Der Partner
weiß es nicht.«
Guy schob den Hebel in die Ausgangsposition zurück und wartete ein paar Sekunden, damit Patrick sich erholen konnte. Dann fragte er ruhig: »Wo ist das Geld?«
»Ich schwöre, ich weiß es nicht.«
Ein weiterer Schrei gellte durch die Hütte und drang durch die offenen Fenster in die Schlucht zwischen den Bergen, wo er leise widerhallte, bevor er sich im Dschungel verlor.
Das Apartment in Curitiba lag in der Nähe des Flughafens. Eva wies den Taxifahrer an, auf der Straße zu warten. Sie ließ ihre Reisetasche im Kofferraum, nahm nur ihren Aktenkoffer mit.
Sie fuhr mit dem Fahrstuhl in den neunten Stock. Der Flur lag ruhig und dunkel vor ihr. Es war fast elf Uhr abends. Sie bewegte sich vorsichtig vorwärts und schaute sich prüfend um. Sie schloss die Wohnungstür auf, dann schaltete sie rasch mit einem weiteren Schlüssel die Alarmanlage aus.
Danilo war nicht in der Wohnung; das war zwar keine Überraschung, aber doch eine Enttäuschung.
Keine Nachricht auf dem Anrufbeantworter. Nirgendwo ein Lebenszeichen von ihm. Ihre Angst wuchs.
Sie konnte nicht lange bleiben, weil die Männer, die Danilo in ihrer Gewalt hatten, vielleicht schon auf dem Weg hierher waren. Obwohl sie genau wusste, was sie zu tun hatte, wirkten ihre Bewegungen gezwungen und langsam. Die Wohnung bestand nur aus drei Zimmern, und sie durchsuchte sie schnell.
Die Papiere, denen ihr Interesse galt, lagen in einem verschlossenen Aktenschrank im Wohnzimmer.
Sie öffnete die drei schweren Schubladen und packte deren Inhalt in einen eleganten Lederkoffer, den Patrick in einer Abstellkammer in der Nähe aufbewahrte. Der weitaus größte Teil des Materials bestand aus Finanzunterlagen, obwohl es für ein derart großes Vermögen nicht gerade viele waren. Er hatte seine Spuren auf Papier stets so gering wie möglich gehalten. Er kam einmal im Monat hierher, um Unterlagen aus seinem Haus zu verstecken, und mindestens einmal im Monat wanderte überflüssig gewordenes Papier in den Reißwolf.
Fürs erste konnte Danilo nicht mehr wissen, wo sich seine Papiere befanden.
Sie schaltete die Alarmanlage wieder ein und verließ das Apartment. Keiner in dem engverwinkelten Gebäude hatte sie gesehen. Sie nahm ein Zimmer in einem kleinen Hotel in der Innenstadt, in der Nähe des Museums für zeitgenössische Kunst. Die Banken in Asien hatten geöffnet, und in Zürich war es fast vier Uhr. Sie packte ein kleines Faxgerät aus und schloss es an den Telefonanschluß in ihrem Zimmer an. Wenig später war ihr kleines Bett mit Anweisungen und Vollmachten für telegraphische Überweisungen bedeckt.
Sie war müde, aber an Schlaf war jetzt nicht zu denken. Danilo hatte gesagt, sie würden sie suchen.
Sie konnte nicht nach Hause. In Gedanken war sie nicht bei dem Geld, sondern bei ihm. Lebte er noch? Und wenn ja, wie sehr musste er leiden? Wieviel hatte er ihnen bereits erzählt, und um welchen Preis?
Sie strich sich über die Augen und begann, die Papiere zu sortieren. Sie hatte keine Zeit für Tränen.
Beim Foltern erzielt man nach etwa drei Tagen periodisch wiederkehrender Behandlung die besten Ergebnisse. Auch der stärkste Wille wird langsam gebrochen. Das Opfer denkt, während es auf die nächste Sitzung wartet, nur noch an die Schmerzen, die in seinem Kopf ein immer größeres Ausmaß annehmen. Drei Tage, und die meisten Leute zerbrechen, lösen sich gewissermaßen psychisch in ihre Bestandteile auf.
Guy hatte keine drei Tage. Sein Gefangener war nicht jemand, den man in einem Krieg gefangengenommen hatte, sondern ein vom FBI gesuchter amerikanischer Staatsbürger.
Gegen Mitternacht ließen sie Patrick für ein paar Minuten allein, damit er leiden und über die nächste Runde nachdenken konnte. Sein Körper war schweißgebadet, seine Haut von den Stromstößen und der Hitze gerötet. Unter dem Band auf seiner Brust, wo die Elektroden viel zu fest aufgeklebt worden waren und sich bereits in sein Fleisch gebrannt hatten, sickerte Blut hervor. Er rang nach Luft und leckte sich die trockenen, ausgedörrten Lippen. Die Nylonseile an seinen Handgelenken und Knöcheln hatten die Haut wundgescheuert.
Guy kehrte allein zurück und ließ sich auf einem Schemel neben der Folterbank aus Sperrholz nieder.
Eine Minute lang war es beinahe vollkommen still im Zimmer; das einzige Geräusch war Patricks Atem, während er versuchte, wieder zu Verstand zu kommen. Er hielt die Augen fest geschlossen.
»Sie sind ein Dickschädel«, sagte Guy
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