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Der Pate von Bombay

Titel: Der Pate von Bombay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vikram Chandra
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überschritten hatte, daß sie weder zugeben konnte noch würde - schon gar nicht über eine öffentliche Telefonleitung -, Gaitonde als V-Mann eingesetzt zu haben. »Wir haben seine Operationen beobachtet«, sagte sie. »Wir haben herausgefunden, daß er Waffen importiert hat. Dann haben wir ihn aus den Augen verloren. Bis er in Mumbai wieder aufgetaucht ist.«
    »In diesem Gebäude?«
    »Ja, als er mit Ihnen geredet hat. Vielleicht wollte er Ihnen etwas über die Bedrohung sagen, bevor Sie eingedrungen sind.«
    Vielleicht war er also schuld, wenn es in seiner Stadt eine echte Bombe gab. Eine echte Bombe in dieser echten Stadt. War es das, was Gaitonde ihm zum Schluß hatte sagen wollen, als Sartaj weggegangen war und den Bulldozer losgeschickt hatte? Sartaj hatte Gaitonde das Wort abgeschnitten, hatte mitten im Satz seine Geschichte abgewürgt, und dann hatte er ihn tot vorgefunden. Doch es war sehr heiß gewesen, und Gaitonde hatte, dort hinter seiner Stahltür, eine gehörige Arroganz an den Tag gelegt. »Aber das ist jetzt schon Monate her«, sagte Sartaj. »Und es ist nichts passiert. Und Sie haben ja auch gesagt, daß es keine konkrete Bedrohung gibt.«
    »Trotzdem wüßte ich gern, was ihn getrieben hat. Warum er dieses Haus gebaut hat.«
    Sartaj wurde es plötzlich seltsam kalt. »Ich werde mit Zoya Mirza reden«, sagte er. »Zumindest werde ich es versuchen.«
    »Gut. Es wird Ihnen sicher gelingen. Übrigens gibt es noch einen weiteres interessantes Detail.«
    »Und zwar?«
    »Das Geld, das Sie in Jojos Wohnung gefunden haben, ist gefälscht.«
    »Die Banknoten? Alle?«
    »Ja. Es handelt sich um sehr gute Fälschungen. Sie werden jenseits der Grenze produziert, in Pakistan, und sind im Laufe der letzten acht bis zehn Jahre in beträchtlichen Mengen eingeführt worden. Sie werden oft zur Finanzierung von Operationen der anderen Seite hier im Land benutzt. Und sie sind weit verbreitet.«
    »Jojo hatte ganze Stapel davon. Noch verpackt.«
    »Richtig. Was an sich schon interessant ist. Aber wir haben außerdem festgestellt, daß Tinte und Papier bei den neueren Scheinen sehr viel besser sind. Jojos Scheine gehören alle zu dieser neueren Generation, die noch nicht so verbreitet ist. Eine der wenigen anderen Gelegenheiten, bei denen eine größere Menge dieser neuen Banknoten gefunden wurde, war eine gemeinsame Razzia des IB und der Polizei von Meerut im Zusammenhang mit Waffenschmuggel. Damals war kurz vor Meerut ein Matador-Kleinbus mit einem Überlandbus zusammengestoßen. Der Fahrer des Kleinbusses kam ums Leben, ein zweiter Fahrzeuginsasse überlebte, und hinten im Wagen unter der Bodenabdeckung fand die Polizei dreiundzwanzig Sturmgewehre. Als der überlebende Insasse am nächsten Tag verhört wurde, erklärte er, er wisse nicht, für wen er arbeite, er habe einfach nur den Kleinbus von Delhi nach Meerut bringen sollen. Sonst wisse er gar nichts. Aber er konnte der Polizei sagen, wo die Männer zu finden waren, die ihn in Delhi für diesen Job angeheuert hatten. Also führte die Polizei eine Razzia in dem entsprechenden Haus in Delhi durch. Sie nahm drei Männer fest und fand hundertneununddreißig AK-56, vierzig Pistolen, fast achtzehntausend Schuß Munition und zehn Lakhs in bar.
    Das Verhör der Apradhis brachte weitere Namen und Verbindungen zutage. Man ging diesen Hinweisen nach, arbeitete sich durch mehrere Tarnschichten hindurch und fand schließlich heraus, daß der Lieferant dieser Waffen in Mumbai Gaitonde war. So sind wir Gaitondes Waffenschmuggel auf die Spur gekommen. Nach Gaitondes Tod habe ich im Rahmen meiner Ermittlungen die Akte dieses Falls erneut gelesen und beschlossen, noch mal einen genauen Blick auf das beschlagnahmte Geld zu werfen. Und tatsächlich, bei den zehn Lakhs handelte es sich durchweg um diese neuen pakistanischen Banknoten.«
    »Und wer waren die Männer, die in Delhi festgenommen wurden?«
    »Sie gehören einer hinduistischen Untergrundorganisation namens Kalki Sena an, von der wir noch nie gehört hatten. In ihren offiziellen Erklärungen heißt es, daß sie sich auf einen Krieg vorbereiten. Ich habe einige der Schriften gelesen, die bei der Razzia gefunden wurden. Offenbar wollen sie ein Hindu Rashtra 272 aufbauen. Nach dem Krieg, der das fürchterliche Ende des Kaliyug sein wird, soll es eine perfekte Nation geben, die sich an den uralten hinduistischen Prinzipien orientiert.«
    »Ram rajya.« 522
    »Genau, Ram rajya.«
    »Und gegen wen soll sich dieser Krieg

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