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Der parfümierte Todeshauch

Der parfümierte Todeshauch

Titel: Der parfümierte Todeshauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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wahr? Wunderbar! ... Äh...Es tut
mir leid, daß ich Sie nicht bitten kann, zum Abendessen zu bleiben. Aber Mutter
Ravier konnte das ja nicht wissen und hat bestimmt nichts Anständiges
vorbereitet. Unter den gegebenen Umständen habe ich nämlich keinen großen
Appetit, und da sie um diese Zeit gewöhnlich nach Hause geht, möchte ich sie
nicht bitten, sich wieder an den Herd zu stellen.»
    «Das verstehe ich vollkommen», erwiderte ich und
erhob mich meinerseits. «Außerdem muß ich mich ebenfalls verabschieden. Ach,
noch etwas... Es betrifft den Unfall von Mademoiselle Valromay Ich habe den
Eindruck, daß die Gendarmen mir nicht alles erzählt haben.»
    Ich faßte ihren «Bericht» zusammen. Buard nickte
und bestätigte das Gehörte.
    «Und warum meinen Sie, daß sie Ihnen etwas
verheimlicht haben?» fragte er.
    «Wegen des Revolvers. Janine hat einen Revolver
mitgenommen, als sie hier aus dem Haus lief. Um ihn wegzuwerfen, wie sie mir
sagte, da sie befürchtet habe, Sie würden ihn gegen sich selbst richten. Noch
so eine verrückte Idee! Aber dann hat sie den Revolver doch nicht weggeworfen,
und als sie aus meiner Wohnung abgehauen ist, hat sie ihn mitgenommen. Es
könnte natürlich sein, daß sie ihn unterwegs in den Straßengraben geworfen hat.
Aber warum hat sie ihn dann nicht bei mir gelassen? Er muß sich bei dem Unfall
noch in ihrer Handtasche befunden haben. Die Gendarmen haben ihn jedoch nicht
erwähnt.»
    «Einen Revolver?» fragte Buard. «Was für einen?»
    «Einen Trommelrevolver Kaliber 8.»
    Langsam ging er zu seinem Schreibtisch, öffnete
eine Schublade, holte einen schweren, metallenen Gegenstand heraus und warf ihn
auf die Schreibtischunterlage. Es war die fragliche Waffe.
    «Ach, verstehe!» rief ich. «Der Brigadier, der
übrigens große Stücke auf Sie hält, Monsieur, wollte Ihrer Patentochter nicht
auch noch das unerlaubte Tragen einer Waffe anhängen, nicht wahr?»
    «Aber ganz und gar nicht!» erwiderte er. «Die
Gendarmen wissen nicht, daß sie die Waffe bei sich trug. Bei dem Unfall muß
sich wohl ihre Handtasche geöffnet haben, denn der Revolver lag in einiger
Entfernung im Straßengraben. Glücklicherweise habe ich ihn vor den Gendarmen
gefunden, rein zufällig, als ich am Unfallort eintraf. Natürlich habe ich
nichts gesagt. Genausowenig wie ich Baptiste erwähnt habe, den ich sehr gut
hätte einsperren lassen können, statt ihn nur einfach rauszuschmeißen. Ich
möchte keinen Skandal, Monsieur Burma.»
    Das hatte ich bereits bemerkt. Er legte die
Kanone in die Schublade zurück und begleitete mich hinaus. Auf dem Weg zu
meinem Wagen bat er mich, ihm Bescheid zu geben, sobald ich etwas Neues in
bezug auf Paul Grillat erfahren würde.

Der Zauberwald
     
     
     
    Die Gendarmen hatte mir nichts von dem Revolver
erzählt, weil sie nichts von ihm wußten. Demnach gab es keinen Grund für die
Annahme, daß sie mir irgend etwas in bezug auf Janines Unfall verschwiegen
hatten. Doch ich mußte immer wieder daran denken, daß dem Mädchen in letzter
Zeit allerhand zugestoßen war. Dafür, daß sie frisch aus dem Internat kam,
versuchte sie, ihre Erfahrungen mit den Härten des Lebens verdammt schnell auf
den neuesten Stand zu bringen. Es wäre vielleicht nicht schlecht, wenn ich
einen Blick auf diese berühmte und gefährliche Kreuzung werfen würde!
    Buard und ich waren bereits an dem Unfallort
vorbeigefahren, als wir aus der Klinik gekommen waren. Außer dem Hinweisschild
hatte mich der Abdruck eines Scheinwerfers auf dem Stamm einer Platane darauf
hingewiesen. Ich orientierte mich und fuhr in Richtung Forêt de Fontainebleau.
    Kurz vor dem Ziel sah ich auf der linken Seite
zwischen den Bäumen hindurch weiter unten einen Tümpel, an dem sich eine Horde
Jungen tummelte. Einige patschten mit nackten Füßen in der dreckigen Brühe herum.
Man mußte schon eine Bärennatur haben, um sich dort seine Füße zu waschen!
    Ich überließ die kleinen Artisten ihren
Wasserspielen, fuhr noch ein Stück weit auf dieser wirklich nicht gemütlichen
Straße und gelangte schließlich zu der Kreuzung.
    Ich hielt an, stieg aus und untersuchte den
Unfallort. Was genau ich suchte, wußte ich nicht; und ob ich etwas fand, weiß
ich bis heute nicht. Doch ich meinte, kurz vor dem Baum, gegen den Janine
gefahren war, auf dem holprigen Asphalt einen vom nächtlichen Regen nur
unzureichend weggewaschenen Ölfleck zu entdecken. Mich fröstelte. Man sollte
nicht gleich übertreiben und die Dinge komplizierter machen,

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