Der Pate von Florenz
sehr genaue Angaben über die Sicherheitsvorkehrungen der Medici und Zeichnungen über die Anordnung aller Räumlichkeiten im Palazzo und in den Landhäusern machen, sondern er hat auch geheime Kenntnisse preisgegeben, wo und wie wir gefahrlos an Lorenzo und seinen Bruder herankommen und sie töten können!«
Riarios Miene hellte sich schlagartig auf. »Das nenne ich eine gute Nachricht, Franceschino! An genauen Grundrissen der Medici-Häuser hat es uns bisher ja gemangelt. Aber was hat es mit dem geheimen Wissen dieses Mannes auf sich?«
Franceschino lächelte im Wissen um seine Wichtigkeit. »Das will ich Euch gern erzählen …«
37
M arcello reckte sich schon im Sattel und stellte sich in die Steigbügel, noch bevor die Gruppe der Reisenden die Anhöhe der letzten Hügelgruppe erreicht hatte, von der aus endlich sein Blick auf seine Heimatstadt fallen konnte. Wie lange hatte er warten müssen, bis er den ersehnten Anblick genießen konnte! Stolz und erleichtert zugleich blickte er auf die im sanften Abendlicht schimmernden Turmspitzen und die majestätische Domkuppel von Santa Maria del Fiore.
Florenz!
Es war schon Anfang November. Taddeo Sculetti hatte darauf bestanden, nach Ende der Brennzeit und dem ersten Tonstechen zu Ehren von Marcello noch ein Fest auf seinem Landgut zu geben und dort mit ihm und einigen Freunden auf die Jagd zu gehen. Eine Einladung, die Marcello nicht hatte ausschlagen können.
Diese Tage der Erholung habe er sich nach den heißen und arbeitsamen Monaten redlich verdient, hatte Sculetti gesagt, und es falle ihm schwer, ihn nach Florenz zurückkehren zu lassen. Alle in der Familie würden ihn schmerzlich vermissen. Aber er hege die Hoffnung, dass es bald zu einem Wiedersehen komme.
Marcello schmunzelte. Bei aller Ungeduld, endlich nach Hause zu kommen, hatte er die Woche doch sehr genossen. Sein Gastgeber hatte es an nichts fehlen lassen und sich noch einmal von seiner besten Seite gezeigt. Aber der Aufwand, den Sculetti getrieben hatte, war natürlich auch ein letzter versteckter Hinweis darauf gewesen, was er einem Schwiegersohn zu bieten hatte. Und dass Letta sich in dieser Woche bei jeder nur möglichen Gelegenheit in seiner Nähe aufgehalten und ihre Schüchternheit immer wieder überwunden hatte, um ihn in kleine Gespräche zu verwickeln, war ihm nicht entgangen. Sie war wirklich ein reizendes, herzerwärmendes Mädchen. Aber Liebe hatte sie nicht in ihm wecken können.
Sein Herz brannte für eine andere Frau. Wie gern hätte er sein Pferd sofort in die Via dei Ferravecchi gelenkt, um Fiora endlich wiederzusehen. Aber dafür war es schon zu spät. Sie würde vermutlich gerade das Essen richten oder womöglich schon mit ihrem Vater zu Tisch sitzen. Und das war nicht das Wiedersehen, das er sich nach so vielen Monaten der Trennung mit ihr wünschte. Es würde bis zum nächsten Morgen warten müssen.
»Da bist du ja wieder, du Meister der Ziegelbrennerei!«, begrüßte ihn sein Bruder spöttisch, als er im heimischen Palazzo angekommen war. »Nach den Lobeshymnen zu urteilen, die Taddeo Sculetti in seinen Schreiben an Vater über dich gesungen hat, müssen sich der arme Silvio und Saccente von nun an sehr in Acht nehmen, damit sie vor deinem geschärften Blick bestehen!«
Die Mutter kam ihm mit strahlendem Gesicht entgegen. »Nun lass ihn mal in Ruhe mit deinen spöttischen Reden, Alessio«, sagte sie und nahm Marcello in die Arme. Sie herzte ihn so innig wie einen verloren geglaubten Sohn.
Der Vater, der sich aus seinem Kontor zu ihnen gesellte, freute sich offensichtlich nicht weniger über die Rückkehr seines Sohnes, beließ es jedoch bei einem festen Händedruck auf dessen Schulter. »Schön, dich wieder zu Hause zu haben, Sohn! Du hast uns große Ehre gemacht, wie ich gelesen habe. Und Taddeo Sculetti ist kein Mann, der leichtfertig mit Lob umgeht. Es war gut, dass ich dich zu ihm geschickt habe. Du wirst viel von ihm gelernt haben.«
Marcello nickte. »Das habe ich, Vater.«
»Aber du hast es doch sicherlich nicht dabei belassen, dich in das Geschäft der Ziegelbrennerei hineinzuknien, sondern auch offene Augen gehabt für die reizvolleren Seiten, die dein Gastgeber dir zu bieten hatte«, kam es sogleich von Alessio. »Diese Letta soll ja ein ganz entzückendes Mädchen sein, wie ich gehört habe.«
Marcello stieg eine leichte Röte ins Gesicht. »Das hat er in der Tat«, sagte er und vermied es, den Vater anzusehen. »Vielleicht solltest du auch mal nach Pistoia
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