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Der Pate von Bombay

Titel: Der Pate von Bombay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vikram Chandra
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die meisten total scharf darauf, jedes Chinesenmädchen zu besteigen, das sie nur kriegen konnten. Sie gaben ihr gesamtes Geld für thailändisches, indonesisches und chinesisches Maal aus und waren ganz verrückt nach den deutschen Blondinen, die am Strand ihre Mangos zeigten. Doch nachdem sich die erste Begeisterung gelegt hatte, freuten sie sich auf die indischen Mädchen wie hungernde Flutopfer in Bihari auf die staatlichen Lebensmittelabwürfe. Es tat gut, eine mollige Ghaatan zu vögeln, es tat gut, einen Kishore-Kumar-Song für ein kicherndes Punjabi-Mädchen zu summen, das ihn mühelos verstand. Es war wie Daheimsein.
    Ich erzählte meinen drei Kartenspielern also von den Mädchen, die in zwei Wochen kommen würden, woraufhin sich ihre Mienen deutlich aufhellten. Jetzt hatten sie wieder etwas, worauf sie sich freuen konnten. »Verliert nicht den Kopf, wenn sie kommen«, sagte ich. »Seid nicht dumm, diese Mädchen wissen genau, wie sie einem Mann das Geld aus der Tasche ziehen können. Wenn so eine Chappan-Churi 108 sagt: »Kauf mir nur ein paar schöne Saris‹ oder ›Sieh mal, wie gut mir diese Goldkette steht‹, versucht nicht, den großen Bhai zu mimen. Denn irgendwann fahren sie wieder nach Hause, und ihr steht mit leeren Händen da. Amüsiert euch, aber bewahrt einen kühlen Kopf.«
    »Ja, Bhai«, sagten sie wie brave Schuljungen zu einem Lehrer.
    »Chutiyas, sooft ich es auch sage, es kommt ja doch nicht an. Warten wir mal ab, wie ihr in vier Wochen dasteht.«
    Vier Wochen später war der langsame, aber gründliche Arvind verheiratet. Unter den Mädchen befand sich eine gewisse Suhasini, die ein bißchen an Sonali Bendre erinnerte, weshalb sie sich den Künstlernamen Sonali zugelegt hatte und die entsprechenden Starallüren gleich dazu. Wir holten die Mädchen am Flughafen von Phuket ab, und als der Transporter vor dem Orchid Seaside Hotel vorfuhr, hängte sich Arvind sofort an diese Suhasini. Es war nicht unüblich, daß sich die Jungs und Mädels zu Paaren zusammentaten: Diese hier war Mukunds Mädchen, und diese da nahm Munna. Ramesh wollte es immer mit allen treiben, aber er hielt sich zurück, wenn er sah, daß einer der anderen Jungs auf nur eines der Mädchen abfuhr. Und so konnten Munna oder Mukund zumindest für ein paar Tage tun, als hätten sie eine Chawi, ohne sich bedroht zu fühlen. Das also kannten wir, doch so eine Verbindung wie die zwischen Arvind und diesem Mädchen hatten wir noch nie erlebt. Sicher, diese Suhasini hatte schöne Haut und eine Nase, die, aus einem bestimmten Winkel und in einem bestimmten Licht betrachtet, durchaus an Sonali Bendre denken ließ. Aber letzten Endes war sie einfach nur ein schlaksiges Ding aus Ghatkopar. Außerdem war sie eine Randi. Und Arvind wußte das ganz genau. Schließlich bekam er jeden Abend seinen Lauda gelutscht.
    Als er und das Mädchen zu mir kamen, um meinen Segen für ihre Heirat zu erbitten, lautete der Kommentar der übrigen Jungs, sie könne eben mit Engelszungen reden und Arvind sei ein absoluter, unübertrefflicher Vollidiot. Sie bade jeden Morgen und jeden Abend seinen Chhota-bhai, was zu einem Kurzschluß in seinem Gehirn geführt habe. Ich beruhigte sie, sagte ihnen, sie sollten die Klappe halten und keinen Streit anfachen. Arvinds Blut war in Wallung, und wenn er auf seine höchst gemächliche Art erst einmal in Fahrt kam, war er gefährlich. Genau deshalb hatten wir ihn eingestellt. Ich setzte mich allein mit ihm zusammen und sagte: »Denk doch mal nach. Es gibt zwei Sorten von Mädchen, eine fürs Mauj-Maja 407 und eine fürs Heiraten. Es ist eins, sich zu amüsieren, ja selbst für ein oder zwei Wochen verrückt nach einem Mädchen zu sein. So was kommt vor. Und wenn man morgens und abends einen wegsteckt, übernimmt der Lauda die Kontrolle über das Gehirn, das ist einfach so. Aber eine Heirat ist eine große Sache. Darüber muß man mit klarem Verstand nachdenken. Denk an deine Eltern, an die Leute. Ihr müßt schließlich weiter mit euren Verwandten klarkommen, du und deine Familie. Man kann nicht ewig geheimhalten, wer sie ist. Laß dich nicht hinreißen, nur weil sie aussieht wie Sonali Bendre. Hab deinen Spaß, und dann laß sie ziehen.«
    »Bhai, das mit Sonali Bendre ist mir völlig schnurz. Für mich sieht sie einfach nur aus wie Suhasini. Und ich habe sehr wohl darüber nachgedacht. Ich weiß, daß sie die Richtige ist.«
    »Woher?«
    »Ich weiß es einfach. Ich spüre es hier.« Er legte die Hand auf die Brust:

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