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Der parfümierte Todeshauch

Der parfümierte Todeshauch

Titel: Der parfümierte Todeshauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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Gepäckträger zu
befestigen.
    «Er ist kein schlechter Kerl», sagte sein Freund
zu mir. «Im Gegenteil, er ist gutmütig. Aber er hing sehr an dem Köter, und als
er sah, daß man ihn ersäuft hat, sind bei ihm die Sicherungen durchgebrannt.
Achten Sie nicht auf das, was er sagt!»
    Er ging zu dem Untröstlichen. Die beiden stiegen
auf ihre Sättel und fuhren davon.
    Auch die Jungen machten sich aus dem Staub.
    Ich blieb allein mit dem rauschenden Wald, in
dem meine Gedanken spazierengingen. Sei es wegen marxistischer Überreste,
bloßem Neid oder irgend etwas anderem, Robert schien den Bankier nicht ins Herz
geschlossen zu haben. Auch fiel es ihm leicht, seinen Haß auf Monsieur Buards
Verwandte, Freunde und Bekannte auszudehnen. «Die sollen ruhig auch krepieren!»
hatte er gebrüllt. Wenn irgend etwas an Janines Unfall faul war, dann könnte
Robert seine Finger im Spiel gehabt haben. Aber war denn etwas daran faul an
dem Unfall?
    Die kommende Nacht versprach, milde zu werden.
Nichts Dringendes rief mich nach Paris zurück. Ich beschloß, hier in der Gegend
etwas zu essen und gesunde Landluft zu schnuppern. Und nebenbei könnte ich ein
paar Informationen über Robert sammeln...
    Ich startete meinen Dugat und fuhr in die
Richtung, die die beiden Mopedfahrer und die jungen Kadaverfischer
eingeschlagen hatten.
    Ich speiste am Rand von Samois in einem
Gasthaus, das von außen nicht gerade einladend aussah, dessen Küche jedoch
erstklassig war. Nach der Mahlzeit traf ich zufällig Jules, den
siebzehnjährigen Jungen, der soviel Angst vor Robert gehabt und den ich aus
dessen Karnickelfanggriff errettet hatte. Ich konnte auf seine Dankbarkeit
zählen und fragte ihn über den jähzornigen Hundehalter aus.
    So erfuhr ich, daß dieser Robert mit Nachnamen
Vi-goud hieß. Er war hier geboren — seine Eltern hatten bereits vor einer
Ewigkeit das Zeitliche gesegnet — , arbeitete jedoch in Fontainebleau. Vor
einigen Jahren hatte er hier in Samois gearbeitet, dann aber in Melun einen Job
gefunden, in einer Fabrik für... Na ja, in einer Fabrik eben! Jules wußte
nicht, was das für eine Fabrik gewesen war. Vor kurzem dann war Robert wieder
in diese Gegend zurückgekehrt. Er galt als ziemlich gewalttätiger,
streitsüchtiger Stänkerfritze. Man hatte ihm schon oft prophezeit, daß er mit
seiner Brillenschlange noch einmal großen Arger bekommen würde. Warum? Nun,
weil Brillenschlange genauso bekloppt gewesen war wie sein Herrchen und weil
der Köter den Mond angebellt hatte, daß es nur so eine Freude gewesen war — allerdings
nicht für alle. Apropos, warum hatte Robert ihn «Brillenschlange» genannt? Weil
die Zeichnung seines schwarzen Fells um die Augen wie eine Brille ausgesehen
hatte. Ach ja? Ja. Gut. Hatte er mit Monsieur Buard Scherereien gehabt? Robert,
meinte ich, nicht Brillenschlange. Oh, nicht mehr als andere, Jules’ Meinung
nach. Aber Robert wilderte gern ein wenig, und vielleicht mochte Monsieur Buard
Wilderer nicht besonders — «diese Geldsäcke, Sie verstehen» — und hatte ihn beim
Oberförster angezeigt. Vielleicht. Nichts Genaues wußte Jules nicht.
    Ich verabschiedete mich von dem Jungen und ging
ein wenig spazieren, um die gesunde Landluft zu genießen. Die Nacht war
inzwischen hereingebrochen. Schließlich landete ich in einer Kneipe, in der
mehrere Leute den «Fall» diskutierten. Robert Vigoud stand an der Theke, blau
wie ein Veilchen. Er werde das Schwein umbringen, krakeelte er. Gemeint war der
Brillenschlangentöter. Ich hatte das Lokal nur deshalb betreten, weil ich
Robert durchs Fenster gesehen hatte. Er war sternhagelvoll, so daß er mich
nicht erkannte. War vielleicht besser so. Ich setzte mich still in eine Ecke
und bestellte einen Cognac. Der Wirt brachte mir das Gewünschte, während er
noch mit dem Besoffenen redete. Er solle nicht solch ein Theater machen,
schließlich habe man ja nicht seine Frau umgebracht.
    «Bin nicht verheiratet», knurrte Robert.
    «Irgendwie ist das deine eigene Schuld», sagte
der Wirt, nachdem er wieder seinen Platz hinter der Theke eingenommen hatte.
    «Was ist meine Schuld? Daß ich nicht verheiratet
bin?»
    «Nein, daß sie deinen Köter ersäuft haben. Die
Leute hatten einfach die Schnauze voll! Wer mag schon Hunde, die Nacht für
Nacht vor irgendeinem Fenster rumjaulen? Hättest ihn an die Kette legen
sollen.»
    «Ich hab ihn nie jaulen hören», widersprach
Robert. Er klammerte sich an die Theke wie ein Ertrinkender an eine
Rettungsboje. «Aber ob er

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