Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Pate von Florenz

Der Pate von Florenz

Titel: Der Pate von Florenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schroeder
Vom Netzwerk:
sich einfach noch nicht trennen wollte von ihr. Kurz vor dem Borgo di San Pier Maggiore musste er sich dann doch von ihr verabschieden, denn es wurde höchste Zeit, dass er sich auf den Weg zurück zur Ziegelei begab.
    »Schön, dass du heute Zeit hattest. Ich hatte dich schon vermisst«, sagte sie zum Abschied und sah ihn mit einem liebevollen Blick an. »Bis bald, Marcello!«
    »Ja, bis bald, Fiora!«
    Auf dem Weg zur Porta al Prato dachte Marcello betrübt darüber nach, dass es in nächster Zeit wohl keine längeren Besuche bei ihr geben würde. In einigen Tagen begannen nämlich die Bauarbeiten am Fondaco und da sollte er ein waches Auge auf die Arbeiter haben, wie ihm der Vater eingeschärft hatte. Und das bedeutete, dass er bis zum Einbruch der Dunkelheit auf dem Gelände ausharren musste.

21
    N icht nur Marcello dachte über die gemeinsame Stunde in der Werkstatt nach, auch Fiora grübelte. Galt Marcellos Eifer nur ihrer Arbeit oder hatte er auch etwas mit ihr persönlich zu tun?
    Schon so manches Mal hatte sie seinen merkwürdig innigen Blick aufgefangen. Was sollte sie davon halten? Ihr Herz hatte jedes Mal schneller geschlagen und sie in eine ganz eigenartige innere Unruhe versetzt, die etwas Angenehmes, ja Erregendes an sich hatte. Konnte es sein, dass er Gefühle für sie hegte, die weit über die eines guten Freundes hinausgingen?
    Als sie bemerkte, dass ihr Herz wieder einmal heftiger zu schlagen begann, schalt sie sich eine Närrin. Wie konnte sie nur auf einen solchen Gedanken kommen? Marcello mochte sie, daran hegte sie nicht den geringsten Zweifel, und womöglich mochte er sie sogar sehr. Aber was hatte das schon zu bedeuten? Ein Sohn aus einem so bedeutenden Haus wie dem der Fontana verliebte sich nicht in die Tochter eines einfachen Handwerkers. Und selbst wenn es so wäre, würde sich nichts daraus ergeben, weil die Interessen seiner Familie so etwas verbieten würden. Sein Vater war Consigliere der Medici, ein Mann also, der mit wenigen Dutzend Männern der Stadt im Zentrum der Macht stand und die Geschicke von Florenz mitbestimmte! Da diente jede Ehe allein dem Bestand und der Stärkung von Vermögen und Einfluss. Mit Liebe hatte das nichts zu tun. Deshalb tat sie gut daran, diese törichten Regungen in ihrem Herzen zu unterdrücken und sich mit Marcellos Freundschaft zufriedenzugeben!
    Mit diesem festen Entschluss traf sie wenig später im Palazzo ihrer Schwester ein.
    »Ist die Herrin im Haus?«, fragte sie die kaukasische Dienerin, die ihr im Portikus begegnete und die ein Bündel Bettwäsche trug.
    »Ja, die Herrin ist oben in ihrem Gemach. Lasst mich nur schnell die Sachen hier in die Waschküche bringen, dann führe ich Euch nach oben, Mona 1 Fiora.«
    »Nein, lass nur«, wehrte Fiora freundlich ab. »Ich weiß schon, wo ich meine Schwester finde.«
    Die junge Dienerin schenkte ihr ein dankbares Lächeln und verschwand in Richtung Waschküche.
    Fiora ging die Treppe hinauf. Oben auf dem Gang wollte sie sich schon nach rechts wenden und den Weg zum Gemach ihrer Schwester einschlagen, als sie plötzlich Costanzas Stimme hörte. Sie kam aus einem Zimmer zu ihrer Linken, dessen Tür eine Handbreit offen stand. Schon wollte sie hingehen und anklopfen, da hörte sie ihre Schwester sagen:
    »Ich tue doch, was ich kann, Filippo! Aber so leicht ist es nun mal nicht, meine Schwester in die gewünschte Richtung zu lenken und sie dazu zu bringen, dass sie endlich ihren Widerstand aufgibt und sich für einen unserer Vorschläge entscheidet! Du musst ein bisschen Geduld haben. Verlass dich auf mich!«
    Fiora stutzte und zog ihre Hand von der Tür zurück. Lauschen gehörte sich zwar nicht, aber in diesem Fall konnte sie der Versuchung nicht widerstehen, denn sie ahnte, dass sie nun endlich erfahren würde, was es mit der merkwürdigen Besorgnis ihrer Schwester auf sich hatte. Und nach dem, was sie gerade schon gehört hatte, machte sie sich auf eine sehr unerfreuliche Überraschung gefasst.
    »Das will ich wohl hoffen, Costanza!« Die Stimme ihres Schwagers klang sehr verärgert. »Es geht um mehr als nur um ein gutes Geschäft! Wenn wir nicht endlich in den Besitz deines Elternhauses kommen, brauche ich erst gar nicht damit anzufangen, den anderen Hauseigentümern Angebote zu machen.«
    Fiora traute ihren Ohren nicht. Costanza und Filippo ging es um das Haus ihres Vaters! Das also steckte hinter all ihren Geschenken und ihrem zuckersüßen Gerede, sie, Fiora, solle entweder in ein Kloster eintreten

Weitere Kostenlose Bücher