Der Pate von Florenz
Florin. Davon hast du alles zu bestreiten, Essen, Kleidung und was du meinst, dir in den Tavernen oder in anderen Häusern leisten zu müssen.«
Silvio wollte nicht glauben, was er da von seinem Großvater zu hören bekam. Bislang hatte er seinen Söhnen und ihm die stolze Summe von dreißig Florin zugestanden und davon hatten sie nicht einmal ihre Kleidung bezahlen müssen. Gott sei Dank, denn Silvio hatte bislang immer sehr viel Geld dafür ausgegeben.
Silvio war fassungslos. Ein Florin im Monat! Wie sollte man denn davon leben!
»Hast du noch irgendwelche Fragen?«
»Nein, Vater«, murmelte Silvio.
»Gut, dann geh nach Haus und pack dein Bündel. Aber nur die notwendigsten Sachen, die du da draußen bei der Arbeit brauchst«, wies der Vater ihn streng an. »Deine teuren Wämser, Beinkleider und Schuhe bleiben im Palazzo. Du fängst noch heute in der Ziegelei an und beziehst dort dein Quartier. Ein Mal in der Woche, am besten am Sonntag nach dem Hochamt, kommst du zu mir und berichtest mir, wie es um den Betrieb steht und welche Fortschritte du machst. So, das wäre vorerst alles.«
Silvio nickte stumm, das Gesicht so bleich wie eine frisch gekalkte Wand.
»Und noch etwas«, fügte Sandro Fontana hinzu und sah dabei Marcello an. »Du wirst hier in der Bottega nicht so dringend gebraucht. Deshalb wirst du mit Silvio zusammen in der Ziegelei arbeiten. Es kann nicht schaden, wenn auch du einen Einblick in dieses Gewerbe bekommst. Da in Florenz jeder den anderen mit neuen, immer prächtigeren Häusern zu übertrumpfen versucht und die Ziegeleien der Stadt kaum mit der Lieferung von Backsteinen nachkommen, erwarte ich mir von meiner neuen Erwerbung schon bald ein blendendes Geschäft. Es liegt in Silvios Verantwortung, dass meine Erwartungen auch erfüllt werden.«
Marcello schluckte. »Erwartet Ihr auch von mir, dass ich auf dem Gelände der Ziegelei wohne?«, fragte er bestürzt.
Einen Augenblick lang hellte ein Schmunzeln das harte Gesicht des Vaters auf. »Natürlich nicht, Marcello. Es sei denn, auch du lieferst mir einen Grund dafür.«
»Nein nein!«, versicherte Marcello schnell.
»Gut, dann ist alles gesagt. Macht euch auf den Weg! Saccente erwartet euch schon.«
Geknickt wie ein Rohr im Wind, trottete Silvio nach Hause, gefolgt von Marcello, der immer wieder den Kopf schüttelte, weil er nicht verstand, warum sein Vater auch ihn in die Ziegelei schickte. Er hatte doch nichts verbrochen! Alessio schickte den beiden ein Grinsen hinterher. Marcello tat ihm leid, das hatte er nicht verdient, aber für Silvio würde es eine Lehre sein! Höchste Zeit, dass sein großmäuliges Gehabe einen Dämpfer bekam! Verbannt aus dem heimischen Palazzo, auf einen mageren Florin im Monat gesetzt und dazu verurteilt, sich mit gewöhnlichen Arbeitern das Quartier draußen vor der Stadt zu teilen! Schlimmer hätte es für Silvio nicht kommen können.
»Donner, Blitz und Gloria! Ich kann es nicht fassen, dass er mir so etwas antut! Für einen lausigen Florin soll ich mich als Ziegelbrenner plagen!«, jammerte Silvio in einem fort. »Und dann soll ich da draußen auch noch hausen und für mich selbst sorgen!«
Marcello zuckte mit den Achseln. »Die Suppe hast du dir nun mal selbst eingebrockt. Jetzt wirst du sie auch auslöffeln müssen, so bitter sie dir auch schmeckt. Aber wenn du es richtig anpackst und die Ziegelei auf Vordermann bringst, ist die leidige Sache bald vergessen.«
Silvio machte eine sauertöpfische Miene. »Du hast gut reden! Ich bin sicher, dass da draußen eine elende Plackerei auf mich wartet!«
»Nicht nur auf dich«, erinnerte ihn Marcello.
»Aber du kannst am Abend in den Palazzo zurückkehren und dich in dein weiches Federbett legen!«
»Tja, man kann im Leben nun mal nicht beides haben, die Tochter von Vaters Geschäftspartner schwängern und die Annehmlichkeiten unseres Hauses genießen«, spottete Marcello. »Ach, lass mich in Ruhe!«, knurrte Silvio.
Im Palazzo packte Silvio sein Bündel. Seine Ziehmutter stand mit unglücklichem Gesicht in der Tür und sah ihm dabei zu. Doch alles, was sie für ihn tun konnte, war, ihm aufmunternde Worte mit auf dem Weg zu geben.
Wenig später verließen Silvio und Marcello Florenz durch das nordwestliche Stadttor Porta al Prato. Die Ziegelei, die eine halbe Stunde Fußmarsch entlang des Flussufers vor der Stadt lag, war schnell gefunden, da die ausgefahrene Straße direkt daran vorbeiführte.
Die Ziegelei bot schon aus der Ferne einen
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