Der Pate von Florenz
abzustreiten. Aber es offen eingestehen wollte er auch nicht.
»Ja, auch«, räumte er zögernd ein. »Aber das eine lässt sich doch vom andern nicht trennen. Ich habe sie alle immer sehr gemocht.«
»Ich weiß. Und ganz besonders Fiora. In deinem Alter kommt man auf Gedanken, die weit über eine bloße Schwärmerei hinausgehen«, erwiderte der Vater mit ernstem, mahnendem Ton. »Und wenn das der Fall sein sollte, dann rate ich dir eindringlich, dir derartige Flausen schnellstens aus dem Kopf zu schlagen und dich darauf zu besinnen, dass du ein Fontana bist und dich wie ein solcher zu benehmen hast! Ich werde es jedenfalls nicht zulassen, dass du unseren guten Ruf und deine Zukunft durch solche Torheiten aufs Spiel setzt! Hast du mich verstanden?«
Marcello presste die Lippen zusammen und nickte.
Der Vater sah ihn lange schweigend an. »Gibst du mir dein Wort, dass du dich zurückhalten und alles unterlassen wirst, was geeignet sein könnte, sowohl bei Fiora als auch bei Meister Emilio falsche Erwartungen zu wecken?«
Marcello rang mit sich, ob er ihm dieses Versprechen geben und es dann auch einhalten konnte. Aber sosehr es ihm auch widerstrebte, es blieb ihm keine andere Wahl, allein schon wegen Fiora nicht. Denn wenn der Vater ihm das Geld nicht gab, würden die Bellisario alles verlieren und Fiora würde gezwungen sein, möglichst schnell irgendeinen Handwerker zu heiraten, um versorgt zu sein.
Blieben ihnen dagegen Haus und Werkstatt erhalten, würde sich erst einmal nichts ändern für sie und er würde Fiora besuchen können. Was dann die Zukunft brachte, wusste Gott allein. Zumindest durfte er dann noch einen Funken Hoffnung in sich tragen. Viel war das zwar nicht, aber immer noch sehr viel mehr, als wenn er jetzt dem Vater trotzte und deshalb das Geld nicht bekam.
»Ihr habt mein Wort.«
»Gut! Ich weiß, dass du dich daran halten wirst, Marcello«, sagte sein Vater zufrieden. »Und deshalb sollst du auch die zwanzig Florin erhalten.«
Schweigend begaben sie sich daraufhin zum Palazzo, wo der Vater die Geldkassette hervorholte und ihm die Summe in die Hand zählte.
Umgehend machte Marcello sich auf den Weg in die Via dei Ferravecchi.
Meister Emilio mochte es zuerst nicht glauben, als Marcello ihm die Geldbörse in die Hand drückte und sagte: »Das sind zwanzig Florin. Ich hoffe, das reicht, damit Ihr Eure Arbeit bald wieder aufnehmen könnt. Und mit dem Zurückzahlen lasst Euch ruhig Zeit.«
»Ja, aber … aber das kann ich nicht annehmen!«, stieß der Goldschmied hervor, dessen von Kummer gezeichnetes Gesicht ein beredtes Zeugnis davon ablegte, welch tiefe Spuren das entsetzliche Verbrechen in ihm hinterlassen hatte.
»Oh doch, das könnt Ihr sehr wohl!«, versicherte Marcello. »Und das müsst Ihr auch. Oder wollt Ihr alles verlieren, was Ihr Euch hier geschaffen habt?«
Fiora hatte Tränen in den Augen.
»Gott vergelte dir dein großes Herz, Marcello!«, rief Meister Emilio tief bewegt, legte ihm eine Hand auf die Schulter und drückte ihn dankbar an sich. Dann wandte er sich ab, wohl um seine Tränen nicht zu zeigen.
»Ja, Gott segne dich für deine Treue und deine großherzige Hilfe, Marcello!«, stieß Fiora mit erstickter Stimme hervor. Und bevor er wusste, wie ihm geschah, hatte auch sie ihn schon umarmt und ihm einen Kuss auf die Wange gedrückt.
Marcello spürte ihre warmen, festen Lippen noch auf seiner Haut, als er schon längst wieder auf dem Weg zur Ziegelei vor der Stadt war.
27
N ach der Vesper in San Lorenzo traf Marcello zum ersten Mal wieder mit Giuliano zusammen. Er war gespannt, was sein Freund über seinen Besuch in Piombino zu berichten hatte. Deshalb wäre es ihm auch lieber gewesen, wenn Alessio sich zu ihren Eltern gesellt hätte. Diese standen irgendwo in der Menschentraube zusammen mit anderen hochgestellten Bürgern der Stadt, die sich um Lorenzo geschart hatten, der nach dem Gottesdienst wie immer mit einstudierter Liebenswürdigkeit Hof hielt. Aber als sein Bruder sah, dass Giuliano auf sie zukam, blieb er an seiner Seite.
Sogleich fragte Marcello gespannt: »Und? Was bringst du an Neuigkeiten mit, Giuliano? Hat die Reise sich gelohnt?«
Der Medici tat, als wüsste er nicht, worauf die Frage abzielte. »Wie man es nimmt. Das mit dem Eisengeschäft wird sich wohl noch eine ganze Weile hinziehen und dann vermutlich im Sande verlaufen.«
»Wen interessiert schon das Eisengeschäft!«, protestierte Marcello.
Giuliano grinste vergnügt. »Ach, du willst
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