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Der Pate von Florenz

Der Pate von Florenz

Titel: Der Pate von Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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Bauern gefangen genommen. Er wusste, welche Qual und Demütigung ihm drohte, und bot seinen Häschern eine Menge Gold, damit sie ihn Selbstmord verüben ließen. Aber die Bauern gingen nicht darauf ein. Und so wurde er in Florenz am Pfosten desselben Fensters aufgehängt, an dem nur einen Tag zuvor schon Erzbischof Salviati und sein Neffe Franceschino mit einem Strick um den Hals einen ebenso qualvollen wie ehrlosen Tod gefunden hatten.
    Auch die beiden Priester Stefano da Bagnone und Antonio Maffei, die Lorenzo hatten ermorden wollen und die sich in einem Kloster in der Stadt versteckt hatten, entkamen ihren Häschern nicht. Sie endeten, nachdem man ihnen Nase und Ohren abgeschnitten hatte, am selben Fenster des Regierungspalastes.
    Nur Hauptmann Montesecco überlebte seine Verhaftung mehrere Tage, die er im Kerker verbrachte. Dort legte er ein langes und ausführliches Geständnis ab. Ihm wurde ein ehrenvoller Tod gewährt, indem man ihn am Abend des 4. Mai vor dem Tor des Gerichtsgebäudes enthauptete.
    Aber es sollte noch Wochen dauern, bis der grauenvolle Totentanz in den Straßen von Florenz ein Ende fand.
    Es waren schaurige Wochen, in denen Fiora unter den Händen einer Hebamme der Medici einen gesunden Sohn zur Welt brachte, der ihr noch in der Stunde der Geburt von Lorenzos Abgesandten weggenommen wurde, und in denen Marcello im Fieberdelirium lag und um sein Leben kämpfte.

14
    W ie von Furien gehetzt, galoppierte er auf seinem Rotfuchs hinter Giuliano her, der auf dem Apfelschimmel Tribaldo saß und mehrere Längen Vorsprung hatte. Er wusste, dass er Giuliano einholen musste, bevor sie Cafaggiolo erreichten. Gelang es ihm nicht, war Fiora auf immer verloren für ihn.
    Es war eine verzweifelte Jagd, die unter einem brennend heißen Himmel aus loderndem Feuer und durch eine apokalyptische Landschaft führte. Es war das Mugello. Aber wo einst dichte Wälder die Hänge und Hügelketten bedeckt hatten, ragten nun geschwärzte Stämme mit verkohltem Geäst auf. Statt fruchtbarer Erde bedeckte eine dicke Schicht aus grauer Asche das Land, so weit das Auge reichte. Unter den trommelnden Hufen des Pferdes wirbelten gewaltige Wolken aus kalter Asche empor. Sie umwaberten ihn wie Nebelfelder und ließen ihn verzweifelt nach Luft ringen, während aus dem Himmel Flammenzungen herabschossen und die Hitze ihm die Haut vom Gesicht zu brennen drohte.
    Durch den Aschenebel drangen von irgendwoher Stimmen zu ihm und übertönten den Hufschlag, der im selben wilden Rhythmus hämmerte wie sein Herz.
    »… ob er durchkommen wird … Ihr als erfahrener Medikus …«
    »… keiner irdischen Macht gegeben … in Gottes barmherziger Hand … aber er kämpft mit jedem Atemzug …«
    Und ob er zu kämpfen gewillt war! Mit aller Kraft trieb er sein Pferd an. Er musste Giuliano einholen! Da vorne, hinter der Flammenwand, die aus dem Flussbett der Sieve aufstieg, lag Cafaggiolo. Und dort wartete Fiora auf ihn!
    Immer näher kamen sie dem Landgut. Noch vor dem brennenden Flussbett holte er Giuliano ein. Sie lagen gleichauf. Da wandte Giuliano den Kopf und sah ihn an, sein Gesicht blutüberströmt, die Augen ausgestochen, der Schädel eingeschlagen.
    Er schrie auf, warf sich verzweifelt herum und versuchte, Giuliano zu fassen und festzuhalten. Doch in diesem Augenblick setzte Tribaldo zu einem gewaltigen Sprung an. Der Apfelschimmel stieg wie ein Adler empor in die aschegraue Luft. Seine Hand fasste ins Leere. Wo eben noch Pferd und Reiter an seiner Seite gewesen waren, gab es nur noch erstickende Aschewolken und sengende Hitze, die ihm die Kehle ausdörrten.
    Wasser! Nur Wasser!
    Aus den grau wabernden Wolken löste sich eine zierliche Gestalt. Es wunderte ihn nicht, dass er nicht mehr auf seinem Pferd saß, sondern im Haus der Sculetti bei Tisch. Und dass bis auf Letta alle anderen um ihn herum zu Salzsäulen erstarrt waren, kam ihm genauso wenig seltsam vor wie Lettas Nacktheit unter einem Gewand aus feinstem durchsichtigem Gewebe.
    Letta hielt eine große funkelnde Silberschale mit köstlich klarem kaltem Wasser in den Händen. Sie führte sie langsam an seinen Mund und lächelte ihn schüchtern, aber irgendwie auch verführerisch an. Ihre Lippen bewegten sich nicht und doch hörte er ihre Stimme.
    »Trink, Marcello!«
    Gequält warf er den Kopf hin und her. Wenn er aus Lettas Schale trank, würde er ihr rettungslos verfallen und Fiora niemals wiedersehen.
    »Nein, ich kann nicht!«, stieß er stöhnend hervor. »Geh weg, Letta!

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