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Der Pate von Bombay

Titel: Der Pate von Bombay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vikram Chandra
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ich würgen, denn unter den Mandeln schmeckte ich das sirupartige Blumenaroma.
    Die Jungs sahen niedergeschlagen aus. Sie hingen trübe auf den Sofas und Betten herum. Sonderzuschlag hin oder her, es war hart für sie, immer wieder zu scheitern. Ich versuchte den munteren Anführer zu geben, doch meine Hoffnungslosigkeit färbte zweifellos auf sie ab. Ich hätte über unsere nächste Operation reden sollen, doch meine Augen waren blutunterlaufen und juckten, meine linke Kopfhälfte schmerzte heftig, und ich hatte einfach keine Kraft. Nikhil saß in seinen Stuhl zurückgelehnt, die Füße auf dem Balkongeländer, und blätterte lustlos in einer alten tamilischen Filmzeitschrift, die jemand im Bad hatte liegenlassen. Er schien nicht sonderlich beeindruckt von den rundgesichtigen südlichen Starlets und den unverständlichen Anzeigen, in denen Männer ihren Bizeps entblößten. Er legte die Zeitschrift auf den Tisch, und ich nahm sie mir und schlug sie aufs Geratewohl auf.
    Von einem ganzseitigen Foto blickte mich Zoya an. Sie trug Weiß und war in einem silbrigen Licht aufgenommen, das sie sehr hellhäutig und vollkommen unschuldig aussehen ließ.
    Sie mußte in letzter Zeit einen Film im Süden gedreht haben. Allerdings drehte sie überall Filme, und es war offensichtlich, warum. Sie war wunderschön. Doch seltsamerweise begehrte ich sie nicht mehr. Ich spürte nicht mehr diesen quälenden Schmerz im Bauch, den sie früher allein dadurch hervorgerufen hatte, daß sie still dasaß. Ich sah, daß sie vollkommen war, daß sie die Proportionen, für die wir so hart gearbeitet hatten, erlangt hatte, dieses Gleichgewicht zwischen oben und unten, dieses feine Spiel von Dunkel und Hell. Trotz des billigen Papiers der Zeitschrift und des unscharfen Bildes nahm ich all das wahr. Doch ich spürte nichts. Ich begehrte sie nicht, ich liebte sie nicht, ich haßte sie nicht. Ich war gleichgültig.
    Mich überkam das Verlangen, mit Jojo zu sprechen. Ich spürte, wie ich errötete, und stand auf. »Ich muß mal telefonieren«, sagte ich, ließ die Jungs sitzen, machte meine Zimmertür hinter mir zu und wählte Jojos Nummer.
    »Was willst du, Gaitonde?« fragte sie. »Mitten in der Nacht?«
    »Es ist acht Uhr morgens. Und ich will mit dir reden.«
    »Über was reden, Gaitonde?« fragte sie mit einem kleinen Wimmern am Ende.
    Ich wollte über nichts Bestimmtes reden, wollte einfach ihre Stimme, ihren Atem hören. Aber für Jojo war jeder Morgen ein Martyrium, bis sie ihre drei Tassen Tee getrunken hatte, und ich wußte, daß ich ihr schon einen guten Grund für meinen Anruf liefern mußte, damit sie mich nicht beschimpfte und den Hörer auf die Gabel knallte. Ich mußte etwas erfinden. »Ich suche eine Frau«, sagte ich.
    »Du Mistkerl«, raunzte sie. »Dann ruf mich heute abend an.«
    »Warte, warte«, sagte ich. »So meine ich das nicht. Wir suchen eine Frau, die verschwunden ist. Sie hat uns Geld gestohlen und sich aus dem Staub gemacht. Und wir können sie nicht finden. Wir suchen sie schon seit Monaten.«
    »Kenne ich sie? Wie heißt sie?«
    Ich mußte einen Namen nennen. Die tamilische Zeitschrift lag auf dem Tisch, ihre Seiten flatterten unter dem Ventilator. »Sri«, sagte ich. »Sridevi.«
    »Was? Sridevi ist mit deinem Geld abgehauen?«
    »Nein, nein. Nicht der Filmstar Sridevi. Es ist eine andere Frau, die auch so heißt.«
    »Und warum findet ihr sie nicht? Habt ihr ihre Familie beobachtet?« Jojo gähnte.
    »Sie hat keine Familie. Nicht verheiratet, gar nichts. "Wir sind überall gewesen, wo sie gearbeitet hat, aber es fehlt jede Spur von ihr.«
    »Das heißt, du weißt nicht weiter, Gaitonde.«
    »Ja.«
    »Und deshalb wendest du dich an mich.« Sie klang ausgesprochen selbstgefällig. »Habt ihr versucht, ihren Freund zu kidnappen?«
    »Sie hat keinen Freund. Nicht mal eine Freundin.«
    »Was ist denn das für ein Monster? Keinen Freund, keine Freundin.«
    »Wir haben die Leute ausgefragt, mit denen sie zusammenarbeitet. Ohne Ergebnis.«
    Jojo klapperte jetzt herum, sie war aufgestanden. Ich kannte ihr Morgenritual, sie schlurfte in die Küche, wo ihr Hausmädchen am Abend zuvor einen Kessel Wasser auf den Herd gestellt hatte. Mit noch halbgeschlossenen Augen zündete sie das Gas an und griff nach einem Becher Milch, der im obersten Fach des Kühlschranks bereitstand. Da war es, das Klicken des Anzünders. »Okay, also, ihr habt keine weiteren Informationen über diese Sridevi. Und obwohl deine gesamte Company so lange

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