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Der Pate von Florenz

Der Pate von Florenz

Titel: Der Pate von Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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seine theologischen Studien in Pisa frühzeitig abzubrechen und eine Einladung der Pazzi anzunehmen, für einige Wochen auf deren Gut La Loggia zu verbringen, das nur wenige Meilen vor den Toren von Florenz liegt. Daran wird sich ein Besuch des Kardinals in der Stadt anschließen.«
    Montefeltro hörte gespannt zu.
    »Der Besuch eines neuen Kardinals, der seiner Würde gemäß mit großem Gefolge reist, verlangt natürlich nach einem Empfang, der seinem hohen Rang entspricht«, fuhr Giustini fort. »Sein Einzug in Florenz ist für Ostern geplant. Und es steht außer Frage, dass die Medici ihn mit allen Ehren empfangen und ihn in ihren Palazzo bitten werden. Dort wird dann ihr Blut fließen. Aber all diese Einzelheiten, die möglicherweise noch Änderungen erfahren werden, sollen Euch nicht interessieren. Viel wichtiger ist, von Euch zu erfahren, ob Ihr mit Euren Truppen zur Stelle sein könnt, mit welcher Truppenstärke zu rechnen sein wird und ob Ihr in der Lage sein werdet, die rasche Besetzung von Florenz zu leiten. Andernfalls …«
    »Andernfalls was?« , fuhr ihm Montefeltro schroff in die Rede.
    Giustini hob bedauernd die Schultern. »Ich bin nur der Überbringer der Botschaft, nicht der Absender, Durchlaucht. Der Heilige Vater und Graf Riario sind in großer Sorge, dass Ihr Euren Verpflichtungen womöglich nicht oder nur in eingeschränktem Maße gerecht werden könntet. In diesem Fall würde man sich gezwungen sehen, Euch aus der Condotta zu entlassen und sich anderer Truppen zu versichern.«
    »Den Teufel werdet Ihr tun!«, herrschte Montefeltro ihn an. »Meine Truppen werden zur Stelle sein und sie werden, wie es immer der Fall gewesen ist, ihrem Ruf gerecht werden. Keiner soll es wagen, einem anderen Söldnerführer das Kommando über die militärische Aktion zu übertragen! Wenn es sein muss, marschiere ich schon morgen in Florenz ein und nehme die verdammte Stadt im Handstreich. Das wäre überhaupt das Beste!«
    Giustini sagte nichts. Riario hatte ihn mit Nachdruck aufgefordert, sich nicht mit irgendwelchen Absichtserklärungen abspeisen zu lassen, sondern dem Condottiere auf den Zahn zu fühlen, was in Wirklichkeit hinter dessen Versprechungen steckte. Er sollte konkrete Pläne einfordern, wie der Condottiere seine Truppen aufzuteilen und durch die Toskana zu führen gedachte, ohne dabei allzu früh Verdacht in Florenz zu erregen. Auch wollte der Graf sehr genau wissen, wo Montefeltro mit seinen Söldnern warten würde, um zur rechten Zeit in die Stadt einzumarschieren.
    Der Condottiere reagierte zuerst sehr ungehalten auf die endlosen peniblen Nachfragen von Giustini. Aber er bezähmte seinen Ärger und stand Rede und Antwort. Er wusste, wie viel auf dem Spiel stand für ihn, nachdem der aufwendige Feldzug gegen Montone genau das Gegenteil von dem bewirkt hatte, was angestrebt worden war. Wäre doch nicht dieser verfluchte Unfall in San Marino geschehen! Dann hätte er noch eine Möglichkeit gehabt, sich mit seiner Idee durchzusetzen, nicht alles von der Ermordung der Medici-Brüder abhängig zu machen, sondern Florenz einfach im Handstreich zu nehmen und dann erst den Prächtigen mit dem Schwert oder dem Strick zu seinen Ahnen zu schicken!
    Schließlich hatte Lorenzo Giustini genug gehört und gab sich zufrieden. »Gut, das sollte vorerst reichen.«
    »Das will ich wohl meinen!«, sagte Montefeltro grimmig und erhob sich, um seinem Gast zu verstehen zu geben, dass ihr Gespräch beendet war und er sich wieder auf sein Pferd schwingen oder sich irgendwo unten in der Stadt ein Quartier nehmen sollte.
    »Oh, eines hätte ich fast vergessen«, sagte Giustini, als er schon im Begriff war, die Privatgemächer des Herzogs zu verlassen.
    Montefeltro sah ihn misstrauisch an. Er war auf eine letzte Spitze aus Rom gefasst.
    »Man hat mir aufgetragen, Euch auszurichten, dass Ihr Euren Botschafter Agostino Staccoli genauer im Auge behalten sollt. Der feine Herr scheint den Mund nicht halten zu können. Diesen beunruhigenden Eindruck hat man in Rom.«
    »So, hat man das?«, knurrte Montefeltro.
    »In der Tat, Durchlaucht! Seine Begeisterung für unser Unternehmen in allen Ehren, aber deshalb muss er doch nicht schwatzen wie ein Waschweib und in die Welt hinausposaunen, was wir planen!«, mahnte Giustini. »Ruft ihn zurück und steckt ihn hinter Schloss und Riegel! Stopft diesem Schwätzer den Mund! Andernfalls bringt er uns noch alle in Gefahr und Ihr werdet dafür geradezustehen haben, wie ich

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