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Der Pate von Florenz

Der Pate von Florenz

Titel: Der Pate von Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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hatte. Und wenn sie Marcello nicht mehr vertraute, wer blieb ihr dann noch?
    »Nein, nicht die Täter, aber ich bin mir ganz sicher, wer ihnen den Auftrag zu diesem Zerstörungswerk gegeben hat! Es war Filippo Sabatelli, mein Schwager. Und es würde mich nicht überraschen, wenn auch meine Schwester davon wüsste.«
    Marcello machte ein ungläubiges Gesicht. »Dein Schwager soll dafür verantwortlich sein? Um Himmels willen, das kannst du doch nicht im Ernst glauben!«, stieß er betroffen hervor. »Ich weiß ja, dass du dich mit ihm und mit Costanza nicht gut verstehst, aber sie deshalb eines solch schändlichen Verbrechens zu bezichtigen, ist … Das ist unrecht, Fiora! Welchen Grund sollten sie denn dafür haben?«
    »Das kann ich dir sagen: Sie wollen das Haus!«
    Marcello verstand immer noch nicht. »Was will jemand wie dein Schwager mit eurem Haus?« Plötzlich spürte er, dass das abwertend klingen könnte, deshalb fügte er schnell hinzu: »Damit will ich natürlich nichts gegen euer Haus sagen, aber du weißt ja noch besser als ich, in was für einem Palazzo der Seidenhändler lebt.«
    »Es geht um ein großes Bauvorhaben, einen neuen Palazzo für einen seiner Pazzi-Freunde, dem er durch den Ankauf von Häusern den Weg bereiten soll«, antwortete sie. Kraftlos sank sie auf einen Schemel und erzählte ihm mit leiser, immer wieder stockender Stimme, was sie darüber erfahren hatte. Auch die Vorgeschichte mit Costanzas Geschenken, mit ihrer plötzlich Besorgnis um ihre, Fioras, Zukunft und ihrem wiederholten Drängen, noch einmal darüber nachzudenken, ob sie nicht doch den Schleier nehmen oder endlich heiraten wolle, ließ sie nicht aus. Nachdem sie ihm alles anvertraut hatte, fragte sie: »Glaubst du jetzt immer noch, dass meine Anschuldigung aberwitzig ist?«
    Marcello hatte sich einen Schemel hergezogen und fassungslos zugehört. Vor lauter Entsetzen wusste er nicht, was er sagen sollte.
    »Und nachdem sie uns so gründlich ruiniert haben, wird Vater gar nichts anderes übrig bleiben, als das Haus an Sabatelli zu verkaufen«, fuhr Fiora fort. Abscheu und brennende Wut waren aus ihrem Gesicht gewichen und hatten einem Ausdruck tiefer Verzweiflung Platz gemacht. »Aber fast noch schlimmer ist, dass ich Vater nicht sagen darf, dass seine eigene Tochter und sein Schwiegersohn seinen Ruin gezielt herbeigeführt haben, um sich das Haus unter den Nagel zu reißen. Das wäre bei seiner angegriffenen Gesundheit bestimmt sein Tod!«
    »Du hast recht, das würde wohl kein Vater verwinden«, murmelte Marcello.
    »Und ich werde nie mehr als Goldschmiedin arbeiten, wo Vater jetzt Haus und Werkstatt verliert!« Sie schlug die Hände vors Gesicht und begann zu weinen.
    Marcello schnürte es die Brust zusammen, als er sie so verzweifelt weinen sah. Schnell stand er auf, kniete sich vor sie hin und löste ihre Hände vom Gesicht.
    »Hör auf zu weinen, Fiora! Ich werde nicht zulassen, dass dieser gewissenlose Hund alles zerstört, was euch lieb und teuer ist!«, versprach er, auch wenn er nicht wusste, wie er das in die Tat umsetzen sollte. Denn zu helfen war ihr und Meister Emilio nur mit Geld und seine Geldbörse war bis auf ein paar Silberstücke gähnend leer.

26
    S andro Fontana zog verwundert die Brauen zusammen. »Du willst zwanzig Florin? Wofür brauchst du so viel Geld, Marcello? Willst du dir noch ein Pferd in den Stall stellen?«, fragte er, obwohl er wusste, dass ein gutes Pferd für einen solch niedrigen Preis nicht zu haben war. Argwöhnisch sah er Marcello an. Es musste einen handfesten Grund geben, warum sein ansonsten so zuverlässiger Sohn schon am frühen Nachmittag von seiner Arbeit in die Stadt zurückgekehrt war und ihn in der Bottega um ein vertrauliches Gespräch gebeten hatte. »Oder wandelst du jetzt etwa auch auf Silvios unseligen Pfaden und hast Spielschulden gemacht?«
    »Nein, nichts dergleichen, Vater!«, versicherte Marcello hastig. Beide waren auf den Platz vor der Wollmanufaktur getreten. »Ich brauche das Geld für einen Kredit, den ich jemandem gewähren will. Es ist ein durch und durch reelles Geschäft, das ich gern abschließen würde.« Wie sehr wünschte er sich, er hätte sich im Frühjahr nicht dazu hinreißen lassen, dem Rosshändler aus Kalabrien diesen jungen Rotfuchs abzukaufen, wie prächtig das Pferd auch war. Dann hätte er den Vater jetzt nicht um diese zwanzig Florin bitten müssen. Diese Summe war nötig, um die Schäden in der Werkstatt zu beheben, neue Werkzeuge und

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