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Der Pate von Bombay

Titel: Der Pate von Bombay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vikram Chandra
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alles. Die Sache ist dringend, deshalb müssen wir überall suchen. Man weiß nie, wo man irgendwas hört. Die Polizisten haben ihre Anweisungen.«
    Doch Shambhu war verärgert. »Die halten hier den ganzen Betrieb auf. Sie kommen sogar zu den Hauptgeschäftszeiten, wie sollen wir da unsere Zahlungen abwickeln? Wie die Dinge liegen, ist unsere ganze Branche gefährdet. Es gibt Gerüchte, daß nach den nächsten Wahlen, wenn wir eine neue Regierung kriegen, diese Schweine von der Kongreßpartei Tanzbars überhaupt verbieten werden. Wenn's nicht der eine Drecksack ist, der die indische Kultur schützen will, dann ist es ein anderer. Scheißpolitiker. Wissen Sie, wie oft ich Anfragen von Parlamentariern und Ministern kriege, denen ich Mädchen für ihre Privatpartys schicken soll?« Shambhu beklagte sich zwar, aber er machte einen wohlhabenden, wohlgenährten Eindruck. Die Ehe schien ihm zu bekommen.
    »Ich weiß, Shambhu, ich weiß. Aber jetzt lassen Sie die Polizisten erst mal ihre Arbeit tun. Es ist ein Notfall. Könnte kritisch werden. Im Ernst, wenn Sie was wissen, dann sagen Sie's mir, okay?«
    Shambhu reckte sich und kratzte sich den Bauch. »Wieso, machen diese verdammten Muslime wieder Ärger?«
    »Nein, nicht die Muslime. Keine Rede. Achten Sie einfach auf einen Rollstuhl und einen Ausländer. Es ist sehr wichtig.«
    Shambhu war jedoch nicht überzeugt. Murrend zog er ab. Er war kürzlich zu MTNL 428 gewechselt und konnte von dem roten Telefon in seinem Büro aus kostenlose Ferngespräche führen. Er hatte Sartaj hereingebeten, um ihn an dieser Vergünstigung teilhaben zu lassen, und sich bei der Gelegenheit über die Polizisten beklagt. Sartaj nahm den Hörer ab und wählte. Wenn Shambhu sich über die Fragerei ärgerte und seine Gäste es merkten, dann erfuhren höchstwahrscheinlich auch die Apradhis, daß sie gesucht wurden. Große Ermittlungen hinterließen große Spuren, und Fingerspitzengefühl war von müden Polizisten am Ende ihrer Schicht nicht zu erwarten.
    »Hallo?«
    »Peri pauna, Ma.«
    »Jite raho. Wo warst du denn, Sartaj?«
    »Ich hatte viel zu tun, Ma. Hier läuft gerade eine große Sache. Die größte.«
    Sie kicherte. »Genau das gleiche hat Papa-ji auch immer gesagt. Jeder Fall war der größte in der Geschichte der Polizei von Bombay.«
    Sartaj hörte die Freude in ihren Worten, die Zärtlichkeit, mit der sie sich an alte Ehetricks erinnerte. »Ja, zu mir hat er das auch immer gesagt. Aber dieser Fall jetzt, das ist wirklich etwas extrem Wichtiges.«
    Doch Ma wollte von Papa-ji erzählen. »Einmal hat er wegen eines Hundediebstahls ermittelt. Es ging um eine junge Schäferhündin. Das war auch so ein wichtiger Fall. Nächtelang ist er Hinweisen nachgegangen. Und nicht mal den Besitzern zuliebe. Die waren reich und hätten sich nach ein paar Wochen sowieso einen neuen Hund zugelegt. Aber Papa-ji hat immer wieder gesagt: ›Stell dir vor, wie dem armen Tierchen zumute sein muß, einfach so von zu Hause weggeholt zu werden.‹ Nach einer Woche hat er ihn gefunden.«
    »Ich weiß, Ma.« Sartaj hatte die Geschichte schon viele Male gehört, von Ma wie von Papa-ji. Bei Papa-ji war sie zu einem Paradebeispiel für behutsame Ermittlung und Informantenpflege geworden; von den Gefühlen des Welpen war nie die Rede gewesen. In Mas Version dagegen streifte Papa-ji immer voll Sorge um den Hund durch die Straßen, und der Hund saß ununterbrochen winselnd bei seinen Entführern. Papa-ji hatte ihn nach vier Tagen gefunden, durch eine Reihe von Verhören in der Nachbarschaft und vorsichtigen Druck auf die Ladenbesitzer an der Straßenecke. Der Apradhi war, wie sich herausstellte, ein Neffe des Inhabers der Gemischtwarenhandlung eine Gasse weiter. Er war der gerade aufkommenden Videospielmanie verfallen und hatte den Hund an seine Nachbarn in der Nepean Sea Road verkauft, um in einem nagelneuen Spielsalon in derselben Straße, dem ersten in diesem Stadtteil, von früh bis spät Missile Command spielen zu können. Der Hund wurde seinen Besitzern zurückgebracht, und der Neffe kam ins Gefängnis.
    »Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie froh Pinky war, wieder zu Hause zu sein«, beendete Ma ihren gut einstudierten Exkurs in die Familiengeschichte.
    »Wer ist Pinky?«
    »Also wirklich, Sartaj, manchmal hörst du überhaupt nicht zu. Pinky war der Welpe.«
    »Pinky war der Welpe?«
    »Ja, sicher. Was ist denn daran so schwierig?«
    »Nichts, Ma. Jetzt erinnere ich mich wieder.«
    Nachdem Sartaj sich

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