Der Pate von Florenz
diese Verbindung für uns alle ist«, sagte er mahnend. »Du hast mich bislang nicht enttäuscht, Marcello. Deshalb vertraue ich darauf, dass du dir auch diesmal deiner Verantwortung als ein Fontana bewusst bist und dass du den richtigen Weg wählst, der dir und unserem Haus zur Ehre gereicht und unseren geschäftlichen Unternehmungen von großem Nutzen sein wird.«
»Nichts liegt mir ferner, als Euch zu enttäuschen«, erwiderte Marcello.
»Gut, dann wollen wir es bis Ostern dabei belassen. Und nun will ich dich nicht länger von der Arbeit abhalten.«
Bedrückt machte sich Marcello auf den Weg zur Ziegelei. Nur vier Wochen blieben ihm, dann gab es kein Ausweichen mehr. Es stimmte, er wollte den Vater nicht enttäuschen. Aber was war, wenn er ihn enttäuschen musste, weil sich auf einmal alles in ihm sträubte, Fiora verloren zu geben?
4
E s überraschte Lorenzo de’ Medici nicht, dass sein erbitterter Widersacher Jacopo de’ Pazzi ihn Anfang April in seinem Palazzo aufsuchte und um ein Gespräch bat. Damit hatte er gerechnet, seit er erfahren hatte, dass der frisch gekürte Kardinal Raffaele Sansoni Riario mit großem Gefolge auf dem Pazzi-Gut La Loggia in Montughi eingetroffen war. Wie es hieß, war der blutjunge Kirchenfürst zu ihnen aufs Land geflohen, weil es in Pisa Gerüchte gab, an der Küste sei die Pest ausgebrochen. Ob der Schwarze Tod, diese entsetzlichste aller Geißeln, in Italien tatsächlich wieder einmal sein grauenhaftes Haupt erhoben hatte, wusste niemand mit Sicherheit zu sagen. Aber die Erfahrung hatte gelehrt, dass die Furcht vor der Seuche so groß war, dass schon das Gerücht ausreichte, um die Menschen in Angst und Schrecken zu versetzen.
Lorenzo begrüßte seinen Besucher in der Säulenloggia und führte ihn zu zwei gepolsterten Scherensesseln. »Was verschafft mir die Ehre Eures Besuches, Ser Jacopo?«, fragte er freundlich, nachdem sie sich gesetzt hatten.
»Sich für eine Weile an der einzigartigen Schönheit Eures Palazzo zu erfreuen ist allein schon Grund genug für einen Besuch, Magnifizenz!«, antwortete Pazzi schmeichlerisch.
Lorenzo neigte lächelnd den Kopf. »Euer Kompliment gebührt nicht mir, sondern meinem seligen Großvater. Ich bin nur der demütige Verwalter seiner außergewöhnlichen Hinterlassenschaft«, antwortete er mit glatter Zunge. »Aber ein Mann von Eurem hohen Rang und Namen wird mit seiner kostbaren Zeit sicherlich Besseres anzufangen wissen, als sein Auge sich an Dingen erfreuen zu lassen, die er in seinem eigenen Palazzo nicht weniger reich vorzufinden weiß.«
Nun war es an Jacopo de’ Pazzi, Lorenzos Schmeichlerei mit einem selbstgefälligen Lächeln und einem angedeuteten Nicken des Kopfes zu beantworten. Dass sie einander aus tiefstem Herzen verabscheuten, hatte sie noch nie daran gehindert, sich gemeinsam an einen Tisch zu setzen und, wenn es sein musste, auch Geschäfte miteinander zu machen. Die Kunst des Schauspielens beherrschten alle, die in Florenz eine führende Rolle spielten. Manche hatten es darin zu höchster Meisterschaft gebracht und zwei von denen saßen sich nun lächelnd gegenüber, wie herzensgute Freunde.
»Gewiss, gewiss und Ihr habt natürlich recht, dass mich mein Weg nicht ohne ein Anliegen zu Euch geführt hat«, erwiderte Pazzi. »Ich nehme an, Ihr wisst, dass Kardinal Raffaele uns die Ehre hat zuteil werden lassen, sich für einige Wochen als Gast auf unserem Gut vor der Stadt von seinen theologischen Studien zu erholen und sich dabei zugleich vor der Pest in Sicherheit zu bringen, falls sie tatsächlich an der Küste bei Pisa von Neuem zu wüten beginnen sollte.«
Lorenzo nickte. »In manchen Dingen ist selbst Florenz ein Dorf, in dem wenig verborgen bleibt«, sagte er und fügte in Gedanken hinzu, dass die Intrigen der Pazzi-Familie gegen das Haus Medici keine Ausnahme bildeten.
»Ihr sagt es, Magnifizenz«, pflichtete Pazzi ihm scheinbar belustigt bei, während er ähnliche hasserfüllte Gedanken hegte. »Nun verhält es sich so, dass unser hoher Gast noch sehr jung an Jahren ist und auch noch nie seinen Fuß in unsere ruhmreiche Stadt gesetzt hat, deren einzigartiger Ruf seit geraumer Zeit eng mit dem Namen Eures Hauses verbunden ist.«
»Als Diener unserer glorreichen Republik sehen wir es als unsere heilige Verpflichtung an, unseren bescheidenen Beitrag zum Ruhm unserer Vaterstadt zu leisten.«
Pazzi zuckte angesichts dieser lächerlichen Untertreibung nicht mit der Wimper und er trug weiterhin sein
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