Der Pate von Bombay
sie.
»Dafür kriegst du von mir mehr gute Ficks als von jeder denkbaren Freundin.«
»Stimmt.« Alle ein, zwei Monate schickte sie uns ein paar Mädels aus Bombay. Sie wurden mit Künstler-Visa nach Singapur oder Jakarta ausgeflogen, als Mitglieder irgendeiner Gesangs- oder Tanztruppe. Die meisten waren tatsächlich Tänzerinnen. Nach der Show wurden sie mit dem Bus an den Küstenabschnitt gefahren, vor dem die Yacht gerade lag. Ein paar waren für die Jungs, aber die besten bekam immer ich. Jojo kannte inzwischen meinen Geschmack. »Du bist wie eine Freundin, die jeden Monat eine neue Version von sich schickt. Du bist die großzügigste Chawi aller Zeiten.«
»Ich bin die erstrebenswerteste Freundin in der Geschichte der Menschheit, Gaitonde. Und nach der besonderen Leckerei, die du nächste Woche von mir bekommst, wirst du mich jeden Morgen in deine Gebete an Parmatma einschließen.«
»Was für eine Leckerei?«
»Sag erst Dankeschön.«
»Wofür?«
»Du solltest mir jeden Tag danken - für alles, was ich für dich getan habe. Aber für das, was ich als nächstes tun werde, ganz besonders.«
»Ein Mädchen?«
»Nicht nur ein Mädchen, Gaitonde. Diese ist ... Sie ist einfach erstaunlich.«
»Laß hören.«
»Also, erstens ist sie Jungfrau.«
»Ja, ja - so wie alle Randis in Bombay.«
»Nein, im Ernst. Laß sie ärztlich untersuchen, wenn du willst. Sie stammt aus einer strenggläubigen Familie in Lucknow.«
»Wenn sie strenggläubig ist, was hat sie dann bei jemandem wie dir verloren?«
»Are, Baba, sie will Schauspielerin werden.«
»Natürlich.«
»Natürlich. Sie ist einen Meter achtzig groß, Gaitonde.«
»Du willst mir wohl das Qutub Minar 506 schicken, Saali.«
»Du bist ein großer Bhai, du brauchst eine große Frau. Und hast du nicht all die ausländischen Models gesehen? Einsachtzig ist gar nichts.«
»Sie ist so schön wie ein Model?«
»Sie wird es einmal sein.«
»Maderchod, und jetzt ist sie häßlich, oder wie? Und dafür soll ich Dankeschön sagen?«
»Gaitonde, die meisten Männer sind dumm. Aber du hast das nicht nötig. Denk mal nach. Ein Mädchen aus einer ganz normalen Familie in Lucknow. Der Vater hat ein kleines Familienrestaurant, die Mutter ist einfach Mutter. Es gibt eine Großmutter, die bei ihnen wohnt. Brüder, sowohl jüngere als auch ältere. Die Eltern schaffen es, alle Kinder auf weiterführende Schulen zu schicken.«
»Na und?«
»Stell dir dieses Mädchen vor - wie ihr Leben in Lucknow aussieht. Sie besucht eine Mädchenschule, kommt zu ihrer Mutter und Großmutter nach Hause. Sie redet nicht mit Jungs, nicht einmal mit denen, die sich auf der Straße über sie lustig machen, weil sie in der sechsten Klasse schon einen Meter siebzig groß ist. Aber dieses Mädchen ist sehr intelligent. Sie liest, sie beobachtet. Irgendwie kommt sie zu dem Schluß, daß ihr das alles nicht reicht. Lucknow und eine Heirat mit Achtzehn, das ist nicht das, was sie will.«
»Ganz Indien ist voll von solchen Idiotinnen«, sagte ich. »Das ist der schlechte Einfluß von Film und Fernsehen.« Jojo ließ ein paar Sekunden von ihrem Vortrag ab und lachte mit mir. Dann fuhr sie fort.
»Sei still, Gaitonde. Sie faßt also einen Entschluß. Entscheidet sich. Mit Achtzehn. Irgendwie schafft sie es, fortzugehen, in die Welt hinauszuziehen. Irgendwie findet sie ihren Weg zu mir. Weißt du, was das erfordert?«
»Ja, sie ist eine Heldin. Ich sollte ihr die Jungs in Bombay unterstellen.«
»Gaitonde, du bist und bleibst ein Mann. Ein Mann versteht einfach nicht, wieviel Mut es kostet, als Frau gegen den Strom zu schwimmen, als Frau einzufordern, daß man seine Träume leben darf. All deine Jungs zusammen bringen nicht ein Tausendstel von diesem Mut auf.«
»Okay, sie ist also die Rani von Jhansi. Und?«
»Kapierst du das denn nicht? Dieses Mädchen will alles. Und sie hat die Kraft und den Mut, es zu bekommen. Sie sieht schon jetzt nicht schlecht aus, aber weil sie es will, wird sie einmal eine Schönheit sein. Sie möchte Model und Schauspielerin werden, und sie wird es auch werden. Glaub mir. Mir ist das nicht gelungen, ich bin gescheitert, aber sie wird es schaffen.«
»Wieso bist du dir da so sicher?«
»Weil sie mich an dich erinnert.«
»Spinnst du? Eine Frau erinnert dich an mich?«
»Das ist ein Kompliment, Gaitonde. Du wirst schon sehen, wie ich das meine. Sie erinnert mich an dich, weil sie ein bißchen furchterregend ist.«
»Ich dachte, du hättest vor gar nichts
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