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Der Pate von Bombay

Titel: Der Pate von Bombay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vikram Chandra
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Konversation.
    Endlich kam Iffat-bibi zur Sache. Sie schlürfte den letzten Rest Tee aus der Untertasse, stellte sie ab und sagte: »Sie wollen also diese Männer.«
    »Ja.«
    »Wir wissen, wo sie sind.«
    »Woher?«
    »Sie haben von einem unserer Partner ein Haus gemietet. Daß der Vermieter ein Freund von uns ist, wußten sie natürlich nicht. Sie haben bar und im voraus gezahlt, eine ganze Menge, zwei Monatsmieten und die Kaution.«
    »Wie lange ist das her?«
    »Fast zwei Monate. Der Mietvertrag läuft demnächst aus.«
    Sartajs Magen zog sich zusammen. »Was für ein Haus? Ein größeres? Ein Bungalow?«
    »Netter Versuch, Beta, aber lassen Sie's lieber. Sagen wir einfach, ein Haus. Finden werden Sie's sowieso nicht. Nur einer von ihnen geht da ein und aus, die anderen sind zwar da, der Rollstuhlfahrer und der Ausländer, aber man kriegt sie nie zu Gesicht. Nur der Vermieter hat sie reingehen sehen. Niemand hat sich was dabei gedacht, bis jetzt, wo Ihre Polizisten überall Jagd auf sie machen.« Iffat-bibi brachte aus den Tiefen ihrer voluminösen Hüllen eine silberne Dose zum Vorschein und machte sich ein Paan zurecht. »Was haben sie denn getan?«
    »Noch nichts.« Sartaj saß ganz still, die Hände auf dem Tisch.
    Iffat-bibi verteilte eine silbrige Paste auf dem Betelblatt, faltete es mit geschickten Fingern klein zusammen und schob es sich in den Mund. »Sie denken, Sie könnten sie finden. Sie denken, Sie haben Informationen - ein Haus, ein Haus mit Garten und Treppe. Aber glauben Sie mir: Sie werden gar nichts finden. Seien Sie nicht dumm, versuchen Sie's gar nicht erst.«
    »Hm.« Sartaj trank von seinem lauwarmen Tee. Er fühlte sich beengt in dem winzigen Raum und sah Iffat-bibi mit ihrem rot verfärbten, kauenden Mund blinzelnd an. »Also, was wollen Sie?« fragte er.
    Das gefiel ihr; endlich hatte er begriffen, was Sache war. Sie strahlte ihn an. »Wir wollen Parulkar.«
    »Saali, wagen Sie's nicht, ihn anzurühren. Wenn Sie ihm auch nur ein Haar krümmen, dann ...«
    »Setzen Sie sich wieder hin.« Iffat-bibi zuckte nicht mit der Wimper angesichts dieses Ausbruchs. Reglos wie ein Berg saß sie da.
    Sartaj löste seinen schmerzhaften Griff um die Tischkante und ließ sich wieder in seinen Sessel sinken. »Wehe, Sie rühren ihn an.«
    »Are, Baba, wer redet denn von Anrühren? Wir sind doch nicht blöd, wir werden ihm doch nichts tun. Nein, nein, nichts dergleichen. Wir wollen ja nicht die ganze Polizei von Mumbai auf dem Hals haben.«
    Das leuchtete ein. Kein so hochrangiger Polizeibeamter war jemals in der Stadt umgebracht worden. »Aber wieso haben Sie's denn auf ihn abgesehen?« fragte Sartaj. »Er hat doch enge Kontakte zu Ihnen, zu Ihren Vorgesetzten. Warum also?«
    Iffat-bibi schickte einen roten Speichelstrahl in den Papierkorb neben ihrem Schreibtisch. »Ja, das dachten wir auch. Wir waren lange Zeit Freunde, wir haben ihn unterstützt, als es mit ihm bergab ging. Aber jetzt ist er wieder obenauf, jetzt hat er neue Freunde.«
    »Die neue Regierung meinen Sie? Aber der Mensch muß doch leben. Er arbeitet schließlich unter den Neuen, da muß er ihnen schon ein bißchen entgegenkommen.«
    »Ja, sicher, das verstehen wir auch. Wir haben noch nie jemandem seine Arbeit mißgönnt, seinen Lebensunterhalt. Are, Parulkar-saab hat uns Geld vorenthalten, das uns gehört, ganze Kokhas. Aber wir haben gesagt, Schwamm drüber, der Kontakt ist wichtiger als das Geld.«
    »Ja, und? Was ist passiert?«
    »In den letzten vier Monaten sind sieben von unseren Leuten getötet worden. Es waren Spitzenkiller und -controller, alle intelligent, alle geschickt und wendig, gut im Verstecken. Trotzdem hat die Polizei mit ihrem Sondereinsatzkommando genau gewußt, wo sie suchen mußte. Jetzt sind sie tot. Und die von der Regierung schreiben in allen Zeitungen, sie hätten das Verbrechen ausgemerzt. Da fragen wir uns natürlich, wieso es die Polizei plötzlich so wunderbar schafft, unsere besten Leute aufzuspüren.« Iffat-bibi beugte sich in den Lampenschein vor. »Wir haben Nachforschungen angestellt, und jetzt wissen wir's. Parulkar hat unsere Leute ans Messer geliefert.«
    »Solche Informationen können doch aus tausend Quellen stammen, Iffat-bibi. Gut, Ihre Leute sind getötet worden, das ist schlimm, aber das heißt doch nicht ...«
    »Wir haben unsere eigenen Quellen. Und wir sind uns sicher. Er wechselt die Seiten, und er tötet unsere Leute.«
    Sartajs Hände waren trotz der Kälte im Raum schweißfeucht. Er

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