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Der Pate von Bombay

Titel: Der Pate von Bombay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vikram Chandra
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ich den Schmerz, zugleich aber auch Vergnügen. Ich ließ sie vor mir auf und ab gehen. Sie wußte, daß ich sie gern betrachtete, und setzte sich entsprechend in Szene. Als ich es nicht mehr aushielt, ließ ich sie am Fenster im schwindenden bronzefarbenen Licht auf alle viere gehen und kniete mich vor sie, vor ihren Mund. Es war das dritte Mal an diesem Tag, und es schmerzte, bis ich schließlich bebend Erleichterung fand.
    Danach aßen wir. Ich war selbst ziemlich hungrig, aber ihr beim Essen zuzusehen war geradezu beängstigend. Sie aß durchaus gesittet, mit Messer und Gabel, tupfte sich gelegentlich mit der Serviette die Mundwinkel ab, doch sie vertilgte Mengen, die für drei Männer gereicht hätten. Natürlich konnte sie gepflegt über die aktuellen Themen konversieren, wenn man darauf bestand, sich mit ihr zu unterhalten. Aber eigentlich zog sie es vor, beim Essen zu schweigen. Sie verputzte mehrere Teller Huhn, dann ein oder zwei Teller Lamm und beschloß das Ganze mit mehreren Portionen Eis. Anstelle von Tee oder Kaffee trank sie ein Glas Lassi oder, wenn nichts anderes da war, auch Milch. Bei unserem ersten gemeinsamen Essen hatte sie mir erklärt, sie benötige kein Koffein, jede Zelle ihres Körpers sprinte ganz von allein. Sie brauchte nur fünf Stunden Schlaf pro Nacht, um frisch und erholt auszusehen, kam aber auch mit vier Stunden aus.
    Ich hingegen war von den Anstrengungen des Tages, die alle innerhalb der Wohnung stattgefunden hatten, erschöpft. Ich aß schweigend und nahm dann ein Bad. Als ich aus dem Badezimmer kam, hatte Jamila die Bettdecke zurückgeschlagen und ein Glas warme Milch auf den Nachttisch gestellt. Ich hatte sie gut erzogen. Während sie duschte, schlürfte ich meine Milch und sprach über das Haustelefon mit Arvind. Er wohnte direkt unter uns, im unteren Teil der großen Maisonettewohnung, zusammen mit seiner Suhasini, die mittlerweile keine Ähnlichkeit mehr mit Sonali Bendre aufwies. Guru-ji hatte recht gehabt: Sie waren in ihrer Ehe beide stärker geworden. Arvind war immer noch nachdenklich, doch nun auch entschlußfreudig und pragmatisch; die Energie seiner Frau gab ihm Antrieb. Suhasini hatte ihr großtuerisches, flittchenhaftes Gehabe abgelegt und war auf eine gelassene Art zufrieden. Ich hatte Arvind zum Controller für unsere Operationen im Osten gemacht und ihn in dieser schönen Wohnung - eigentlich waren es zwei Wohnungen - in der Havelock Street untergebracht. Ich traf mich nur hier mit Jamila, nur in diesem Penthouse, sonst nirgends. Unsere Verbindung wurde strikt geheimgehalten, und zwar nicht nur, um mich zu schützen. Es war uns allen klar - Jamila, Jojo und mir daß ein Mädchen, das es einmal zur Miss Universe bringen wollte, nicht mit einem internationalen Gangsterboß in Zusammenhang gebracht werden durfte. Also fanden die Treffen in aller Stille statt. So still, wie auch die großgewachsene Jamila selbst es war. Sie sang nicht einmal unter der Dusche, und wenn wir uns Filme ansahen, lachte, weinte oder klatschte sie nie. Jetzt hörte ich vom Schlafzimmer aus Wasser plätschern, sonst nichts. Ich besprach ein paar geschäftliche Dinge mit Arvind und erkundigte mich nach der schwangeren Suhasini. Danach rief ich Bunty in Bombay an. Als wir fertig waren, hatte Jamila ihre ausführlichen abendlichen Waschungen beendet. Ihr Bereich im Badezimmer sah mit all den säuberlich aufgereihten Salben, Lotions und Shampoos aus wie eine Drogerie. Dennoch hatte Jamila, wenn sie mit aufgestecktem Haar ins Bett kam, nie dieses feuchte, fettig glänzende Gesicht, mit dem sich so viele andere Frauen schlafen legen. Sie sah einfach sauber aus, frisch und gesund.
    Ich schaltete das Licht aus, und wir lagen nebeneinander im Bett. Ich wußte, daß sie noch eine ganze Weile wach liegen würde, mindestens ein oder zwei Stunden, aber sie paßte sich meinem Rhythmus an, war höflich und gefügig. Sie aß, legte sich schlafen, wachte auf, wann ich es wollte. Und jetzt wollte ich schlafen. Doch ihr Körper hielt mich wach.
    Es war nicht nur die Lust, die meine Gedanken wieder wachkitzelte. Befriedigt war ich fürs erste. Was mich beschäftigte, war ihr Körper, seine Kurven, Formen, Proportionen. Wir hatten ihn umgestaltet. Zuerst war Jamilas Hintern korrigiert worden, das heißt, die Pobacken - die bei jedem Menschen asymmetrisch sind - wurden einander angepaßt. Das wenige Fett auf ihren Hüften war abgesaugt und in ihren Gaand gespritzt worden, um ihn rund und knackig zu machen.

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