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Der Pathologe weiß alles, ... aber zu spät.

Der Pathologe weiß alles, ... aber zu spät.

Titel: Der Pathologe weiß alles, ... aber zu spät. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dr. med. Hans Bankl
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zwischen lebenden Organismen und unbelebter Materie, wo es ja im Grenzbereich fließende Übergänge geben soll.
    4 Der Begriff Euthanasie stammt aus der Antike und bedeutet „schöner Tod"; gemeint ist damit ein leichtes und schmerzloses Sterben. Euthanasie bezog sich in derursprünglichen Bedeutung nie auf das Eingreifen eines Arztes oder eines anderen Menschen in den Sterbeverlauf.
    Den Konfuzius (551 - 479 v. Chr.) fragte ein Schüler: „Meister, was ist der Tod?“ - „ Wie soll ich dir das sagen?“ erwiderte der Weise. „Ich weiß ja nicht einmal, was das Leben ist.“
    Leben ist ausschließlich eine Eigenschaft,
deren Träger man Lebewesen nennt.
Leben heißt Selbstreproduktion in Generationen
und ist daher eine zyklische Eigenschaft.
Leben heißt Selbstorganisation,
also Ordnung in Struktur und Funktion.
Leben heißt Weitergabe d. h. Vererbung
einer biologischen Gebrauchsanweisung.
Leben heißt sinnvolle Reaktion
und nutzbringende Kreativität.
Leben ist kein Zustand, sondern ein Vorgang,
d. h. ein zeitlich ablaufendes Geschehen auf einen Endpunkt hin.

WIE KANN MAN DEN TOD AKZEPTIEREN?
    Jeder Mensch stellt sich - irgendwann einmal - die Frage: Warum muß ich sterben? Denn der Tod ist bekanntlich das einzige, das mit absoluter Gewißheit eintritt. Mit der Unsterblichkeit kokettiert niemand, vielleicht mit Ausnahme einiger Sekten und Religionen, die ein Weiterleben von Fragmenten des Lebewesens, z. B. der Seele, prognostizieren. Da wird allerdings die Enttäuschung groß sein, doch wird es keiner mehr bemerken.
Das heißt: Laßt den Religionen ihren Platz für jene, die daran glauben. Sie können „seelischen“ Frieden und psychische Beruhigung bringen, und das ist gut so. Aber missioniert nicht untereinander, denn eine alleinseligmachende Religion ist doch im Angesicht des Universums und seiner Milliarden erdähnlicher Sterne höchst unwahrscheinlich. Brave katholische Christen in den Himmel, böse in die Hölle, Protestanten mißtrauisch abgelehnt, Moslems und Juden ausgegrenzt, Hindus, Buddhisten, Schintoisten und anderen verständnislos gegenübergestanden - das kann doch nicht die letzte Weisheit der abendländischen Kultursphäre sein.
Wendet man sich der Biologie und Pathologie zu, gibt es eine akzeptable Auffassung, die auch zu verstehen ist. Der ungeheure Fortschritt in der Evolution der Arten muß erkauft werden. Der Preis ist kein geringerer als der Tod des Individuums, und zwar ein durch planmäßiges Altern erfolgtes „Ableben“. Die Gesetze der Evolution sind grausam, aber nützlich. Ohne Evolution gäbe es die Menschen nicht und damit keinen von uns. Die Evolution erzeugt Arten und Individuen. Als Individuum sind wir die selbst betroffenen Lebewesen. Altern ist eine Grundeigenschaft jedes Lebewesens. Es ist keine Krankheit, sondern ein biologisch vorgeschriebener Weg, der ab der Geburt über Wachstum und Entwicklung zu Differenzierung und Reife führt. Gleichzeitig ist Altern eine Einschränkung der Anpassungsreserve und Reparaturkapazität. Der Prozeß unterliegt einer für jeden Menschen anders programmierten genetischen Steuerung, daher sind die Zeitspannen des individuellen Lebens verschieden.
Die entscheidende Frage lautet: Warum sind zunehmende Differenzierung und Spezialisierung letztendlich tödlich? Sobald das differenzierte Individuum seinen Beitrag zur Fortpflanzung und Fortentwicklung geleistet hat, ist ein weiteres Verbleiben nicht mehr von Vorteil und biologisch überflüssig. Somit gab es auch keinen Selektionsdruck, der auf eine Verlängerung der Fruchtbarkeitsperiode oder Erhöhung des Lebensalters abgezielt hätte. Differenzierte Lebewesen müssen sterben, denn nur durch ihren Tod schaffen sie Lebensraum für neue Generationen, was eine unabdingbare Voraussetzung für weitere Evolution und damit den Erwerb neuer Anpassung in einer sich verändernden Umwelt darstellt. Die Gebote der Evolution sind mit dem Traum von Unsterblichkeit nicht vereinbar! Lediglich einzellige, undifferenzierte Lebewesen besitzen eine potentielle Unsterblichkeit, da ihr Zellkörper durch Teilung immer wieder „vollständig“ in den Tochterzellen aufgeht, so daß kein Leichnam zurückbleibt. Sterben ist nichts anderes als ein zwangsläufiger Generationswechsel, ein Auswechseln von „ alt “ gegen „neu“ mit der biologischen Chance der Fortsetzung der Evolution. In uns lebt das genetische Material unserer Vorfahren, und in unseren Nachkommen wird unseres weiterleben, durch Mutation

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