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Der Pate von Florenz

Der Pate von Florenz

Titel: Der Pate von Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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hineinzulächeln, während er erwiderte: »Und ich denke, wir werden auf deine besonderen Dienste zurückkommen.«
    Erst später erinnerte sich Silvio daran, dass der Seidenhändler nicht von sich, sondern von wir gesprochen hatte. Was mochte es damit auf sich haben? Einerlei, es sollte ihm recht sein, solange es ihm nur die Taschen füllte!
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    1 Städter

29
    D as feine, glatte Fangleder sorgfältig über den Schoß gebreitet, arbeitete Fiora an einer goldenen Mantelschließe, die einen edlen Umhang zieren sollte. Dies war ein einträglicher Auftrag, der wieder gutes Geld in ihre Kasse bringen würde!
    Sie hielt inne, weil sie zu einem anderen Werkzeug greifen musste, und saß eine Weile mit einem versonnenen Lächeln auf dem Gesicht an der Werkbank. Noch immer kam es ihr unwirklich vor, was ihr in der vergangenen Woche widerfahren war.
    Es hatte am Freitag in San Michele Berteide begonnen. Nach der Vesper hatte sie sich noch vor dem Altar der Muttergottes zu einem langen Gebet hingekniet und Beistand erbeten, auch für Marcello, auf dass sie ihren gütigen Schutz und Schirm über ihn hielt.
    Wie betrübt war sie gewesen, als ein Stallbursche ihr an jenem Morgen seine Nachricht überbracht hatte. So plötzlich hatte er abreisen müssen nach Pistoia! Und vier lange Monate musste er dort bleiben! In ihren Kummer hatte sich auch ein wenig Enttäuschung gemischt, weil sein Schreiben so kurz gewesen war und weil die wenigen Zeilen sehr nüchtern und geschäftsmäßig geklungen hatten. Er hatte sie wohl in großer Eile geschrieben. Und doch …
    Plötzlich war sie beim Gebet gestört worden, als sich eine Gestalt in der derben dunkelbraunen Kutte eines Konversen an ihrer Seite hingekniet und ihr mit spöttischer Stimme leise und scheinbar besorgt zugeraunt hatte: »Mein gutes Kind, du wirst doch wohl nicht daran denken, es mit dem frommen Eifer so weit zu treiben, dass du am Ende noch den Schleier nimmst und auf ewig hinter Klostermauern verschwindest?«
    Sie hatte die Stimme sofort erkannt und überrascht hatte sie zur Seite gesehen. »Giulio? Was hat denn dich hierher verschlagen?« Sie hatte ihn noch nie zuvor in ihrer Kirche gesehen.
    Sein belustigtes Gesicht lachte sie unter der hochgeschlagenen Kapuze an. »Die große Sorge, dass die Welt deiner verlustig gehen und fortan noch öder werden könnte«, antwortete er scherzhaft. »Nichts gegen das heiligengleiche Leben einer frommen Ordensschwester, aber dem Ruf sollten besser junge Frauen folgen, die schlichteren Gemüts sind und weniger vergnüglich und lebensfroh als du.«
    Sie lachte und schlug sich erschrocken die Hand vor den Mund. »Du bist mir fürwahr ein durchtriebener Schmeichler, Giulio! Aber was, um alles in der Welt, hast du in der Kutte eines Konversen zu suchen?«
    »Ach, die lag gerade so herum, als ich etwas Derbes für eine nicht ganz so saubere Arbeit suchte. Einer unserer Knechte war eine Zeit lang Konverse bei den Franziskanern«, log er. »Und als ich zufällig hier an der Kirche vorbeikam, dachte ich, schau doch mal nach, ob du nicht auf Meister Emilios hübsche Tochter triffst. Marcello und Alessio haben durchblicken lassen, dass du hier Messe und Andacht besuchst.«
    »So, so, ganz zufällig hat dein Weg dich hierhergeführt, ja?« Sie glaubte ihm kein Wort.
    Er grinste schelmisch. »Gottes Hand führt einen manchmal über wundersame Wege.«
    Sie bekreuzigte sich und stand auf.
    »Wollen wir zusammen ein wenig spazieren gehen?«, schlug er vor, als sie vor der Kirche im warmen Abendlicht standen. »Unten am Flussufer bei Ognissanti ist es unter den Bäumen herrlich kühl und schattig. Es wäre doch zu schade, wenn sich unsere Wege so schnell wieder trennen würden.«
    Fiora überlegte kurz. Ein wenig Zeit hatte sie schon, denn sie hatte das Essen für ihren Vater und sich schon zubereitet. Sie musste es nur noch einmal aufwärmen. Für eine Weile dem Gestank der Gassen zu entkommen, der in den heißen Monaten mitunter unerträglich war, verlockte sie sehr. Das weitläufige Ufergelände hinter der Piazza di Ognissanti war ein wunderschöner Ort für einen abendlichen Spaziergang in frischer Luft. Denn dort standen Hunderte von Bäumen, die, in Reih und Glied gepflanzt und mit Wegen dazwischen, fast so etwas wie eine herrschaftliche Parkanlage bildeten. Unter dem dichten Laubdach der Bäume würde es jetzt sehr angenehm sein.
    »Ja, warum eigentlich nicht«, sagte sie dann. »Ein bisschen Bewegung nach dem langen Sitzen heute wird mir

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