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Der Pate von Florenz

Der Pate von Florenz

Titel: Der Pate von Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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ließ.
    Die private Zusammenkunft auf Belmonte sollte am frühen Mittwochabend vor dem Ostersonntag stattfinden. Nachdem die beiden sich darauf geeinigt hatten, verabschiedete sich Jacopo de’ Pazzi mit überschwänglichen Dankesworten.
    Als Lorenzo später mit Giuliano und seinem Consigliere zusammentraf und sie von der Absprache mit Jacopo de’ Pazzi unterrichtete, sagte sein Bruder geringschätzig: »Das sieht dem alten Geizkragen ähnlich, dass er uns nicht nur das Bankett am Ostersonntag mit hundert oder noch mehr Gästen aufbürdet, was bestimmt mächtig ins Geld gehen wird, sondern auch noch das sogenannte familiäre Zusammentreffen auf uns abwälzt!«
    Lorenzo zuckte mit den Achseln. »Mag sein, dass er dabei an die hohen Kosten gedacht hat, aber mir ist es lieber so. Dann muss ich mich nicht in den Palazzo und die Villa der Pazzi begeben. Zudem wird es stato und grandezza des Hauses Medici mehren, wenn wir die Gastgeber sind«, erwiderte er, der wie immer zuerst den Vorteil der Familie im Auge hatte. »Und ein so junger Kardinal ist leicht zu beeindrucken, was unser Schaden nicht sein kann. Mit ein wenig Glück und geschicktem Bemühen ist nicht auszuschließen, dass wir ihn sogar für uns einnehmen können. Eine gewichtige Stimme in Rom, die nicht bösartige Reden gegen uns im Munde führt, hätten wir jedenfalls bitter nötig. Denn die gefährliche Gratwanderung, die Sixtus und der Tod von Galeazzo uns aufgezwungen haben, ist noch längst nicht ausgestanden!«
    »Fürwahr, von einer Entspannung der Lage kann wahrlich nicht die Rede sein«, pflichtete Sandro Fontana ihm bei. »Aber immerhin gibt es aus Mailand einen hoffnungsvollen Fingerzeig, dass von dort wohl vorerst keine Gefahr mehr droht durch irgendeine Verschwörung.«
    Er spielte damit auf die Nachricht von Kanzler Cicco Simonetta an, die tags zuvor im Palazzo eingetroffen war. Er wies darauf hin, dass zwei Tage nach dem ersten Zusammentreffen der Medici mit Kardinal Raffaele Sansoni Riario auf Belmonte, nämlich am 24. April, in Mailand traditionsgemäß das Fest des heiligen Gregorio begangen werde. In diesem Jahr solle es gekrönt werden durch die feierliche Einsetzung des achtjährigen Gian Galeazzo Sforza als neuer Herzog. Damit saß Cicco Simonetta als graue Eminenz, von dem die wahre Macht ausging, wieder fester im Sattel. Zwar war die Verleihung der Herzogswürde keine Garantie, dass sich die in der Verbannung lebenden Brüder seines verstorbenen Vaters oder andere machtbesessene Lehnsherren auf Dauer der Herrschaft eines kleinen Jungen und dessen Kanzlers beugten. Aber auch ihn zu ermorden stellte ein erheblich höheres Hindernis dar, als würde es nur um den Kopf des Kanzlers gehen.
    Lorenzo nickte. »Hoffen wir, dass Simonetta die Lage in Mailand auch weiterhin so geschickt unter Kontrolle hält. Wir haben auch so noch genug Probleme, damit die unheilige römische Bande im Bund mit Neapel und Montefeltro nicht Oberwasser bekommt!«
    Als Sandro später den Palazzo verließ, um wieder einmal an den Beratungen im Priorenpalast als Auge, Ohr und Sprachrohr Seiner Magnifizenz teilzunehmen, ging es ihm wieder einmal sorgenvoll durch den Kopf, dass Lorenzo de’ Medici mitunter beharrlich die Augen vor drohenden Gefahren verschloss.
    Wie recht er damit hatte, sollte sich schon bald zeigen. Aber die blutige Katastrophe, die das Haus Medici heimsuchen sollte, sah keiner von ihnen kommen.

5
    B is auf das muntere Vogelgezwitscher, das aus dem dichten Laubkleid der Bäume im Hinterhof durch die weit offen stehenden Fenster hereindrang, war es still in der Werkstatt. Jedes Werkzeug war gesäubert und steckte an der Wand hinter der Werkbank in der zugehörigen Lederschlaufe. Ein hauchdünner öliger Überzug, der den Rostfraß verhindern sollte, glänzte auf dem Metall der Feilen, Punzen, Stichel, Zangen und Treibhämmer. Die Kokillen standen, der Größe nach aufgereiht und ausgeputzt, an ihrem Platz. Der Schmelzofen war bis auf den letzten Rest Asche ausgeräumt, die weichen, spiegelglatten Fangleder hingen von ihren Haken und die beiden großen Glaskugeln, die dem Bündeln von Kerzenlicht dienten, waren ausgeleert, trocken gerieben und auf dem Wandbord abgestellt.
    Fiora saß vor dem blank gescheuerten Werkbrett, auf dem seit Wochen kein Schmuckstück mehr gelegen hatte, damit es bearbeitet wurde. Leer und verlassen stand der Arbeitstisch, an dem sie über Jahre heimlich ihrer Leidenschaft nachgegangen war, vor ihr und genauso leer fühlte sie

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