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Der parfümierte Todeshauch

Der parfümierte Todeshauch

Titel: Der parfümierte Todeshauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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als sie in
Wirklichkeit sind, sagte ich mir. Ja, die Spuren rührten von einem Ölfleck her;
aber gleich darauf zu schließen, daß jemand Öl verschüttet hatte, damit das
junge Mädchen ins Schleudern geraten und sich den Hals brechen sollte... Sicher
war das purer Zufall. Und wer hätte Voraussagen können, zu welcher Uhrzeit
Janine hier vorbeikommen würde? Jedenfalls hatten die Gendarmen auch diesen
Ölfleck nicht erwähnt. Ich hatte den Eindruck, daß sie ihre Ermittlungen auf
das Allernotwendigste beschränkt hatten: Ich beschloß, die meinen etwas
voranzutreiben und mich gründlich umzusehen. Aber ich entdeckte nichts Verdächtiges,
und so ging ich wieder zu meinem Wagen zurück.
    Zwei junge Burschen, einer mit einem gestreiften
T-Shirt, Shorts und Turnschuhen in beklagenswertem Zustand, der andere mit
einem Blouson und einem Slip bekleidet, strichen um meinen Wagen herum. Ich muß
sagen, daß ich einen Dugat 12 fahre, ein Modell, das seine glorreichen Zeiten
hinter sich hat und seit langem schon nicht mehr gebaut wird, so daß es stets
die Neugier auf sich zieht. Vor allem die der Snobs. Die beiden hier hatten
allerdings nichts von Snobs an sich. Von den Zehenspitzen bis hinauf über die
Knie waren sie schlammbedeckt, hier und da mit Blättern verziert. Auch ihre
nassen Hände starrten vor Dreck. Mehr brauchte man nicht dazu zu sagen. Als
Detektiv schloß ich sogleich darauf, daß sie direkt aus dem Tümpel kamen.
    «Sagen Sie mal, M’sieur», sprach mich der mit
den Shorts an, indem er auf meinen Wagen zeigte, «so welche sieht man auch
nicht oft, was?»
    «Der wird nicht in Serie gebaut», klärte ich ihn
auf.
    «Sieht man! Fährt er denn gut, M’sieur?»
    «Nicht schlecht... Scheiße, Hände weg!»
    Er war nämlich drauf und dran, seine schmierigen
Hände auf meinen Dugat zu legen.
    «Wo habt ihr euch denn so eingesaut, ihr beiden?
In dem Tümpel da drüben?»
    «Ja, M’sieur.»
    «Und was treibt ihr da? Fangt ihr Frösche?»
    «Zuerst, ja... aber dann haben wir was Besseres
gefunden...» Er grinste. «Wir haben nämlich ‘ne Leiche entdeckt, M’sieur.»
     
     
     
    Ich konnte nicht anders, ich sprang, sportlich,
wie ich bin, etwa zehn Zentimeter hoch.
    «Eine Leiche? In dem Tümpel da?»
    «Ja, genau! Mit einem dicken Stein am Hals. Die
anderen sind gerade dabei, sie rauszuholen.»
    Er wollte sich halbtot lachen.
    «Die Leiche von einem Köter, muß ich dabei sagen!»
    Er freute sich königlich über seinen gelungenen
Scherz. Auch ich quälte mir ein Lachen ab, noch ein wenig grün um die Nase (vor
Arger, weil er mich reingelegt hatte); aber vielleicht war der Junge ja
farbenblind und merkte es nicht.
    «Ha, ha, sehr witzig!» lachte ich. «Ein
Hundekadaver, sagst du? Ich hab aber auch ‘n Glück! Dachte schon, es wär meine
Schwiegermutter.»
    «Vielleicht liegt die noch tiefer im Schlamm, M’sieur.
Hängt ganz vom Gewicht ab. Brüllt Ihre Schwiegermutter auch so rum?»
    «Nicht, wenn sie tot ist.»
    «Bei dem Köter ist es dasselbe. Der wird nie
mehr wieder den Vollmond anheulen.»
    «Ach, so einer war das?»
    Ich mußte an den Hund denken, über den sich
Janine beklagt hatte.
    «Ja», sagte der Junge im Slip. «Was für’n Schiß
meine Schwester vor dem gehabt hat! Schiß ist gar kein Ausdruck!»
    Hier brachen die beiden ihre Schilderung ab, da
sie von ihren Freunden herangewunken wurden. Sie rannten zum Tümpel. Ich setzte
mich in meinen Wagen, wendete und fuhr ihnen nach. Als ich oberhalb des Tümpels
hielt, zog die kleine Bande ihre unappetitliche Beute die Böschung hoch.
    Es war eine reinrassige Promenadenmischung mit
langhaarigem Fell, offenbar mit einem Meerschweinchen gekreuzt und alt genug,
um zu krepieren, soweit ich das beurteilen konnte. Der Strick hing noch um
seinen Hals, aber den Stein, von dem der Junge in den Shorts gesprochen hatte,
hatten sie schon abgemacht. Der Hundeleib war nicht aufgequollen. Als man ihn
versenkt hatte, war er also schon tot gewesen.
    Innerhalb der Clique waren die Meinungen
geteilt: Was sollte man mit dem scheußlichen Fund machen? Die einen waren
dafür, ihn wieder in die Brühe zu schmeißen oder ihn zu beerdigen, die anderen
wollten ihn ins Dorf bringen.
    «Der Köter heißt », sagte
der Älteste der Bande, der schon so seine siebzehn Jahre haben mußte, «und
gehört Robert. Er sucht ihn schon seit ein paar Tagen. Wird traurig sein. Und
wahrscheinlich wird er meinen, daß wir dahinterstecken. Los, begraben wir den
Kadaver. Ich hab

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