Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Pate von Florenz

Der Pate von Florenz

Titel: Der Pate von Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
Vom Netzwerk:
Bürgerschaft verschaffen.
    Zornentbrannt unterdrückte Silvio einen Fluch. Aber es sollte noch viel schlimmer kommen.
    »Hüte dich jedoch, es jetzt schon an die große Glocke zu hängen. Und leg dich in der Bank weiter ordentlich ins Zeug! Du weißt, was ich von meinen Söhnen erwarte!«, mahnte sein Ziehvater. »Zudem habe ich nicht vor, schon in nächster Zeit vor unseren Schöpfer und Richter zu treten.«
    »Das werde ich, Vater!«, versicherte Alessio. »Und wer wird die Ziegelei bekommen? Vermutlich Silvio, nicht wahr? Damit wäre er ja auch bestens bedient.«
    »Das wollte ich ursprünglich auch tun, aber Silvio wird die Ziegelei nicht bekommen. Zu gegebener Zeit werde ich sie Marcello übertragen. Dass ich mich anders entschieden habe, hat Silvio sich selbst zuzuschreiben. Ich habe dem Burschen wahrlich genügend Möglichkeiten gegeben, sich zu bewähren und sich eines guten Erbes würdig zu erweisen. Aber er hat es vorgezogen, seine eigenen krummen Wege zu gehen und mich immer wieder zu enttäuschen. Von dem Erbe, das ich ihm einmal zugedacht hatte, hat er sich schon kräftig genommen, sodass er nicht mehr viel zu erwarten hat.«
    Fassungslos stand Silvio zwischen den Jasminbüschen. Nicht einmal die verfluchte Ziegelei würde der Alte ihm überlassen! »So, und jetzt genug geredet, Alessio. Gehen wir wieder an die Arbeit.«
    Hastig und von ohnmächtigem Zorn erfüllt, zog Silvio sich ein Stück zurück. Vergessen war die Entscheidung, wegen der er nach Finochieta gekommen war. Sollte doch der Teufel die verdammten Dachziegel holen – und seinen Ziehvater gleich mit!
    Wütend stiefelte er zurück zum Hof. »Mein Pferd!«, rief er Vettorio unbeherrscht zu, besann sich jedoch eines Besseren. Vielleicht war es nicht klug, es sich mit dem alten Bauern zu verderben. Besser, er hielt sich ihn gewogen. Deshalb drückte er ihm einen Grosso in die schmutzige Hand. »Du sagst niemandem, dass ich hier gewesen bin, Vettorio!«
    »Ganz wie Ihr wünscht!«, sagte der Bauer erfreut über das unverhoffte Geldgeschenk und ließ die Münze verschwinden. Doch seine Miene verriet Verwunderung.
    Silvio wusste, dass er einen plausiblen Grund dafür nennen musste. »Besser, ich mache mich unbemerkt wieder davon. Ich fürchte nämlich, dass mein Ziehvater mich doch zur Mitarbeit verdonnert, wo ich schon mal hier bin. Und diese wüste Plackerei in der Hitze will ich mir doch lieber ersparen.«
    Der alte Bauer grinste. Diese verweichlichten cittadini, 1 die von schwerer Arbeit nichts wissen wollten!
    Silvio schwang sich auf sein Pferd und machte, dass er davonkam. Sein Zorn wuchs, je länger er darüber nachdachte, dass der Ziehvater ihm sein versprochenes Erbe vorenthalten wollte. Vielleicht fielen noch ein paar kümmerliche Brosamen für ihn ab, aber als Enkelsohn stand ihm mehr als ein Almosen zu!
    Es war eine zum Himmel schreiende Ungerechtigkeit, dass er nicht einmal die Ziegelei bekommen sollte! Dabei hatte sein Ziehvater ihm eigentlich sogar die einträgliche Wollbottega versprochen! Es konnte nicht angehen, dass er ihn so hart strafte, nur weil er sich in Pisa mit der Tochter seines Geschäftspartners eingelassen hatte!
    Oder war er ihm vielleicht auf die Schliche gekommen, dass er mit Saccente und mit Wissen des Gildenprüfers einen Teil der Einnahmen aus der Ziegelei in die eigene Tasche fließen ließ? Aber das konnte nicht sein. Wie hätte er denn auch darauf kommen sollen? Und wenn es doch so gewesen wäre, hätte er ihn wohl kaum weitermachen lassen, sondern ihn sofort zur Rede gestellt und ihm die Leitung der Ziegelei aus den Händen genommen. Aber das war nun sein geringstes Problem. Kein nennenswertes Erbe erwarten zu können, das traf ihn hart.
    Aber gut, wenn sein Ziehvater es so haben wollte, dann würde er jetzt erst recht so viel Geld wie möglich aus dem Ziegelgeschäft für sich abzweigen!
    Wenn ihm doch nur etwas einfallen würde, wie er Sabatelli noch einmal kräftig zur Ader lassen könnte! Auf dieses Geschäft setzte er seine größte Hoffnung. Vielleicht konnte er für den Mann ja noch andere Probleme aus der Welt schaffen … Und sollte diese sprudelnde Quelle zu versiegen drohen, konnte er sich immer noch Gedanken darüber machen, wie sich aus seinem Wissen Kapital schlagen ließ. Jetzt galt es, seinen Kopf anzustrengen und für seine Zukunft zu sorgen. Der Teufel sollte ihn holen, wenn er sich eines Tages dazu gezwungen sah, sich irgendwo für einen Hungerlohn verdingen zu müssen!
    Als er, wieder

Weitere Kostenlose Bücher