Der Pate von Florenz
er diesmal den roten Hut aufsetzt?«, fragte Salviati neidvoll, der selbst nur zu gern Kardinal geworden wäre, aber offenbar wieder einmal nicht zum Zuge gekommen war.
»Ja, heraus mit der Sprache!«, drängte auch Franceschino. Diese Ernennung musste mit ihren Umsturzplänen zusammenhängen, sonst hätte Riario sie nicht so eilig zu sich gerufen.
»Es ist Raffaele Sansoni Riario!«, teilte ihnen der Graf mit vergnügt blitzenden Augen mit. »Der Sohn meiner Schwester!«
Die beiden Besucher reagierten verblüfft.
»Der junge Raffaele?«, stieß Salviati ungläubig hervor. Es kostete ihn Mühe, sich seine Missgunst nicht anmerken zu lassen. »Aber das ist ja noch ein Junge! Gerade mal sechzehn muss er sein! Und mit seinen theologischen Studien bei mir in Pisa ist er noch lange nicht fertig!« Ein blutjunges Bürschchen, noch völlig unerfahren in der Welt, erhielt die Kardinalswürde!
»So ist es«, bestätigte Riario. »Und damit hat die gütige Vorsehung uns ein wahres Göttergeschenk gemacht, dessen Wert nicht hoch genug einzuschätzen ist. Denn jetzt sind wir wieder am Zug!«
Franceschino sah ihn verständnislos an. »Das müsst Ihr uns erklären! Denn ich sehe nicht, wie uns das auch nur irgendwie nutzen könnte.«
»Das ist leicht erklärt, Franceschino«, versicherte Riario. »Mein reizender Neffe, der nun einen hübschen roten Kardinalshut trägt, wird uns die Medici ans Messer liefern und …«
»Um Gottes willen!«, fiel Salviati ihm erschrocken ins Wort. »Ihr könnt unmöglich daran denken, diesen … diesen schüchternen kleinen Jungen in unser Komplott einzuweihen! Der würde sich doch vor Angst und Schrecken in die Hose machen! Ganz davon abgesehen, dass mittlerweile schon mehr Leute von unseren Plänen wissen, als uns lieb sein kann.«
»Seid unbesorgt, nichts dergleichen schwebt mir vor«, beruhigte Riario ihn sofort. »Er wird nichts von dem erfahren, was wir vorhaben, aber dennoch wird er entscheidend dazu beitragen, dass wir die Sache endlich zum Abschluss bringen können, ohne dass er von seinem Zutun etwas ahnt.«
»Und wie soll das geschehen?«, wollte Franceschino verwundert wissen.
»Nun, die Sache ist ganz einfach«, begann Riario. »Es dürfte ein Leichtes für mich sein, Raffaele dazu zu bewegen, sein Studium in Pisa schon im März des nächsten Jahres, also noch vor Beendigung der regulären Unterrichtszeit, abzubrechen und eine Einladung von Eurem Onkel Jacopo zu einem Aufenthalt in La Loggia anzunehmen. Und da sich Euer Landgut nur ein paar Meilen vor den Toren von Florenz befindet, liegt es doch auf der Hand, dass der neue Kardinal im Anschluss daran einen Antrittsbesuch in der Stadt macht.«
Salviati und Franceschino nickten und hörten ihm mit wachsendem Interesse zu.
»Die Medici werden es sich nicht nehmen lassen, Raffaele einen würdigen Empfang auszurichten und ihn in ihren Palazzo einzuladen«, fuhr Riario fort. »Vielleicht lässt es sich sogar einrichten, vorher schon ein erstes privates Zusammenkommen in kleinstem Kreis stattfinden zu lassen. Irgendeine gemeinsame Feier wird es jedenfalls geben, das steht außer Frage, und dabei werden wir die Medici in die Hölle schicken! Was uns umso leichter gelingen sollte, da uns Raffaeles Besuch in Florenz die ausgezeichnete Möglichkeit eröffnet, Montesecco und einige Dutzend seiner besten Waffenknechte auf diese Weise in die Stadt zu bringen, ohne dass irgendjemand Verdacht schöpft. Denn jedes Kind weiß, dass ein Kardinal, seiner Würde entsprechend, mit großem Gefolge reist, zu dem immer auch Soldaten zu seinem Schutz gehören.«
»Teufel, das ist es!«, rief Salviati begeistert. »Einen besseren Köder, um Lorenzo und Giuliano endlich den Stahl unserer Klingen schmecken zu lassen, kann es in der Tat nicht geben!«
Franceschino lachte. »Ihr sagt es! Jetzt haben wir sie endlich da, wo sie uns nicht mehr entkommen können! Und was dieses erste private Treffen zwischen dem jungen Kardinal und den Medici betrifft, da kann ich mit einem vorzüglichen Vorschlag dienen, wie und wo wir die beiden gefahrlos töten können.«
Riario lächelte in die Runde. »Seht Ihr nun, dass wir heute allen Grund haben, zu feiern und dem Heiligen Vater zu danken, dass er uns mit Raffaeles Ernennung zum Kardinal endgültig den Weg zu unserem hohen Ziel geebnet hat?« Er hob sein Glas. »Tod den Tyrannen! Tod den Medici!«
Salviati und Franceschino folgten seinem Beispiel und hell klirrten die kristallenen Pokale aneinander, während die
Weitere Kostenlose Bücher