Der Pate von Florenz
zurück in der Stadt, den betriebsamen Mercato Vecchio überquerte, überlegte er kurz, welche Geschichte er seiner Ziehmutter auftischen sollte, dass er nun doch nicht in Finochieta gewesen war. Am besten erzählte er ihr, der Braune hätte schon kurz hinter der Stadt ein Hufeisen verloren, weshalb er gleich umgekehrt sei und den Schmied aufgesucht habe. Irgendetwas in der Art. Vielleicht sollte er auch …
In diesem Augenblick fiel sein Blick auf eine vertraute Gestalt. Es war die Köchin Piccarda, Fioras Tante, die gerade mit einem Gemüsehändler verhandelte. Er stutzte und erinnerte sich plötzlich an etwas. Sofort kam ihm eine Idee und sein finsteres Gesicht hellte sich auf. Jetzt wusste er endlich, wie er sich die nächste dicke Geldbörse verdienen konnte!
Wenige Minuten später sprang er vor dem Palazzo des Seidenhändlers vom Pferd und führte es in den Hof. »Ruf einen Diener!«, trug er dem Stallknecht auf. »Er soll eurem Herrn sagen, dass Silvio Fontana ihn dringend zu sprechen wünscht. Er soll auch ausrichten, dass ich gute Nachrichten für ihn habe!«
Er brauchte nicht lange im Portikus zu warten. Doch als Filippo Sabatelli erschien und ihn mit knappen Worten nach unten in den Weinkeller führte, den er stets hinter Schloss und Riegel hielt, wirkte er sehr ungehalten.
»Es gefällt mir nicht, dass du unangemeldet und dann auch noch am helllichten Tag in mein Haus kommst, zumal ich gerade wichtigen Besuch bekommen habe, mit dem ich sehr ernste Angelegenheiten besprechen muss! Also gewöhn dir das nicht an!«, wies er ihn zurecht. »Aber jetzt raus mit der Sprache! Ich habe, wie gesagt, nicht viel Zeit. Hoffentlich sind die Nachrichten auch wirklich so gut, dass ich meine Freunde da oben allein sitzen lasse!«
Silvio grinste. »Sonst hätte ich es mir nicht erlaubt, einfach so bei Euch hereinzuplatzen«, versicherte er und berichtete dann, wie man Emilio Bellisario um sein Haus bringen konnte.
Sabatellis Unmut wich schon nach wenigen Sätzen heller Begeisterung. »Ein ausgezeichneter Plan! Prächtig! Damit habe ich ihn endlich! Danach wird ihm keine Macht der Welt mehr helfen können!«
Silvio sonnte sich in der Anerkennung des Seidenhändlers. »Ich habe Euch doch gesagt, dass Ihr Euch auf mich verlassen könnt.«
»Und du bist dir sicher, dass du den Schlüssel an dich bringen kannst?«
»Man muss es nur geschickt angehen. Und es ist natürlich eine Frage des Geldes«, antwortete Silvio geistesgegenwärtig. »So preiswert wie beim ersten Versuch wird es ganz sicher nicht werden. Auch lässt sich die Sache nicht übers Knie brechen. Das will gut geplant, ausgekundschaftet und durchgeführt sein. Zuerst einmal muss ich mich vorsichtig umhören, wer von der Dienerschaft am leichtesten zu bestechen ist und wer gewillt ist, mir den Schlüssel zu besorgen, damit ich einen Wachsabdruck davon machen und eine Kopie anfertigen lassen kann. Der eine wird das wohl kaum für Gotteslohn tun und der andere auch nicht. Und was meine Wenigkeit angeht, der ich dabei buchstäblich meinen Hals riskiere …«
Sabatelli winkte ungeduldig ab. »Sei beruhigt, du wirst zufrieden sein mit deinem Lohn.«
Sie redeten noch kurz darüber, wie sie vorgehen wollten. Schließlich war alles besprochen und sie wollten schon wieder nach oben gehen, als Sabatelli ein Gedanke kam. »Dein Ziehvater ist doch Lorenzos Consigliere, nicht wahr?«
Silvio nickte.
»Wie gut stehst du dich denn mit den Medici und was weißt du über ihre Gewohnheiten? Kennst du dich aus mit ihren Häusern und Gütern?«
»Und ob!«, versicherte Silvio. »Früher bin ich oft in ihrem Palazzo und auf ihren Landgütern gewesen. Zeitweise bin ich ja sozusagen mit Giuliano aufgewachsen. Vor allem der alte Cosimo hatte einen rechten Narren an mir gefressen. Er hat mich auf seinem Schoß geschaukelt und mich oft mitgenommen, wenn er irgendeinen Klosterumbau besichtigte, in den er viel Geld gesteckt hatte, oder eine Kapelle oder irgendetwas anderes. Aber warum wollt Ihr das wissen?«
»Darüber reden wir später einmal in aller Ausführlichkeit«, sagte der Seidenhändler ausweichend. »Aber wenn du deine Sache mit Meister Emilio gut machst und Schweigen zu bewahren verstehst, worüber wir geredet haben, dann kannst du dir unter Umständen einen noch viel größeren Batzen Geld verdienen als den, über den wir gerade handelseinig geworden sind.«
Nichts hörte Silvio lieber als das. »Ich stehe ganz zu Euren Diensten.«
Sabatelli schien still in sich
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