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Der Pate von Florenz

Der Pate von Florenz

Titel: Der Pate von Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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zischte Riario erbost. »Das Töten ist Euer Geschäft! Da tut es doch wohl nichts zur Sache, wo ihr diesem Tyrannen Euer Schwert in den Leib stoßt!«
    »Für mich tut es das sehr wohl!«, beharrte Montesecco. »Ihr könnt reden, wie und was Ihr wollt, ich jedenfalls werde in einem geweihten Gotteshaus kein Blut vergießen!«
    »Tod und Teufel, das hat uns gerade noch gefehlt!«, fluchte Jacopo de’ Pazzi und warf dem Hauptmann einen wütenden Blick zu. »Ich habe es ja gewusst, dass wir die Finger von dieser …«
    »Wartet!«, fiel Salviati ihm ins Wort. »Es wird auch ohne unseren zimperlichen Hauptmann gehen! Ich weiß, wer stattdessen einen von den Medici-Brüdern zur Hölle schicken wird. Stefano da Bagnone und Antonio Maffei sind ein guter Ersatz. Sie brennen darauf, die Medici tot zu sehen! Zudem werden sie noch weniger als der Hauptmann Verdacht erregen, wenn sie sich zu Lorenzo oder Giuliano stellen.«
    Riario nickte. »Sehr gut! So kann es gehen. Holt sie schnell zu uns, damit sie wissen, was sie zu tun haben.«
    Stefano da Bagnone war Kaplan der Pazzi gewesen und hatte sich dessen Hass auf die Medici längst zu eigen gemacht. Der Hass des apostolischen Sekretärs Antonio Maffei aus Volterra war noch größer, seit Lorenzo den Aufstand in seiner Stadt blutig hatte niederschlagen lassen. Auch wenn Lorenzo nicht den Befehl dazu gegeben hatte, so machte Maffei doch ihn dafür verantwortlich, dass die Söldner nach der Eroberung von Volterra ein Blutbad unter der Bevölkerung angerichtet hatten. Sie hatten die Stadt geplündert und die Frauen und Mädchen vergewaltigt. Dass es die Truppen von Federico da Montefeltro gewesen waren, der inzwischen mit seinen Soldaten in den Hügeln südlich von Florenz auf das verabredete Zeichen zum Einmarsch lauerte, änderte nichts an seiner Überzeugung, dass das Blut der Getöteten an den Händen der Medici klebte.
    Bei den beiden Priestern regte sich denn auch nicht der geringste Skrupel, nachdem sie sich zu der Gruppe der Hauptverschwörer gesellt und erfahren hatten, welche Aufgabe ihnen zufallen sollte. Dass die Morde an geweihter Stätte geschehen sollten, rief keinerlei Gewissensbisse in ihnen hervor.
    »Tyrannen wie die Medici müssen sterben, ganz gleich, an welch einem Ort es geschehen soll«, sagte Antonio Maffei mit einem verächtlichen Seitenblick auf den Hauptmann. »Aber überlasst uns Lorenzo! Der Hund soll unseren Stahl zu spüren bekommen! Das wird die Rache für Volterra sein!«
    Salviati nickte und auch von den anderen kam kein Widerspruch. »In Ordnung. Ihr nehmt Euch Lorenzo vor. Ich kümmere mich mit meinen Männern um die Signoria.« Zwei Tage zuvor hatten sie von Lorenzo und seinen Begleitern während des Essens in der Medici-Villa erfahren, dass der Gonfaloniere und die acht Prioren nicht an jener Ostermesse im Dom teilnehmen würden, bei der Kardinal Riario Konzelebrant sein würde. Sie würden stattdessen die Frühmesse besuchen.
    »Aber dann muss Giuliano mir und Bernardo gehören!«, verlangte Franceschino. Bernardo Bandini Baroncelli, der missratene Bruder des Erzbischofs und das schwarze Schaf der Familie, war sein Vertrauter und ein Mann, auf dessen Entschlossenheit er sich verlassen konnte. »Ich will, dass einer der Medici durch meine Hand stirbt!«
    Auch dagegen gab es keine Einwände.
    »Wann sollen wir losschlagen?«, fragte Stefano da Bagnone.
    Es folgte eine eilige Beratung. Schnell waren sie sich einig geworden, welcher Zeitpunkt der beste war. »Nach dem ersten Agnus Dei. Dann sind alle Augen auf den Altar gerichtet«, entschied der Erzbischof.
    Kurze Zeit später erschien Lorenzo de’ Medici in Begleitung einiger Freunde und Würdenträger, um den Kardinal mit den ihm gebührenden Ehren zum Dom zu begleiten. Giuliano de’ Medici war nicht dabei.
    Die Verschwörer nickten sich verstohlen zu. Nun stand fest, dass sie das Attentat während der Messe ausführen würden. Konnte es denn einen passenderen Augenblick dafür geben als den, wenn der Erzbischof mit dem Kardinal an seiner Seite die geweihte Hostie in der Hand hielt und die versammelte Gemeinde mit den hohen Geistlichen Agnus Dei, qui tollis peccata mundi sang?
    Es gab keinen besseren Augenblick, um die Medici für ihre gottlosen Sünden mit ihrem Blut bezahlen zu lassen!

8
    M arcello kam an diesem Morgen nicht aus dem Bett. Das lag nicht allein an der schlaflosen Nacht, die sich quälend lang hingezogen hatte. Er wollte seinem Vater aus dem Weg gehen, weil er befürchtete,

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