Der Pate von Florenz
wissen, was sich in der anderen Angelegenheit ergeben hat?«
»Du hast es erraten.«
Giuliano blickte sich um, ob ihnen auch niemand zuhörte. »Nun, sagen wir es mal so: Den Lorbeerkranz der Venus wird das Töchterlein bestimmt nicht erringen, es muss sich aber auch nicht verstecken«, sagte er spöttisch.
Marcello lachte verhalten.
»Somit bleibt alles offen«, fuhr Giuliano fort. »Aber ich habe Lorenzo schon zu verstehen gegeben, dass die prächtigsten Früchte sowieso nicht am Tyrrhenischen Meer wachsen.«
Alessio hörte nur mit halbem Ohr hin. Dass Giuliano sich während der vergangenen Wochen nicht auf Cafaggiolo aufgehalten hatte, sondern nach Piombino gereist war, hatte er mittlerweile erfahren. Und so lag es auf der Hand, dass sich das Gespräch um Semiramide drehte. Aber es interessierte ihn nicht, welche Verbindung Giuliano irgendwann einmal mit dem Segen oder auf Betreiben von Lorenzo einzugehen gedachte. Aber dass Marcello eingeweiht gewesen war in die geheimen Pläne, wurmte ihn ein wenig. Letztlich war aber auch das nicht von Belang. Die Macht ging einzig und allein von Lorenzo aus. In dessen Nähe musste man sich aufhalten, wenn man aufsteigen und Einfluss und Macht gewinnen wollte.
Deshalb wollte er sich auch schon hinüber zu den Eltern begeben und hören, was dort geredet wurde, als Giuliano etwas sagte, das ihn zurückhielt.
»Hör mal, Marcello. Ich wollte dich noch etwas wegen dieses Mädchens fragen, das wir in der Nacht vor Aschermittwoch vor den Zudringlichkeiten der beiden betrunkenen Contadini gerettet und mit dem wir dann im La Vacca Karneval gefeiert haben. Fiora war ihr Name, richtig?«
Marcello runzelte die Stirn. »Und was ist mit ihr?«
»Du wirst es nicht glauben, aber sie ist mir nicht mehr aus dem Kopf gegangen«, sagte Giuliano geradeheraus. »Diese Fiora war so natürlich, so munter und überhaupt nicht geziert. Und wie affektiert und wenig unterhaltsam mancher Weiberrock sein kann, das habe ich in Piombino wieder einmal zur Genüge erfahren.«
»Mhm«, machte Marcello nur. Er hatte Mühe, sein Unbehagen über Giulianos Interesse an Fiora zu verbergen.
»Sag mal, wessen Tochter ist sie eigentlich?«
»Sie ist die jüngere Tochter von Meister Emilio Bellisario, seines Zeichens Goldschmied«, antwortete Marcello widerstrebend.
»Und wo hat der gute Mann seine Werkstatt? In der Straße beim Palazzo Vecchio?«
Marcello schüttelte den Kopf. »In der Via dei Ferravecchi.«
»Ist sie schon irgendwie verbändelt oder versprochen?« Giuliano zwinkerte ihm zu.
Im ersten Augenblick wollte Marcello das bejahen, doch dann fiel ihm etwas anderes ein und er hoffte, dass das noch besser geeignet war, Giulianos beunruhigendes Interesse an Fiora im Keim zu ersticken. »Ja, aber nicht so, wie du meinst. Ich glaube nämlich, dass sie bald den Schleier nehmen wird«, log er.
»Was? Fiora will Nonne werden?«, stieß Alessio ungläubig hervor. »Das ist mir ja ganz neu! Wo hast du denn den Unsinn her?«
Auch Giuliano zeigte sich verblüfft. »Meinst du wirklich? Also den Eindruck hat sie mir damals im Karneval aber nicht gemacht.«
»Es ist aber so«, beharrte Marcello und warf seinem Bruder einen wütenden Blick zu, während Giuliano sich kurz abwandte, um den Gruß eines vorbeigehenden Prioren zu erwidern.
Die wütende Miene seines Bruders ließ Alessio stutzig werden. »Schau an, schau an!«, murmelte er sarkastisch.
Marcello wich seinem Blick aus und fuhr, zu Giuliano gewandt, fort: »Sie will nicht darüber sprechen. Außerdem ist ihr Vater noch auf sie angewiesen, weil es niemanden gibt außer ihr, der im Haus für ihn sorgen kann.«
»Solche Anwandlungen sind ja oft nur von kurzer Dauer«, sagte Giuliano unbekümmert. »In welche Kirche geht sie denn immer?«
Marcello zuckte mit den Achseln. »Das weiß ich nicht.«
»Unsinn!«, kam es bissig von Alessio. »Fiora besucht die Morgenmesse und die Vesper bestimmt noch immer in San Michele Berteide. Das war doch damals schon die Kirche ihrer Familie, als wir noch in dem Viertel gewohnt haben.«
Marcello hätte ihn erwürgen können.
Gott sei Dank beließ Giuliano es dabei, wechselte das Thema und erzählte ausführlich von seinem Aufenthalt in Piombino. Er bemerkte nicht, dass zwischen den beiden Brüdern plötzlich eine große Anspannung herrschte. Dann löste sich die Gruppe um Lorenzo auf und Giuliano trennte sich von ihnen mit dem Versprechen, schon bald wieder mal einen ordentlichen Becher zusammen zu
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