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Der Pate von Florenz

Der Pate von Florenz

Titel: Der Pate von Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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Gefährten nicht bemerken, der sie frech und unverhohlen von Kopf bis Fuß taxierte, wie ein Pferdehändler einen zum Verkauf stehenden Gaul.
    Silvio zuckte mit den Achseln. »Na ja, es gab da ein paar Probleme, aber das tut nichts zur Sache. Ich hatte jedenfalls keine Lust mehr, da unten an der Küste zu versauern«, sagte er kleinlaut. Doch noch im selben Augenblick fand er wieder zu seiner alten Selbstsicherheit zurück: »Die Pisaner liegen mir nun mal nicht. Die haben es noch immer nicht verwunden, dass wir Florentiner sie unter unsere Herrschaft gezwungen haben. Außerdem habe ich mein Augenmerk auf wichtigere Dinge gerichtet als auf den Handel mit gestickten Wandbehängen und all diesem Firlefanz!«
    Fiora ahnte, dass mehr dahintersteckte. Aber wenn er nicht von sich aus darüber sprechen wollte, dann wollte sie ihn auch nicht weiter bedrängen. »Und was sagt dein Großvater dazu? Schließlich hat er fest darauf gebaut, dass du das Geschäft in Pisa auf Vordermann bringst.«
    »Ich weiß es noch nicht. Ich bin ja gerade erst angekommen. Sein letzter Brief, in dem er mich auf der Stelle zurückbeordert hat, war natürlich alles andere als eine Lobeshymne«, räumte er ein. »Deshalb dachte ich auch, ich komme besser gemächlich mit einem Kahn zurück als schnell zu Pferd, damit er sich schon mal ein bisschen beruhigen kann. Aber so schlimm kann es gar nicht werden, selbst der fürchterlichste Sturm legt sich früher oder später wieder.« Er zwinkerte ihr zu. »Ich werde aber erst einmal meine beiden kleinen Brüder aushorchen, wie die Stimmung zu Hause ist, bevor ich meinem Großvater unter die Augen trete.«
    Fiora schmunzelte. Silvio hatte eigentlich keine Brüder, seine jungen Eltern waren schon wenige Monate nach seiner Geburt an der Pest gestorben. Aber sie wusste sehr gut, wen er mit den beiden kleinen Brüdern meinte, nämlich die Zwillinge Alessio und Marcello Fontana, die Kinder von Silvios Großvater mit seiner zweiten Ehefrau Carmela. Alessio und Marcello waren somit seine Onkel, auch wenn sie drei Jahre jünger waren als er. Er war mit ihnen zusammen im Haus seines Großvaters aufgewachsen und nannte es genauso wie sie sein Zuhause.
    »Auf deren Beistand wirst du wohl verzichten müssen«, sagte Fiora.
    Silvio runzelte die Stirn. »Warum?«, fragte er. »Sind Alessio und Marcello etwa nicht in der Stadt?«
    Fiora nickte. »Seit vorgestern sind sie zu Gast auf einem der Landgüter der Medici.«
    »In Careggi?«, fragte Silvio hoffnungsvoll, denn von all den Villen und Landgütern, die den Medici gehörten, war Careggi am schnellsten zu erreichen, lag es doch nur wenige Meilen vor der Stadt.
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, sie sind auf Cafaggiolo.«
    Damit zerstörte sie seine Hoffnung, sich noch rasch mit Alessio und Marcello bereden zu können, bevor er sich der Strafpredigt seines Großvaters stellte. Denn bis nach Cafaggiolo im zerklüfteten, hügeligen Tal des Mugello im Norden von Florenz brauchte man selbst zu Pferd fast einen ganzen Tag.
    »Auch das noch!«, stieß Silvio leise hervor. »Und mein Ziehvater? Ist er auch auf Cafaggiolo?«
    »Nein, der musste geschäftlich verreisen, nach Pistoia, glaube ich, oder nach Arezzo, so genau weiß ich es nicht. Jedenfalls ist auch er nicht in der Stadt.« Plötzlich fiel ihr auf, dass sie schon eine ganze Weile mit Silvio plauderte und darüber die Zeit vergessen hatte. »Jetzt muss ich aber unbedingt weiter. Ich bin schon spät dran. Bleibst du für länger hier oder musst du bald wieder nach Pisa zurück?«
    Silvio lächelte gequält. »Ich fürchte, dass Pisa mich nicht wiedersehen wird …«
    Fiora runzelte die Stirn. Was er damit wohl meinte? Dann schenkte sie ihm ein aufmunterndes Lächeln. »Also, dann gehab dich wohl, Silvio!« Und schon eilte sie davon.
    »Du auch, Fiora! Es war nett, dir einmal wieder über den Weg zu laufen!«, rief Silvio hinter ihr her und blickte ihr versonnen nach.
    Das tat auch Giuseppe. »Ganz nett, die Kleine. Die könnte mir gefallen. Vielleicht kannst du mir ja noch ein bisschen mehr über sie erzählen und mir sagen, wie man Eindruck schinden kann bei ihr. Es sei denn, du hast selbst ein Auge auf sie geworfen«, sagte er und bedachte Silvio mit einem fragenden Blick.
    Doch der winkte sofort ab. »Fiora ist wirklich ganz nett, aber von der lasse ich lieber die Finger, weil ich sonst Ärger mit meinen beiden Brüdern bekommen würde, und das ist sie nicht wert. Als Ehefrau käme sie sowieso nicht infrage für

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