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Der Pate von Florenz

Der Pate von Florenz

Titel: Der Pate von Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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liebenswertes Lächeln zur Schau. »Eure unstrittigen Verdienste werden zweifellos die Würdigung erhalten, die sie verdienen, Magnifizenz«, sagte er hintersinnig. »Doch um wieder auf den jungen Kardinal zurückzukommen, so hat er mich wissen lassen, dass es sein Wunsch ist, seinen offiziellen Antrittsbesuch in Florenz und bei Euch auf den Ostersonntag zu legen.«
    »Es wird für Florenz eine Ehre sein, ihn begrüßen zu dürfen. Und wir werden ihm einen gebührend festlichen Empfang bereiten. Aber sagt, wird Kardinal Raffaele die Güte haben, das österliche Hochamt im Dom zu konzelebrieren?«, fragte Lorenzo.
    »Diesen Wunsch wird er Euch sicherlich erfüllen«, antwortete Pazzi. »Aber da Ihr gerade von seinem Empfang gesprochen habt, so hat er gestern noch einmal auf seine schüchterne Art angedeutet, dass er schon so viel über Euren grandiosen Palazzo und Eure unvergleichliche Sammlung an Kunst und seltenen Artefakten gehört habe und dass er darauf brenne, all das mit eigenen Augen zu sehen.«
    »Ihm diesen Wunsch zu erfüllen, wird uns eine Ehre und ein Vergnügen gleichermaßen sein. Ich werde selbstverständlich veranlassen, dass nach dem Hochamt hier im Palazzo ein festliches Bankett auf den Kardinal und sein Gefolge warten wird«, sagte Lorenzo ihm.
    Pazzi schmeichelte ihm einmal mehr, indem er ihm versicherte, dass dieses Festbankett zweifellos ein weiterer Höhepunkt in der Kette großartiger Feiern der Medici sein werde. »Aber in Anbetracht dessen, dass der junge Kardinal noch ein wenig gehemmt ist und das weltgewandte Auftreten noch nicht beherrscht, wäre es vielleicht wünschenswert, wenn es vor dem Bankett mit so vielen hochgestellten Persönlichkeiten zu einem mehr privaten Zusammentreffen mit Euch und Eurem Bruder kommen könnte, damit er schon ein wenig vertraut ist mit Euch, bevor er in die Stadt einzieht und sich Eurer ganzen Pracht ausgesetzt sieht, die auf einen so jungen Mann doch recht einschüchternd wirken dürfte.«
    »Das werdet Ihr wohl besser beurteilen können als ich, aber ein solches privates Zusammensein, wie Ihr es anregt, wird sich sicherlich leicht ausrichten lassen«, sagte Lorenzo verständnisvoll.
    »Vielleicht wäre es Euch genehm, den Kardinal in Eurer Villa Belmonte zu empfangen«, schlug Pazzi vor. Dass Lorenzo de’ Medici nur zu gern seine Besitztümer zur Schau stellte und eine große Leidenschaft für Bankette und Abendgesellschaften hatte, war allseits bekannt. Und auf diese Eitelkeit baute er. »Von La Loggia zu Eurer Villa bei Fiesole ist es nur ein kurzer Ritt. Wir sollten die Gruppe jedoch sehr klein halten, nur der Kardinal und zwei, drei hochrangige Personen aus seinem Gefolge sowie mein Neffe und meine Wenigkeit, dazu einige wenige Bedienstete, damit es auch wirklich ein sehr familiäres Treffen wird, bei dem der junge Kirchenfürst sich wohlfühlen und Euch sowie Euren Bruder vorab kennenlernen kann, ohne dass er die prüfenden Blicke vieler fremder Menschen auf sich gerichtet fühlt.«
    Lorenzo war damit einverstanden. »Das klingt nach einem vernünftigen Vorschlag.«
    »Bei dieser Gelegenheit könntet Ihr dem Kardinal schon einen ersten Wunsch erfüllen, wenn es nicht zu viel verlangt ist«, fügte Pazzi noch hinzu. »Ganz in der Nähe liegt ja das prächtige Kloster La Badia, das Euer Großvater hat bauen und kunstvoll ausschmücken lassen. Eine Besichtigung gehört zu den Wünschen, die ganz oben auf seiner Liste stehen. Sich von Euch und Eurem Bruder durch das Kloster führen und alles erklären zu lassen würde aus seinem Gang durch San Bartolomeo ein unvergleichliches Vergnügen machen. Ganz abgesehen davon, dass meine Kenntnisse über die Kunstwerke und deren Entstehungsgeschichte nur ein blasser Schatten dessen sind, was Ihr und Euer Bruder dazu zu erzählen wisst.«
    Lorenzo lachte. »Ihr versteht es, den Honig der Schmeichelei zu servieren, mein Bester!«, erwiderte er, wohl wissend, dass Jacopo de’ Pazzi in der Tat kaum Kenntnisse besaß über die Kunstschätze in der Badia, wie das Kloster San Bartolomeo im Volksmund genannt wurde. Die tiefere Bedeutung der Kunst war dem Pazzi verschlossen, auch wenn er viel Geld dafür ausgab, weil es nun mal zum guten Ton gehörte. Worauf er sich dagegen verstand, das waren unflätige Flüche, Bankgeschäfte, Intrigen und das Glücksspiel, wobei er als ein äußerst schlechter Verlierer galt, der bei hohen Verlusten regelmäßig cholerische Wutausbrüche bekam und dabei so manches zu Bruch gehen

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