte recht — , weshalb ich nervös
und unruhig bin. Aber ich habe nie um mein Leben gefürchtet.»
    «So was in der Art hatte ich mir gedacht.
Übrigens habe ich das Mademoiselle Valromay gegenüber erwähnt, ohne zu wissen,
ob ich damit richtig lag. Ich glaube, ich habe sie beruhigen können. Aber sie
war nicht ausschließlich deshalb zu mir gekommen, weil sie sich Sorgen um Sie
machte. Nachdem sie diesem Baptiste entwischt war, wollte sie sich zu Paul Grillat
flüchten. Da die beiden, wie Sie mir selbst erzählt haben, so gut wie verlobt
waren, betrachtete sie ihn als so etwas wie ihren — entschuldigen Sie, Monsieur
— natürlichen Beschützer. Doch sie konnte ihn nirgendwo auftreiben. Also kam
sie zu mir. Meine Adresse mußte sie wahrscheinlich aus dem Telefonbuch
herausgesucht haben. Anscheinend hatte sie den jungen Mann seit mehr als einer
Woche nicht mehr gesehen.»
    «Ja, das stimmt!» rief der Bankier. «Wir haben
Paul seit mehr als einer Woche nicht mehr gesehen. Mir war das gar nicht
aufgefallen. Mein Gott, bei meinen persönlichen Schwierigkeiten... Paul weiß
noch nicht einmal, daß ich Sand und Kies habe kommen lassen, damit er mit den
Arbeiten im Park beginnen kann. Er hat mir damit nämlich keine Ruhe gelassen,
und schließlich habe ich mich dazu durchgerungen, auch wenn ich für solche
schnurgeraden Ziergärten nicht viel übrig habe. Doch die Pläne, die er mir
gezeigt hat, haben mich überzeugt. Und außerdem dachte ich, ich könnte Janine
damit eine Freude machen. Ich persönlich bin mit dem Wildwuchs da draußen ganz
zufrieden, ja, ich möchte sogar sagen, daß ich eine gewisse Vorliebe dafür
habe. Aber Sie werden mir zustimmen, daß das keine geeignete Umgebung für ein
junges Mädchen ist...»
    Er runzelte die Stirn.
    «Paul scheint es jedoch nicht eilig zu haben,
mit den Arbeiten zu beginnen. Ich glaube, ich habe Ihnen schon gesagt, daß ich
ihn für einen kleinen Spaßvogel halte. War nur so ein Eindruck... aber jetzt
frage ich mich so langsam... Na ja, auf ein, zwei Wochen soll es mir nicht
ankommen. Also, Janine konnte ihn nirgends finden, sagen Sie? Seltsam...»
    «Das fand Ihre Patentochter auch. Sie
befürchtete das Schlimmste.»
    Buard stieß einen Seufzer aus.
    «Immer dasselbe... ihre Phantasie!»
    «Vielleicht, Monsieur, aber in diesem Fall
sollte sie recht behalten.»
    Und ich erzählte ihm von unserer Suche im
«Village», die uns in den Club-Vert geführt hatte.
    «Um Himmels willen!» stieß er hervor und sprang
aus seinem Sessel auf. «Was erzählen Sie da?»
    «Ich singe Ihnen Grillats Requiem. Haben Sie
keine Zeitung gelesen?»
    «Ich hatte was Wichtigeres zu tun.»
    «Hier, die Mittagsausgabe des Crépu.»
    Ich reichte ihm die Ausgabe, die auf der dritten
Seite mit dem kurzen Artikel aufgeschlagen war.
    «Um Himmels willen!» murmelte er wieder. «Was
hat das zu bedeuten?»
    «Ärger, Monsieur, fürchte ich. Für Sie und für
mich. Würde mich wundern, wenn die Flics nicht in den Taschen des Toten ein
Notiz- oder Adreßbuch gefunden hätten, in dem unsere Namen stehen.»
    «Glauben Sie, die Polizei gibt sich soviel Mühe
bei einem normalen Unfall?»
    «Eventuell werden sie begreifen, daß es sich
eben keineswegs um einen normalen Unfall handelt.»
    Er war gerade dabei, sich auf den Schrecken hin
einen großen Schluck zu genehmigen. Bei meinen letzten Worten verschluckte er
sich.
    «Was?»
    «Ein paar Stunden vor seinem Tod war Grillat
hinter mir hergerannt. Ich glaube nicht, daß er mich um Feuer bitten wollte.»
    «Aber das ergibt doch gar keinen Sinn, verdammt
noch mal! Ermordet! Warum denn?»
    «Tja, das... Grillat verkehrte sicherlich nicht
nur mit Bankiers und Patentöchtern von Bankiers. Seit einiger Zeit wimmelt es
in Saint-Germain von süchtigen Künstlern und dubiosen Süchtigen. In dieser
Richtung werden sich die Ermittlungen bewegen, wenn die Flics die Unfallthese
aufgeben. Aber das wird sie nicht davon abhalten, uns ein paar Fragen zu
stellen.»
    Buard schwieg eine Weile. Dann nahm er noch
einen kräftigen Schluck und sagte schließlich:
    «Das gefällt mir nicht, Burma. Das gefällt mir
ganz und gar nicht. Wissen Sie, ich habe schon genug Ärger mit Austro-Balkans. Manchmal genügt eine Kleinigkeit, um einen guten Ruf zu ruinieren...»
    Er begann unruhig im Zimmer auf und ab zu gehen
und dabei vor sich hinzubrummen. Offenbar hatte er mich

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