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Der Pate von Bombay

Titel: Der Pate von Bombay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vikram Chandra
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wütender machte.
    »Du hast richtig gehört. Sprich Englisch.«
    Sie hatte ein spitzes Näschen und ein kleines fliehendes Kinn, und nach einem weiteren Moment der Verwirrung lachte sie, doch nur verhalten und mit bitterer Belustigung. »Ich soll Englisch sprechen?« fragte sie. Dann sprach sie Englisch, und die Wörter rasselten mir im Kopf herum, und ich wußte, daß das wirklich Englisch war, merkte es an den knallenden Konsonanten. »Bas 061 ?« fragte sie.
    »Nein.« Ich war hart, meine Spitze zuckte. »Nicht aufhören.« Sie sprach Englisch, während ich mich auszog. Ich wandte mich ab, um aus der Hose zu schlüpfen und den Revolver zu verstecken. Als ich mich wieder umdrehte, starrte sie an die Decke und sprach Englisch. Ich schob ihre Beine auseinander. »Nicht aufhören.« Ich ritt sie und stieß heftig in sie hinein, und sie drehte das Gesicht zur Seite und redete. Ich bäumte mich auf, sah ihre im Lampenschein sandfarbene Haut und hörte ihre Worte. Ich verstand nichts, aber der Klang wurde mir im Kopf zur zornigen Erregung. Dann spürte ich ein fernes Überfließen, weit unten, und wurde ruhig.

    Ich war sehr müde, Sardar-ji. Ich fiel förmlich in meine Schritte, auf dem Weg zu meinem Gold. Daß ich beim Gehen fast vornüberkippte, hielt mich in Bewegung, doch mit jedem erschöpften In-die-Knie-Sacken wuchs meine Angst. Ich war jetzt ganz in der Nähe des Goldes, erkannte jede Kreuzung wieder, die Umrisse bestimmter Gebäude, schattiger Bäume. Der Mond war nicht zu sehen, trotzdem war die Nacht hell, und auf dem unbebauten, offenen Gelände machte ich deutlich das schwarze Band der Straße aus und das Weiß eines Meilensteins. Das Gold war fort, gestohlen, meine Brust wie ausgehöhlt. Ich war mir sicher: Es war fort, war aus meinem Leben verschwunden. Ich konnte eigentlich auch gleich aufgeben. Und es würde so leicht sein, ein Fleckchen Gras neben der Straße zu finden, mich niedersinken zu lassen und zu schlafen. Schluß damit. Geh weiter, Ganesh Gaitonde. Du hast heute jede Partie gewonnen. Gewinn auch dieses Spiel. Du weißt genau, wo du bist.
    Den richtigen Abschnitt des Stacheldrahtzauns zu finden war kein Problem. Ich zählte die Pfosten, sah mich um und rollte dann unter dem Zaun hindurch. Zwischen den Bäumen herrschte unheilvolle Schwärze, und ich verlor die Orientierung. Eine Hand ausgestreckt, schob ich mich raschelnd vorwärts, war mir der Entfernungen nicht mehr sicher, doch ich fühlte und tastete und wandte mich im richtigen Moment nach rechts. Noch ein Schritt, und da war der Baum. Ich fuhr mit der Hand den Stamm hinab, der Boden darunter war flach. Ich ging um den Stamm herum, tastete mit beiden Händen. Nach zwei Umrundungen, vielleicht auch drei, lehnte ich mich mit der Schulter gegen den Baum und stieß einen langen Klagelaut aus. Ganesh Gaitonde, Ganesh Gaitonde. Ich krabbelte zum nächsten Baum, hielt inne, als ich den Stamm mit dem Kopf streifte. Rundherum, rundherum. Und dann um den nächsten. Mein Jammern hatte sich zu einem hohen Kreischen gesteigert, im Dunkeln unter dem Blätterdach. Plötzlich hielt ich inne, meine Hände lagen auf einer Wölbung. Ich tastete sie sanft ab, fühlte dann nach dem Baumstamm, hinauf und wieder hinunter. Ich stöhnte auf und krallte die Finger in den Buckel. Ich begann wie wild zu wühlen, freute mich über die Schmerzen in meinen Händen. Zuerst kam der Stoff zum Vorschein, dann die himmlische, vertraute Form eines Quaders. Ich erschauderte, faßte nach, es war alles da. Alles, unversehrt und mein. Die Unterarme in der Erde, ließ ich den Kopf sinken, sog den Geruch des Grases, meiner Achseln, meines Körpers ein und wußte, die Welt gehört mir. Während es zu dämmern begann, legte ich mich um den kleinen Hügel und schlief mit dem Revolver unter der Brust ein.

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    Heimwärts

    S artaj wurde von einem Reporter geweckt, der von ihm wissen wollte, was er zu Ganesh Gaitondes Manipulation von Politikern, zum Filz in der Justiz und zu den jüngsten Polizeiskandalen sage. Sartaj unterbrach den Wortschwall mit einem knappen »Kein Kommentar« und knallte den Hörer auf die Gabel. Er drehte sich um und vergrub das Gesicht im Kissen, doch das Licht drang durch seine Lider, und in seinem Kopf arbeitete es. Seufzend setzte er sich auf. Es würde nicht leicht werden, drei Tage in den Schlagzeilen zu sein, soviel war klar. Er ging um das Bett herum, die Augen noch halb geschlossen, und dachte daran, wie gern Gaitonde Interviews gegeben hatte. Der

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