Der Pate von Florenz
oder endlich heiraten! Was für ein hinterhältiges Biest! Wie konnte sie nur so gemein und arglistig sein!
»Lasst mich nur machen, Filippo. Bald sind sie mürbe«, versicherte Costanza ihrem Mann. »Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis Fiora endlich weich wird und Vater dazu bringt, das Haus an uns zu verkaufen.«
»Aber ich kann nicht ewig warten, zum Teufel!«, grollte Filippo. »Es muss Bewegung in die Angelegenheit kommen! Ich stehe bei Lippo de’ Pazzi im Wort und ich will nicht mein Gesicht verlieren. Du weißt doch, wie wichtig es für uns ist, wenn er und seine Familie bei uns in der Schuld stehen!«
Schau an!, dachte Fiora zornig. Es geht um irgendein gutes Geschäft mit den steinreichen Pazzi!
»Es wird uns schon gelingen, Filippo«, versuchte Costanza, ihren Mann zu beruhigen.
»Das muss es auch! Und zwar bald!«, kam es gereizt von ihm zurück. »Lippo hat mir geschrieben, dass er schon dabei ist, Vorbereitungen für seine Rückkehr nach Florenz zu treffen und die Übergabe seiner Handelsniederlassung in Frankreich im Sommer in die Hände seines ältesten Sohnes zu legen. Spätestens im September will er in Florenz eintreffen und dann muss ich alle Verhandlungen abgeschlossen und den ganzen Block bis zur Straßenecke so weit haben, dass er mit dem Bau seines Palazzo beginnen kann. Wenn ich es bis dahin nicht schaffe, wird er sich anderweitig nach einem geeigneten Bauplatz umsehen und dann haben wir das Nachsehen. Das darf nicht geschehen, hörst du?«
»Das will ich doch auch nicht, Filippo! Unter keinen Umständen. Aber vielleicht kommen wir ja schneller ans Ziel, wenn ich Fiora in deinem Namen sagen kann, dass du zu ihrer Mitgift einen gehörigen Batzen Geld beisteuern willst.«
Fiora ballte die Fäuste. Am liebsten wäre sie ins Zimmer gestürzt und hätte Costanza und ihrem Schwager wutentbrannt an den Kopf geworfen, was sie von ihnen hielt.
»Also gut, hundert Florin soll sie bekommen, mehr aber nicht«, sagte Filippo widerwillig. »Das muss genügen. Damit ist sie gut bedient! Es geht ja nicht darum, eine Tochter aus vornehmem Haus unter die Haube zu bringen. Mein Gott, sie ist jetzt siebzehn und damit alles andere als taufrische Ware! Da kann sie froh sein, wenn wir ihr einen soliden Getreidehändler beschaffen oder einen anderen einfachen Kaufmann. Also überleg dir gefälligst, wie du deine Schwester und deinen Vater am schnellsten aus dem Haus bekommst! Und nun genug davon. Ich habe zu arbeiten!«
Noch bevor Fiora Zeit fand, sich schnell auf die Treppe oder weiter den Gang hinunter zurückzuziehen, tauchte Costanza in der Tür auf. Wie vom Donner gerührt, blieb sie stehen und sah ihre Schwester entgeistert an. Aber schon im nächsten Augenblick hatte sie sich wieder in der Gewalt, zog rasch die Tür hinter sich zu und stieß leise mit beschwörender Stimme aus: »Was immer du auch gehört hast, es ist nicht so, wie du denkst, Schwester!«
Fiora funkelte sie wütend an. »Nein? Was du nicht sagst! Wie soll ich eure gemeine Intrige gegen Vater und mich denn verstehen?«, zischte sie voller Verachtung. »Was ihr da gerade besprochen habt, kann man doch wohl nicht falsch verstehen, oder? Das war so eindeutig wie all dein falsches Getue. Schämen solltest du dich, Costanza! Wenn Mutter das wüsste! Und du willst meine Schwester sein? Ich will dir sagen, was du bist! Ein habgieriges, gemeines Miststück, das sich gegen ihr eigen Fleisch und Blut wendet und dabei nicht einmal Scham empfindet!« Sie spuckte ihr vor die Füße, wandte sich mit einem Ruck um und stürzte die Treppe hinunter. Tränen der Wut schossen ihr in die Augen.
Costanza hastete hinter ihr her, holte sie am Ende der Treppe ein und hielt sie am Arm fest. »Um Gottes willen, tu jetzt bloß nichts Unbedachtes, Fiora!«, flehte sie. »Lass uns bitte in aller Ruhe darüber reden und dir erklären, warum …«
»Ich wüsste nicht, was es da noch zu reden gäbe!«, fiel Fiora ihr mit tränenerstickter Stimme ins Wort und riss sich los. »Ich weiß, worum es euch geht! Aus dem Haus treiben wollt ihr uns, damit ihr bei den Pazzi gut dasteht und dein feiner Gemahl sich mit deren Hilfe noch mehr Florin in die Taschen füllen kann! Ich wusste schon immer, dass du berechnend bist und nur deinen Vorteil im Auge hast, aber für so schäbig und hinterhältig habe ich dich nicht gehalten. Deinem eigenen Vater willst du das Haus wegnehmen und ihn dann vermutlich hier irgendwo in einer Kammer hausen lassen! Wie tief bist du
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