Der Pate von Florenz
als erwartete er eine Erklärung von ihm.
»Wer hätte denn auch ahnen können, dass Giuliano ausgerechnet heute mit einer Magenverstimmung das Bett hütet?«, erwiderte Franceschino verdrossen, dem es übel aufstieß, dass sein Onkel so klang, als wäre er schuld an diesem unglücklichen Zufall.
»Noch ist nichts verloren. Was heute nicht sein sollte, wird dann eben im Palazzo beim Bankett geschehen«, sagte Salviati besänftigend, der den unterschwelligen Zorn zwischen den beiden Pazzi spürte. Dass Jacopo de’ Pazzi sich nur widerwillig ihren Plänen angeschlossen hatte, war ein offenes Geheimnis. Und nun schien er seinen Neffen dafür verantwortlich zu machen, dass er diesem vermaledeiten Komplott zugestimmt hatte.
»Den Palazzo habe ich schon immer für den geeigneteren Ort gehalten, auch wenn ich zugeben muss, dass dieser geheime Gang im Kloster mit der Wendeltreppe hinter dem Saal mit den Gemälden durchaus Vorteile gehabt hätte«, sagte Montesecco. »Aber im Palazzo haben wir die Gewähr, dass wir auf einen Schlag viele von den Medici-Gefolgsleuten in unsere Gewalt bekommen können und dass zudem meine Männer in der Stadt sind, die sofort zuschlagen können, wenn die Tat vollbracht ist.«
»So sehe ich das auch, Hauptmann!«, pflichtete Riario ihm bei, der inzwischen wieder Mut gefasst hatte. »Zumal der Palazzo wie eine kleine Festung ist, die wir mit wenigen Männern im Handumdrehen unter unsere Kontrolle bringen können. Auf diese Weise können wir verhindern, dass irgendjemand von den Gästen entkommen und die Kunde vom Tod der Medici zu früh verbreiten kann. Das sollte erst geschehen, wenn wir den Priorenpalast in unserer Gewalt haben und wir den vor der Stadt wartenden Truppen das vereinbarte Zeichen zum Einmarsch geben können.«
»Verflucht noch mal, das gebe Gott, dass es auch so kommt und dass wir nicht wieder von einem verfluchten Missgeschick daran gehindert werden!«, stieß Jacopo de’ Pazzi grimmig hervor und warf seinem Neffen einen mahnenden Blick zu, als wollte er sagen: »Du bist verantwortlich dafür, dass nicht wieder etwas dazwischenkommt, Bursche! Du hast mich in diese unselige Geschichte hineingezogen! Gnade dir Gott, wenn es Ostern nicht endlich vorbei ist!«
Es sollte vorbei sein.
7
D er Tag der blutigen Abrechnung mit den Medici war gekommen!
Wie der Anführer eines kleinen Heerzuges zog Kardinal Raffaele Sansoni Riario mit seinem fürstlichen Gefolge durch die Hügel vor Florenz der Porta San Gallo entgegen. Vorweg ritt eine Gruppe von livrierten Bediensteten mit wehenden Bannern und Wappenzeichen, die vom hohen Rang der nahenden Würdenträger kündeten. In Dreierreihen folgte ihnen die erste Abteilung von Monteseccos Soldaten. Die hoch gereckten Hellebarden und Lanzenspitzen, die Schwertgehänge, die Helme und die blank polierten Brustharnische der Waffenknechte funkelten im Sonnenlicht des Ostersonntags.
Der Hauptmann der päpstlichen Palastwache ritt zusammen mit den beiden Pazzi einige Pferdelängen hinter der Vorgruppe. Ihnen folgte der Kardinal, begleitet von Erzbischof Salviati, seinem gräflichen Onkel Girolamo und den beiden befreundeten Priestern Stefano da Bagnone und Antonio Maffei. Flankiert wurden sie von Armbrust- und Langbogenschützen. Hinter ihnen folgten gut anderthalb Dutzend Gefolgsmänner und Mitverschwörer aus dem Freundeskreis des Erzbischofs und der Pazzi. Ein mehr als fünfzig Mann starkes Kontingent bewaffneter Soldaten bildete den Abschluss des Zuges.
»Sobald wir im Palazzo sind, muss es rasch gehen!«, raunte Jacopo de’ Pazzi dem Hauptmann zu. Obwohl es nicht warm war, schwitzte er und sein Gesicht war übersät von roten Flecken. »Wir müssen die Gegner überraschen und unser Vorhaben blitzschnell ausführen. Es darf nichts schiefgehen, sonst sind wir des Todes!«
»Ich denke, wir sind unseren Plan oft genug Schritt für Schritt durchgegangen, sodass jeder weiß, was er zu tun hat«, erwiderte Montesecco kühl. Auch ihm war die Anspannung anzusehen.
»Was sollte denn auch schiefgehen, Onkel?«, fragte Franceschino selbstgefällig. »Wir haben genügend Bewaffnete bei uns, um den Palazzo im Handstreich zu nehmen und danach den Priorenpalast zu besetzen. Und dann wird auch schon Montefeltro mit seinen Truppen in die Stadt einfallen. Diesmal entkommen uns die Medici nicht! Heute will ich endlich ihr Blut fließen sehen!«
Der alte Pazzi warf seinem Neffen einen zornigen Blick zu. »Du hast uns diesen verdammten Umsturz eingebrockt
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