Der Pathologe weiß alles, ... aber zu spät.
andererseits jedoch den Blutkreislauf durch die Lunge entdeckte, wurde er in Genf auf dem Scheiterhaufen verbrannt und mit ihm fast alle Exemplare seines epochalen Werkes. Erst das 17. Jahrhundert brachte die Entdeckung des Körperkreislaufes durch William Harvey.
Aber auch die moderne Zeit, in der medizinische Spitzenleistungen durch Herzschrittmacher, Herzkranzgefäßchirurgie, künstliche Herzklappen und Herztransplantationen fast alltäglich scheinen, führte uns eine jahrhundertealte Tradition der Behandlung des Herzens als besonderes Organ aktuell vor Augen. Einem in der Familie Habsburg-Lothringen überlieferten Ritus entsprechend, der die Trennung von Herz und Leichnam vorsieht, wurde bei der 1989 verstorbenen Exkaiserin Zita anläßlich der Konservierung des Körpers das Herz entnommen, in einem Silbergefäß eingeschlossen und im Schweizer Benediktinerkloster Muri deponiert.
Damit schließt sich der Kreis: Das Herz genießt immer noch eine Sonderstellung. Es ist das unumstrittene Zentralorgan des menschlichen Körpers.
DIE TÄTOWIERTE KAISERIN
Unser Bild von Kaiser Franz Joseph und seiner Frau Elisabeth ist geprägt von Romy Schneider und Karlheinz Böhm sowie dem heute hierzulande noch weitverbreiteten Glauben an die gute alte Zeit. Die Realität sah anders aus. Franz Joseph wurde erst Kaiser nach dem Abdanken seines Onkels, des geistesschwachen Epileptikers Ferdinand I., und dem Thronverzicht seines Vaters Erzherzog Franz Carl, der zum Herrschen schlicht zu einfältig war. Auch Franz Joseph selbst war nur von mittelmäßiger Begabung und orientierte sich zeitlebens an zwei Prinzipien - Kirche und Militär. Es ist höchst wahrscheinlich, daß er nach seiner Thronbesteigung außer Akten, Berichten und Memoranden sowie dem Militärschematismus und den Abschußlisten der Hofjagden kein einziges Buch zur Bildung oder Unterhaltung gelesen hat. Die Überzeugung von seiner Auserwähltheit „von Gottes Gnaden“ führte zu menschlicher Isolierung. Und gerade dieser pedantisch-bürokratische erste Beamte und ranghöchste Soldat eines riesigen Kaiserreiches heiratete „Sisi“, eine psychisch schwer gestörte Person. Sie litt an krankhafter Magersucht und erreichte bei einer Körpergröße von 172 Zentimetern ein Höchstgewicht von 50 Kilogramm, meist sogar weniger. Der Personenkult, den sie um die Erhaltung ihrer Schönheit aufzog, war legendär, ihre Flucht aus den höfischen Verpflichtungen wurde zur Regel. Fasten, exzessiv turnen und reiten sowie möglichst weit weg von Wien zu reisen, das war ihr Lebensstil. Daß Elisabeth rauchte, war sicherlich eine Art Protest gegen das Hofzeremoniell, und die Hofschranzen zeigten sich entsetzt über „die Haltung der Kaiserin, welche während des Kutschierens rauche“.
Aber da gab es noch etwas. Erst die Mediziner bekamen anläßlich der Totenbeschau und Leichenöffnung an Elisabeth etwas zu sehen, was der Kaiser und Ehemann offenbar gar nicht kannte: Die Kaiserin von Österreich und Königin von Ungarn war tätowiert. Sie trug auf der Haut ihrer linken Schulter einen Anker! Wahrscheinlich hatte sie sich 1888 in Korfu tätowieren lassen. Damals unterhielt ihr Mann - nach mehreren anderen - bereits ein inniges Verhältnis zur Schauspielerin Katharina Schratt. Es ist fast sicher, daß Franz Joseph den eintätowierten Anker nie gesehen hat. Das war gut so, denn vielleicht hätte ihn der Schlag getroffen.
DER MENSCH IST LEIDER KEIN HUND
Da der Mensch das einzige Lebewesen ist, welches nicht bloß stirbt, sondern auch weiß, daß es sterben wird, ist er in dieser Beziehung ein armer Hund.
„Ein Hund
der stirbt
und der weiß
daß er stirbt
wie ein Hund
und der sagen kann
daß er weiß
daß er stirbt
wie ein Hund
ist ein Mensch.“
Erich Fried (1921-1988): „Warngedichte“
© 1964 Carl Hanser Verlag München
Allgemein erwünscht und angestrebt wird der gute Tod - d. h. Euthanasie 4 im klassischen Sinne der griechischen Wortbedeutung. Das gewollte Sterben als Märtyrer ist die extravagante Ausnahme.
WAS IST LEBEN? WAS IST STERBEN?
Der Tod ist eine dem Mineralreich völlig fremde Erscheinung - Gesteine hören auf zu sein, allein Pflanzen und Tiere sterben. Der Begriff „tot sein“ setzt das Vorhandenbleiben der leblos gewordenen Substanz, der Leiche, voraus. Es gibt keine Leiche eines Gletschers oder Felsbrockens, aber es gibt die Leiche eines Baumes oder einer Blume. Vor allem aber gilt:
Alles Lebendige muß sterben.
Hierin besteht der klare Unterschied
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