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Der Pate von Bombay

Titel: Der Pate von Bombay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vikram Chandra
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Angst. Nicht mal vor mir.«
    »Ich habe keine Angst vor dir, Chutiya. Was ich meine, ist, daß sie mit ihrer Größe und Zielstrebigkeit wie eine dieser Rakshasa-Frauen aus der Ramayana-Serie wirkt. Du bist der einzige, der mit ihr umgehen kann. Das ist ein Kompliment.«
    »Du meinst wohl, ich bin der einzige, der für diese riesige Jungfrau bezahlen kann. Wieviel?«
    »Viel.«
    »Schon klar. Nenn mir den Preis.«
    »Sie ist nicht unbedingt an Bargeld interessiert.«
    »Sondern?«
    »Ich habe selbst eine Weile gebraucht, um es zu begreifen ... Sie will nicht einfach nur einen Mann. Sie will einen Investor.«
    »Der in was investiert?«
    »In sie. In ihre Zukunft.«
    In diesem Moment verspürte ich die erste Regung echten, warmen Interesses für dieses Geschöpf, das Jojo mir anpries. Vielleicht war diese Randi wirklich so gescheit, wie Jojo behauptete. »Das hat sie selbst gesagt?«
    »Ja. Sie ist sich im klaren darüber, daß eine Laufbahn in diesem ganzen Model- und Film-Busineß nicht einfach so aus dem Nichts kommt. Wenn man reiche Eltern hat, können die vielleicht für die Kleider, den Schauspiel- und Tanzunterricht, das Fitneßstudio, ein Handy, eine Wohnung in Andheri und ein Auto aufkommen. Aber wenn man bloß ein mittelloses Mädchen aus Lucknow ist, dann ist man eine von Tausenden, die mit der Autorikscha von Produzent zu Produzent fahren. Und jeder Fotograf, der einem auch nur eine Aufnahme für die Bewerbungsmappe macht, will einen für ein Nümmerchen in seinen Loft abschleppen. Was bei alldem herauskommt, sind ein Haufen Ficks und vielleicht ein oder zwei Tanzeinlagen in einem Video. Bas. Wer ein Star werden will, muß zuallererst in der Lage sein, nein zu sagen. Außerdem braucht man Geld, um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten und sich so zu präsentieren, daß diese bhenchod Männer aus der Filmindustrie einen respektieren. Deshalb wird die Filmbranche mittlerweile auch von den Kindern der Stars dominiert, weil die nicht nur die Verbindungen haben, sondern auch die nötigen Mittel.«
    »Sie braucht also die nötigen Mittel, um Profit zu machen. Gut, daß sie das begriffen hat.«
    »Ja. Aber sie braucht mehr als das, Gaitonde. Sie will eine Menge an sich machen lassen. Und das ist teuer.«
    »An sich machen lassen?«
    »Kosmetische Operationen. Sie hat recherchiert und eine kleine Karte von ihrem Körper angelegt, auf der alles markiert ist. Mit dem jeweiligen Preis an den einzelnen Stellen. Und sie weiß genau, zu welchem Arzt sie will und wie das alles abläuft. Sie hat Fotos von Schauspielerinnen, Models und reichen Frauen, Gaitonde, und sie weiß von jeder, was sie hat machen lassen. Du kannst dir gar nicht vorstellen, was für Operationen all diese berühmten Menschen hinter sich haben und wie gut sich dieses Mädchen auskennt. Diese Nase ist gut, sagt sie, aber diese da ist noch besser. Sie ist eine echte Expertin. Sie hat alle Informationen in einem Ordner mit dem Titel ›Körper‹ gesammelt.«
    Sehr interessant, dachte ich. Eine Frau, die systematisch denkt. »Gut«, sagte ich. »Führ mir dieses sagenhafte Wesen vor. Wieviel?«
    »Gaitonde, probier nicht, irgendwelchen Unfug mit diesem Mädchen zu machen. Wenn sie den Eindruck hat, daß du versuchst, sie übers Ohr zu hauen, bringt sie sich eher um, als daß sie dich an sich heranläßt.«
    »Ja, ja. Wieviel?«
    »Für ein erstes Treffen nichts. Triff dich mit ihr, und entscheide selbst. Das Flugticket bezahle ich.«
    Das war nun wirklich erstaunlich. »Jojo, du klingst, als wärst du verliebt. Bist du etwa im fortgeschrittenen Alter noch zur Mösenlutscherin geworden? Bidu, in diesem Fall übernehme ich die Rechnung. Nimm sie, nimm sie.«
    »Gaitonde, hör auf, so einen Schwachsinn zu reden. Wenn ich auf Mädchen stehen würde, hätte ich dir das längst gesagt. Ich investiere schlichtweg selbst in sie. Nicht nur, um dich zu überzeugen. Ich glaube an dieses Mädchen. Sie kann sich verkaufen.« Jojo benutzte das englische Wort für verkaufen, sell. Der Zischlaut klang bei ihr richtig sexy, wie in ebendiesem anderen englischen Wort: sexy.
    »Du hast ihre Aktien gekauft? Sogar noch vor dem Börsengang?«
    »Du solltest auch welche kaufen, Gaitonde. Wenn du klug bist, tust du es. Aber da ist noch etwas.«
    »Was denn?«
    »Bist du wirklich so weltlich, wie du immer behauptest?«
    »Schließlich gebe ich mich mit dir ab, oder? Ich muß also weltlich und tolerant sein.«
    »Das Mädchen ist nämlich Muslimin. Sie heißt Jamila

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