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Der Pate von Florenz

Der Pate von Florenz

Titel: Der Pate von Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
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Marcello verärgert hinter ihm her.
    »Es tut mir leid, wenn dein Bruder das missverstanden hat«, sagte Fiora verlegen, als Alessio außer Hörweite war. »Aber ich war mir nicht sicher, ob du wolltest, dass er von der Brosche erfährt, die du für deine Mutter bei uns bestellt hast.«
    Marcello lächelte sie beruhigend an. »Das hast du schon richtig gemacht«, versicherte er. »Mein Bruder muss seine Nase nicht in alles stecken. Du weißt ja, dass er sich gern einen Spaß auf Kosten anderer macht. Da ist er genau wie Silvio.«
    Sie lächelte und dabei zeigte sich auf ihrer linken Wange ein kleines Grübchen. »Die beiden waren schon früher für jeden Unsinn gut. Ich kann mich noch lebhaft daran erinnern, wie sie mich einmal in den Olivenbaum gehängt haben. Und wenn du nicht gekommen wärst und mich vom Ast heruntergeholt hättest, würde ich da vielleicht immer noch hängen.«
    Er lachte. »Das war schon ein recht lustiges Bild, wie du da hilflos an deinen Trägern gebaumelt hast. Aber du bist sicher nicht gekommen, um mit mir über diese alten Kindergeschichten zu reden. Ich nehme an, die Brosche ist fertig.«
    »Ja, richtig. Und wenn es dir nichts ausmacht, wären wir dir sehr dankbar, wenn du sie so bald wie möglich abholen kommst«, sagte sie und fügte nach kurzem Zögern hinzu: »Das Geschäft geht im Augenblick nicht sehr gut und Vater kann das Geld dringend gebrauchen.«
    »Natürlich! Ich komme noch heute vorbei, um sie abzuholen und zu bezahlen, Fiora«, versprach er, denn er wusste nur zu gut, wie schwer sie und ihr Vater es hatten.
    Sie lächelte erleichtert. »Danke, Marcello.« Rasch wandte sie sich um und machte sich auf den Heimweg.
    Sogleich trat Alessio zu ihm und fragte neugierig: »Kannst du mir mal verraten, was du mit Fiora zu bereden hattest?«
    »Das wirst du noch früh genug erfahren«, antwortete Marcello nur.
    Bevor sein Bruder nachhaken konnte, kam ihr Vater aus der Gasse, der Fiora gerade zustrebte. Sie grüßten sich freundlich.
    »Vater kommt. Bestimmt will er mal wieder nach dem Rechten sehen«, raunte Marcello seinem Bruder zu. »Lass uns schnell den nächsten Ballen vom Fuhrwerk heben, sonst gibt es gleich ein Donnerwetter, weil wir untätig herumstehen und dem lieben Herrgott die Zeit stehlen!«
    Ihr Vater war jedoch aus einem ganz anderen Grund gekommen, denn als er Augenblicke später bei ihnen stand, rief er sofort Silvio mit barscher Stimme zu sich herunter.
    Alessio und Marcello tauschten einen wissenden Blick und auch Silvio ahnte, was die Stunde geschlagen hatte. Mit hängendem Kopf und reumütiger Miene kam er aus der Bottega und trat vor seinen Großvater.
    Der sah seinen Enkelsohn lange an. »Nun denn«, brach er schließlich das kühle Schweigen. »Ich habe dir eine Strafe für deine schändliche Verfehlung in Pisa angedroht, Silvio. Und nun ist es so weit.«
    Silvio nickte und wartete voller Bangen, was nun kam.
    »Von heute an wirst du dich um meine Ziegelei kümmern und dich als Ziegelbrenner bewähren«, sagte Sandro Fontana mit eisiger Stimme.
    Nicht nur Silvio machte ein verblüfftes Gesicht, auch Marcello und Alessio, doch nur Marcello wagte zu fragen: »Ziegelei? Von welcher Ziegelei redet Ihr, Vater?«
    Sofort handelte er sich einen tadelnden Blick ein. »Von der Ziegelei, deren Kauf ich gerade beim Notar besiegelt habe«, antwortete er. »Sie liegt knapp zwei Meilen vor der Stadt am rechten Flussufer, dort, wo der Kanal der Mugnone in den Arno mündet. Die Ziegelei ist recht heruntergekommen, aber man kann etwas daraus machen.« Er schwieg kurz, bevor er, an Silvio gewandt, bissig hinzufügte: »Sofern man in der Lage ist, hart zu arbeiten.«
    »Das werde ich, Vater!«, beteuerte Silvio hastig.
    Dieser nickte mit grimmiger Miene. »Das will ich dir auch geraten haben. Denn einen zweiten Versuch, den von dir angerichteten Schaden wiedergutzumachen, werde ich dir nicht gewähren!«, drohte er.
    »Ich werde Euch nicht enttäuschen.«
    Sandro Fontana schnaubte. »Das wird sich schon bald zeigen! Du wirst dort nicht nur arbeiten, sondern auch leben und dich selbst versorgen.«
    Silvio wurde blass, wagte jedoch nicht zu widersprechen.
    »Es gibt dort ein Haus, in dem auch zwei der Arbeiter wohnen, die ich vom Vorbesitzer der Ziegelei übernommen habe«, fuhr der Großvater fort. »Der Vorarbeiter heißt Lapo Puleppi, wird aber nur Saccente genannt. Sein Gehilfe nennt sich Pico. Für deinen Unterhalt erhältst du von jetzt an einen monatlichen Lohn von einem

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