Der Pate von Florenz
Männern hörte, dass Lorenzo dem Mordanschlag entkommen war und sich in seinem Palazzo verschanzt hatte, gab er auf und suchte sein Heil in der Flucht. Es gelang ihm, durch die Porta alla Croce aus der Stadt zu fliehen und auf dem Land Unterschlupf zu finden. In weiser Voraussicht hatte er die Torwachen schon vorher bestochen.
Als am Nachmittag der Versuch eines gewaltsamen Umsturzes wie ein Kartenhaus in sich zusammenfiel, nahm die Vergeltung für den gotteslästerlichen Mord an Giuliano de’ Medici und Francesco Nori ihren Lauf.
Ein schauriger Blutrausch erfasste die Stadt. Das Volk machte regelrecht Jagd auf die Verschwörer und jeden, der sie unterstützt hatte und der den Namen Pazzi oder den eines anderen Hauptverschwörers trug. Der Mob wütete, auch wenn oftmals nur der Verdacht auf Mittäterschaft vorlag. Die Opfer wurden ermordet und grässlich verstümmelt.
Die grauenhafte Blutorgie, die mehrere Tage andauerte, nahm ihren Anfang im Palazzo della Signoria. Die Regierung machte unter Beteiligung der Otto di Guardia, der machtvollen Geheimpolizei, mit den im Palast gefangenen Verschwörern kurzen Prozess. Nach einem knappen Verhör wurde das Todesurteil ausgesprochen und umgehend ausgeführt. Die Verurteilten wurden gar nicht erst zum Richtplatz vor den Mauern der Stadt gebracht, sondern mitten auf der Piazza vor dem Palazzo der Signoria hingerichtet.
Der Gonfaloniere Cesare Petrucci, der mittlerweile Kontakt zu Lorenzo de’ Medici aufgenommen hatte, ließ Erzbischof Salviati, Jacopo Bracciolini und Franceschino de’ Pazzi, den man, splitternackt und aus einer klaffenden Beinwunde blutend, im Palazzo der Pazzi gefasst und in den Regierungspalast geschleppt hatte, an einem hohen, zum Platz hinausgehenden Palastfenster aufhängen. Ihnen folgten vier andere Verschwörer, darunter auch der Bruder und ein Vetter des Erzbischofs.
Die Männer, die im Saal der Kanzlei durch den geheimen Verriegelungsmechanismus gefangen gewesen waren, wurden nach dem Öffnen der Türen entweder sofort getötet oder lebend aus einem hoch gelegenen Fenster hinunter auf die Piazza gestürzt. Wer sich dabei das Genick brach, fand einen schnellen und gnädigen Tod. Denn die tobende Menschenmenge riss jedem die Kleider vom Leib und zerhackte ihn in Stücke. Doch damit endete das grausige Spektakel noch lange nicht. Manche trugen Leichenteile, auf Schwerter oder Lanzen gespießt, wie Trophäen durch die Stadt. Andere schleiften sie an Stricken hinter sich her und sangen dazu beißende Spottlieder.
Der nach Blut lechzende Pöbel schreckte auch nicht davor zurück, einige Pagen, einen Chorknaben und zwei Priester auf grausame Weise abzuschlachten, weil sie zum Gefolge von Erzbischof Salviati gehört hatten. Niemand scherte sich darum, dass es nicht einmal Hinweise auf eine mögliche Mitwisserschaft gab. Es reichte, dass man zum Gefolge oder zur Sippe von einem der Hauptverschwörer gehörte, schon hatte man sein Leben verwirkt.
Dass nicht auch der junge Kardinal Riario ergriffen und grausam getötet wurde, verdankte er dem Schutz einer bewaffneten Garde unter dem Kommando von zwei Mitgliedern der gefürchteten Acht. Sie holten ihn aus der südlichen Sakristei, in die sich Riario nach Ausbruch des Tumultes geflüchtet hatte und brachten ihn in den Regierungspalast, wo man ihn unter Hausarrest stellte.
Mindestens sechzig Menschen fanden an diesem 26. April in Florenz auf entsetzliche Weise den Tod, andere Augenzeugen sollten später sogar von gut achtzig Hingerichteten und grausam Ermordeten sprechen. Die meisten ließen ihr Leben unter den Prügeln, Schwertern, Lanzen und Messern eines entfesselten Mobs, dem die Obrigkeit keine Zügel anlegte – ja, sie unternahm nicht einmal den Versuch dazu.
Sie schritt jedoch unverzüglich und sehr energisch ein, als das aufgeputschte Volk in die Palazzi und Geschäftshäuser der Pazzi und der Salviati eindrang und dort zu plündern begann, und schützte das enorme Vermögen dieser Familien vor dem Zugriff der habgierigen Menge.
Natürlich galt dieser Schutz nicht den Pazzi und Salviati selbst, sondern deren Schuldnern und vor allem den finanziellen Interessen der Kommune, denn wer Hochverrat beging, der verlor nicht nur Leib und Leben, sondern auch das gesamte Familienvermögen, denn es wurde vom Staat konfisziert. Insbesondere das Vermögen der Pazzi würde nun den arg ausgebluteten Staatssäckel füllen.
Der flüchtige Jacopo de’ Pazzi wurde schon am nächsten Tag in einem Bergdorf von
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