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Der Pate von Florenz

Der Pate von Florenz

Titel: Der Pate von Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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heben.
    Marcello wünschte sich, er hätte sich jetzt auch davonmachen können, aber in ihrem Haus wartete das Essen auf sie, sodass es kein Entkommen für ihn gab vor den neugierigen Fragen seines Bruders.
    »Kannst du mir mal sagen, was das gerade war?«, fragte Alessio prompt, während sie ein Stück hinter den Eltern zurückblieben.
    »Ich weiß nicht, was du meinst«, erwiderte Marcello verdrossen und sah stur geradeaus.
    »Dieser Unsinn über Fiora, dass sie angeblich den Schleier nehmen will … Ich glaube dir auch nicht, dass du auf einmal vergessen hast, wo Fiora die Messe besucht. Da steckt doch etwas ganz anderes dahinter!«
    »Das bildest du dir nur ein!«
    »Von wegen! Und ich kann mir schon denken, was das ist. Du Dummkopf hast dich in die kleine Bellisario verguckt!«, sagte Alessio geradeheraus.
    »Wenn einer von uns ein Dummkopf ist, dann du!«
    Alessio lachte spöttisch auf. »Du warst schon immer schlecht im Lügen. Das hat man gerade wieder sehr gut beobachten können. Giuliano mag es ja nicht bemerkt haben, aber mir machst du nichts vor.«
    »Selbst wenn es so wäre, ginge es dich überhaupt nichts an!«, knurrte Marcello wütend.
    »Und ob es mich etwas angeht!«, widersprach Alessio heftig. »Ganz abgesehen davon, dass Vater es niemals zulassen würde, wenn du ihm mit so einem Handwerkermädchen kommst, musst du ein ausgemachter Trottel sein, wenn du so etwas Schwachsinniges auch nur in Erwägung ziehst!«
    »Ich weiß selbst, was ich zu tun und zu lassen habe! Dafür brauche ich dich nicht! Also behalte deine guten Ratschläge gefälligst für dich und lass mich in Ruhe!«, fauchte Marcello ihn an.
    »Ich denke gar nicht daran! Du wirst die Finger von Fiora lassen, und erst recht, wenn Giuliano ein Auge auf sie geworfen hat!«, gab Alessio scharf zurück.
    »Lass gefälligst Giuliano aus dem Spiel!«, zischte Marcello.
    »Das hättest du vielleicht gern, aber daraus wird nichts! Verdammt noch mal, er ist nicht irgendein Freund, sondern ein Medici! Du wirst einem Medici nicht in die Quere kommen, auch wenn es sich dabei nur um eine Liebschaft mit irgendeinem Mädchen aus dem Volk handelt!«
    »Es reicht, Alessio!«
    »Nein, es reicht noch lange nicht! Du wirst Giuliano nicht den Spaß verderben! Das bist du nicht nur ihm schuldig, sondern auch Vater und mir, versteh das endlich! Oder willst du vielleicht Silvio nacheifern und wie er Schande über unser Haus bringen?«, stieß Alessio erregt hervor. Er hatte große Mühe, leise zu sprechen, damit die Eltern nichts mitbekamen. »Ich werde jedenfalls nicht tatenlos zusehen, falls du irgendetwas tust, was zu einer Verstimmung zwischen uns und den Medici führen könnte! Wegen so einer billigen Geschichte lasse ich mir den Weg zu hohen Ämtern nicht verbauen, damit das klar ist. Und außerdem: Fiora ist kein dummes Mädchen und sie ist alt genug, um selbst auf sich aufzupassen und zu wissen, was sie tut und was sie besser bleiben lässt. Spiel dich also nicht als ihr schmachtender Beschützer auf! Es würde dir schlecht bekommen, das verspreche ich dir! Noch werde ich meinen Mund halten. Aber das muss ja nicht immer so bleiben!« Damit ging er schneller und ließ Marcello hinter sich zurück.
    Der kochte vor ohnmächtiger Wut. Das sah seinem Bruder ähnlich! Wieder einmal ging es ihm nur um seine eigenen Interessen! Aber eine Bemerkung seines Bruders war zum Glück so falsch nicht, nämlich dass Fiora alt und klug genug war, um auf sich selbst aufzupassen und zu wissen, worauf man sich besser nicht einließ. Und das war ein Trost für Marcello, wenn auch nur ein kleiner.
     
    Als sie bei Tisch saßen und der erste Gang aufgetragen worden war, sagte der Vater: »Alessio, Marcello, wir haben heute einiges zu besprechen. Es wird Veränderungen geben für euch.«
    Die Brüder sahen ihn an, der eine erwartungsvoll, der andere mit der dunklen Vorahnung, dass ihm die Veränderung nicht gefallen würde.
    Der Vater richtete das Wort zuerst an Alessio, seinen Stammhalter. »Da du mir ja schon seit Langem damit in den Ohren liegst, dass du dich zu Höherem als zur Leitung unserer Bottega berufen fühlst, habe ich noch einmal mit Lorenzo de’ Medici gesprochen.«
    Sofort leuchteten Alessios Augen erwartungsvoll auf. »Und?«, stieß er aufgeregt und ungeduldig hervor.
    »Du wirst ab morgen in der Medici-Bank arbeiten, die alle wichtigen Geschäfte in Italien und im Ausland abwickelt«, teilte er ihm mit. »Obwohl du noch nicht viel vom Bankwesen verstehst,

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