Der Pate von Florenz
und deshalb wirst du auch den ersten Stich führen! Vergiss das nicht!«, zischte er.
»Sorgt Euch nicht. Das werde ich tun, und zwar mit dem allergrößten Vergnügen!«, versicherte Franceschino und klopfte vorsichtig auf seinen Umhang, unter dem sich sein Dolch verbarg. Jeder, der in den Mordplan eingeweiht war, führte, versteckt unter seiner kostbaren Festtagskleidung, entweder ein Kurzschwert oder einen Dolch.
»Jetzt sollten wir den Mund halten!«, knurrte Montesecco, als das Stadttor in Sicht kam.
Wenig später zog der Kardinal mit seinem Gefolge in Florenz ein. Von der Porta San Gallo aus war es nur ein kurzer Weg die Via Larga hinunter zum Palazzo der Medici. Sogleich verteilten sich die Soldaten. Die kleinere Abteilung aus Armbrust- und Langbogenschützen zog weiter in Richtung der Piazza della Signoria, eine andere Gruppe Soldaten sammelte sich schräg gegenüber bei San Marco, um nach dem gelungenen Anschlag umgehend das Viertel abzuriegeln und jeden abzufangen, der zu fliehen und Alarm zu geben versuchte. Gut zwanzig Waffenknechte blieben dem Kardinal und den Verschwörern dicht auf den Fersen.
Doch kaum waren die Männer durch das hohe Portal geritten und im Hof von ihren Pferden gestiegen, erlebten sie eine böse Überraschung.
Der Majordomus der Medici eilte sichtlich verstört zu ihnen in den Hof, kniete nieder, küsste hastig den Ring des jungen Kardinals und sagte dann verstört: »Verzeiht, Exzellenz, aber ich fürchte, hier liegt ein bedauerliches Missverständnis vor …«
»Wovon redet Ihr?«, blaffte Jacopo de’ Pazzi verärgert.
»Seine Magnifizenz Lorenzo de’ Medici und sein Bruder Giuliano sind schon längst aus dem Haus! Die Signori sind davon ausgegangen, dass Ihr sie im Dom zum Hochamt trefft und Ihr Euch danach zusammen mit ihnen hierherbegebt. Wie Ihr seht, sind die Vorbereitungen für das Bankett noch in vollem Gange!« Danach teilte er dem Kardinal noch mit, dass Giuliano de’ Medici sich nicht wohl genug fühle, um am Bankett teilzunehmen, dass er aber auf jeden Fall beim Hochamt zugegen sein wolle.
»Verdammt!«, stieß Jacopo de’ Pazzi leise hervor.
Montesecco wurde blass und er war nicht der Einzige, dem bei dieser Nachricht ein eisiger Schreck durch die Glieder fuhr. Ihr so sorgfältig durchdachter Plan war zunichte gemacht worden! Wegen eines lächerlichen Missverständnisses!
Dem jungen Kardinal fielen die bestürzten und verstörten Blicke, die die Verschwörer einander zuwarfen, nicht auf. »Das ist nicht weiter schlimm«, sagte er liebenswürdig zum Majordomus. »Dann werden wir eben dort auf die Signori treffen. Doch erlaubt mir, dass ich hier ein Zimmer nutze, um meine Reitkleidung abzulegen und mich für die heilige Messe umzuziehen.«
»Natürlich! Wenn Ihr die Güte haben wollt, mir zu folgen, Exzellenz!« Der Majordomus winkte hastig einen livrierten Diener herbei. »Lauf zum Dom und teile Seiner Magnifizenz mit, dass Seine Exzellenz der Kardinal mit seinem Gefolge im Palazzo eingetroffen ist! Ich bin sicher, er wird seinen Gast persönlich abholen und ihn in den Dom geleiten wollen.«
»Sehr wohl, Herr!« Der Diener eilte davon.
Der Majordomus verschwand mit dem Kardinal und dessen Leibdiener, der das Ornat seines Herrn in einem rotsamtenen Kleidersack mit sich trug, im Palazzo.
»Pest und Krätze!«, fluchte der alte Pazzi. »Diese Höllenbrut muss mit dem Teufel im Bunde sein, dass sie uns immer wieder entwischt!«
»Noch ist nichts verloren«, raunte Salviati. »Wir müssen jetzt schnell überlegen, wie unser Vorhaben heute doch noch ausgeführt werden kann!«
Graf Riario, Erzbischof Salviati, Hauptmann Montesecco und die beiden Pazzi zogen sich hastig in eine stille Ecke des Hofes zurück, um zu beraten, was nun geschehen sollte.
»Wenn beide den Kardinal abholen kommen, machen wir sie gleich hier im Hof nieder«, schlug Riario vor.
»Und wenn nur Lorenzo oder sogar nur sein Bruder kommt?«, wandte Jacopo de’ Pazzi beunruhigt ein. »Dann ist die Gefahr zu groß, dass einer von ihnen am Leben bleibt und dass die Medici-Gefolgsleute sich um ihn scharen und Widerstand leisten. Das können wir nicht riskieren. Sie müssen beide sterben, und zwar gleichzeitig!«
»Dann müssen wir sie eben während der Messe abstechen!«, kam es kalt von Franceschino.
Montesecco machte ein entsetztes Gesicht. »Nein, ohne mich, meine Herren! Ich begehe keinen Mord auf geweihtem Boden und unter dem Kreuz unseres Erlösers!«
»Nun ziert Euch nicht!«,
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