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Der Pate von Florenz

Der Pate von Florenz

Titel: Der Pate von Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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zurück und trieb ihm die Tränen in die Augen. Nur gut, dass Tränen bei einer Beerdigung keiner Erklärung bedurften!
    Ein letzter Segen, ein letztes Schwenken des Weihrauchkessels über der Grube, dann fielen die ersten harten Erdbrocken auf den Sarg. In einer langen Reihe zogen die Nachbarn vorbei, um Fiora und ihrer Tante ihr Beileid auszusprechen.
    Marcello sah, wie Costanza sich in die Schlange einreihte. Doch dann spürte sie einen Blick von Fiora, der wie ein Dolchstich sein musste. Sofort trat Costanza zur Seite, presste ein Taschentuch vor den Mund, als müsste sie einen verzweifelten Schrei ersticken, und stürzte davon.
    Während seine Eltern mit Alessio und Silvio sich den anderen Trauernden anschlossen, blieb Marcello zurück. Er wollte der Letzte sein, der mit Fiora sprach. Ohne dass jemand in der Nähe stand und mithören konnte.
    Er beobachtete, wie Silvio einen frechen Blick auf Fioras dicken Bauch warf, doch er sagte nichts.
    Als niemand mehr vor ihm war, ging auch er zu Fiora und ihrer Tante. Die alte Frau nahm seine tröstenden Worte mit gefasster Miene entgegen und trat dann noch einmal zurück an das Grab ihrer Bruders, um ein stilles Gebet zu sprechen.
    Fioras Hand war kalt wie Eis und doch wünschte er, er könne sie länger halten. »Dein Vater war ein feiner und ein mutiger Mann, Fiora. Ich werde ihm stets ein gutes Andenken bewahren. Möge er in Frieden ruhen.«
    »Ja, das war er«, sagte sie leise.
    »Er ist viel zu früh gestorben. Ich habe nicht geahnt, dass er schon so krank war.«
    »Sie haben ihn auf dem Gewissen.« Sie entzog ihm ihre Hand und ballte sie zur Faust. »Die Folter im Kerker hat seinen Körper zerstört. Und dann wagt diese Schlange es noch, sich in Trauerkleidung zu zeigen und mir unter die Augen zu treten!«
    Er nickte und überlegte fieberhaft, was er noch sagen konnte. Wenn ihm doch nur etwas Passendes einfiele! Er wollte nicht, dass sie so schnell wieder auseinandergingen. Seit fast fünf Monaten hatte er kein Wort mehr mit ihr gewechselt. Aber wie fing man an bei all dem, was zwischen ihnen stand?
    Sie gab ihm das rettende Stichwort, als sie mit bitterer Selbstanklage fortfuhr: »Aber den letzten Stoß habe ich ihm versetzt. Am Ende war es die Schande, die ich über uns gebracht habe. Daran ist sein Herz zerbrochen.«
    »Nein, so darfst du nicht reden. Er hat immer nur gut von dir gesprochen, auch bei unserem letzten Zusammentreffen im Februar«, versicherte er. »Er hat immer gewusst, wie sehr du ihn geliebt hast und dass … dass man wegen eines einzigen Fehltrittes nicht zu einem schlechten Menschen wird.«
    Sie sah ihn mit einem traurigen Lächeln an. »Und du? Glaubst du das auch?«
    Er nickte. »Ich habe dich nie für einen schlechten Menschen gehalten, Fiora. Auch nicht …«, er stockte kurz, »auch nicht, als ich es erfahren habe.« Aber darüber wollte er jetzt nicht sprechen. Deshalb lenkte er rasch davon ab, indem er fragte: »Was wird nun aus dir und deiner Goldschmiedekunst? Wo wirst du jetzt bleiben? Du kannst doch nicht allein im Haus wohnen.«
    »Nein, das wäre nicht schicklich und man würde sich noch mehr das Maul zerreißen«, antwortete sie. »Tante Piccarda zieht zu mir ins Haus, zumindest wird sie dort schlafen. Ihre Herrschaft ist damit einverstanden, weil sie eine hervorragende Köchin ist und weil sie meine Tante nicht verlieren möchten.«
    »Und deine Arbeit?«
    »Zwei Schmuckstücke kann ich noch fertigstellen, weil ich sagen kann, der Vater hätte die Arbeit daran bis auf die Politur abschließen können. Und meine Tante wird nichts davon merken, weil sie ja schon in aller Herrgottsfrühe aus dem Haus muss und erst spätabends wieder zurückkommt«, sagte sie bedrückt. »Aber danach ist es mit der Goldschmiedekunst für mich vorbei. Was dann werden soll …« Sie biss sich auf die Unterlippe.
    »Und wann … wann ist es mit dem Kind so weit?«, fragte er vorsichtig.
    Fiora legte unwillkürlich eine Hand auf ihren gewölbten Leib und zum ersten Mal zeigte sich Leben in ihrem Gesicht. Ihre Augen leuchteten auf und ein Lächeln umspielte ihre Lippen. »Ende April, meint die Hebamme. Aber manchmal denke ich, es will gar nicht mehr so lange warten, so wild, wie es jetzt schon strampelt.«
    Das war mehr, als Marcello hatte wissen wollen.
    Vom Ende der Gräberreihe kam der Ruf seines Vaters, wie immer knapp und ein wenig ungehalten.
    »Ich muss jetzt gehen, Fiora.«
    »Ja, natürlich. Danke, dass ihr gekommen seid.«
    »Das war doch eine

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