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Der Pate von Florenz

Der Pate von Florenz

Titel: Der Pate von Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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einen kleinen Vorrat an Gold und Silber zu kaufen. Aber Alessio hatte ihn damals gedrängt, sich mit ihm die Pferde anzusehen, die der Mann im Auftrag der Medici nach Florenz gebracht hatte. Und nachdem Lorenzo und Giuliano ihre Wahl getroffen hatten, waren noch genügend herrliche Tiere zum Verkauf an sie und andere Freunde des Hauses geblieben. Die Versuchung war einfach so groß gewesen und so hatte er fast seine gesamten Ersparnisse für den Rotfuchs ausgegeben.
    Der Vater zeigte sich erleichtert und machte ein amüsiertes Gesicht. »Du willst einen Kredit über zwanzig Florin vergeben? Seit wann hast du dich denn entschlossen, unter die Bankherren zu gehen?«
    Marcello druckste herum. Er ahnte schon, was kommen würde, wenn er sagte, für wen der Kredit bestimmt war. Deshalb wich er der Frage aus, indem er erwiderte: »Ihr könnt den Betrag ja in mehreren Raten von dem Geld abziehen, das Ihr Alessio und mir zur freien Verfügung gewährt.«
    Marcellos Hoffnung erfüllte sich nicht. »Das könnte ich sehr wohl, aber damit hast du mir noch immer nicht gesagt, wer dein Gläubiger sein soll.«
    Nun gab es kein Ausweichen mehr und er musste Farbe bekennen. »Es ist Meister Emilio Bellisario, unser einstiger guter Nachbar«, sagte er widerstrebend und fuhr hastig fort: »Gestern ist eingebrochen worden in seine Werkstatt. Man hat alles zerstört und die wertvollen Dinge geraubt, sodass er sein Gewerbe ohne einen raschen Kredit nicht wieder aufnehmen kann.« Wieder kochte die Wut in ihm hoch. Nur zu gern wäre er gestern noch zu den Sabatelli gestürmt, um sie zur Rechenschaft zu ziehen. Aber Fiora hatte ihm das verboten und ihn schwören lassen, dass er nichts dergleichen unternahm und sich von ihrem Schwager und ihrer Schwester fernhielt. Es gab keine Beweise und sie wollte nicht, dass er sich in Schwierigkeiten brachte, indem er Filippo bezichtigte oder womöglich sogar handgreiflich wurde. Das würde alles nur noch schlimmer machen. Sie hatte ja recht, aber dennoch fiel es ihm schwer, sich damit abzufinden, dass die beiden ungestraft davonkommen sollten.
    Sofort wurde der Blick seines Vaters wieder wachsam und forschend. »Dass die Bellisario gute Nachbarn waren, ist mir nicht entfallen. Und es entsetzt mich, dass Emilio einen solchen Schaden erlitten hat, sodass er auf diese Summe angewiesen ist. Aber ich habe das ungute Gefühl, dass mehr als nur ein gutes Geschäft hinter deiner Bereitschaft steckt, ihm zwanzig Florin zu leihen.«
    Marcello spürte, wie ihm das Blut ins Gesicht schoss, und das ärgerte ihn. »Es war ein bitterer Schlag für Meister Emilio. Und da er das Geld woanders nicht auftreiben kann, möchte ich ihm gern helfen«, antwortete er. Doch selbst in seinen eigenen Ohren klang die Begründung alles andere als überzeugend.
    »In welcher Höhe soll denn das Geschenk ausfallen, wenn er dir die zwanzig Florin zurückzahlt?«, hakte der Vater unerbittlich nach.
    Marcello wusste, dass er damit den Zinssatz meinte. Aber kein Bankier nahm das Wort Zinsen jemals in den Mund. Denn Zinsen waren gottloser Wucher, der nur den Juden erlaubt war, verstießen sie doch gegen die Bibel und die Lehre der heiligen Mutter Kirche. Wer sich dennoch darüber hinwegsetzte und Zinsgeschäfte tätigte, der verkaufte sein Seelenheil und fiel der ewigen Verdammnis anheim. Risikoaufschläge konnte man jedoch sehr wohl für einen gewährten Kredit in Rechnung stellen oder aber angebliche Geschenke in klingender Münze annehmen. Das Kind musste nur den richtigen Namen haben, dann hatten auch die Geistlichen und insbesondere die Kirchenfürsten bis hinauf zum Heiligen Vater nichts dagegen einzuwenden.
    »So genau haben wir noch nicht darüber geredet«, sagte Marcello verlegen.
    »Aber du weißt jetzt schon, dass es ein gutes Geschäft sein wird«, stellte der Vater trocken fest.
    Dass nicht einmal Spott in der Stimme des Vaters lag, verriet Marcello, dass er sich mit seinen Antworten vorsehen musste. »Meister Emilio ist ein ehrenwerter Mann, der weiß, was bei solch einem Kredit als Entlohnung angemessen ist. Es wird sich also ganz bestimmt rechnen, ihm das Geld zu leihen.«
    »Daran hege auch ich keinen Zweifel. Und es ehrt dich, dass du ihm das Geld zur Verfügung stellen willst«, erwiderte der Vater und fasste seinen Sohn scharf ins Auge. »Aber kann es sein, dass deine Großzügigkeit auch viel damit zu tun hat, dass Fiora eine hübsche junge Frau ist?«
    Marcello brannten die Ohren. Er wusste, es wäre falsch, das

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