Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Pathologe weiß alles, ... aber zu spät.

Der Pathologe weiß alles, ... aber zu spät.

Titel: Der Pathologe weiß alles, ... aber zu spät. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dr. med. Hans Bankl
Vom Netzwerk:
Wissen der Ärzte und kommt nicht zu spät, sondern bereits dem nächsten Patienten zugute.
Wie auch immer, unbestritten ist die Pathologie ein umfassendes Gebiet, und daher muß ein Pathologe über die Medizin als einheitliche Wissenschaft sowie ihre vergangene, gegenwärtige und zukünftige Entwicklung Bescheid wissen. Trotzdem:
    Als Pathologe ist man gewohnt, daß sich niemand bedankt.

BESSER FALSCH DEKLARIERTE JUBILÄEN ALS GAR KEINE
    Der Kulturpublizist Georg Markus machte darauf aufmerksam, daß Österreichs Geburts- bzw. Namenstag auf Allerheiligen fällt. Das Datum 1. November 996 entspricht der österreichischen Mentalität genau: von „Verkauft's mei' G'wand, i fahr' in Himmel“ bis zur ungemein wichtigen „schönen Leich'“ sammelt sich hier alles in den ersten Novembertagen. Auch die Pathologie! Traditionsgemäß wird der 2. November, der Tag „Allerseelen“, sowohl von zynischen wie auch von kulturgeschichtlich bewanderten Pathologen zu ihrem Feiertag erklärt. So gehört der 1. November den Heiligen, der Kirche und dem Staat; der 2. November den armen Seelen, den Verstorbenen und den Pathologen.

HISTORIE IST DOCH SCHON VORBEI
GESTERN, HEUTE UND IN DER ZUKUNFT
    Es ist das Schicksal der Geschichts- und Geschichtenschreiber, „alles“ erst dann zu wissen, wenn es bereits passiert und schon vergangen ist. Dies scheint einer der Gründe zu sein, warum sendungsbewußte Wissenschaftler glauben, nur in die Zukunft blicken zu müssen, und daher manchmal die historische Vergangenheit sogar verachten. Gegenwärtig sind solche Leute in der Medizin häufig. Sie sind arm im Geiste: Armut bedeutet, es fehlt etwas - und jenen fehlt einiges. Fragt man, ob Theodor Billroth (1829-1894) ein großer und guter Arzt wie auch Wissenschafter war, so sagen alle ja. Doch fragt man, von wem das folgende Zitat stammt, erntet man Unwissenheit, also Armut an Wissen. „Für meine Vorstellungen von wissenschaftlicher Tätigkeit sind Geschichte und Forschung so untrennbar verbunden, daß das eine ohne das andere für mich nicht denkbar ist “ 1
Den modernen Naturwissenschaften fehlt weitgehend ein historisches Bewußtsein. Der Blick in die Geschichte ist oft nicht mehr als der Verweis auf ein paar Jahreszahlen, mit denen man historische Bindung und Legitimation anstrebt.
Gegenwart und Zukunftsperspektiven einer Wissenschaft kann nur derjenige wirklich verstehen, der auch die geschichtliche Entwicklung seines Faches kennt. Nur dadurch, daß wir auf den Schultern unserer wissenschaftlichen Vorfahren stehen, blicken wir jetzt so weit!
Wir haben die Chance, aus der Geschichte zu lernen, obwohl es manchmal schwerfällt, daran zu glauben.

WIE HAT ES ANGEFANGEN?
    Am Beginn der Heilkunde stand die Beobachtung. Unfälle bei der Jagd und Verletzungen im Kampf waren augenscheinlich. Nicht mit den natürlichen Sinnen erklärbare Krankheitserscheinungen erhielten dagegen den Charakter des Unheimlichen und riefen zunächst Angst hervor. Der geängstigte naive Mensch verknüpfte die Krankheit mit Mächten, die stärker erschienen als er selbst: Götter, Dämonen, Zauberer, Ahnen. Dagegen entwickelte man strategische Heilrituale, Gegenzauber, Ahnenkult und Seelenvorstellungen sowie den Beruf des Heilkundigen als Medizinmann und Medizinpriester. Damit lag lange Zeit die Ausübung der Heilkunde in den Händen sogenannter „Priesterärzte“. Diese suchten mit Absicht ein enges Verhältnis zur Medizin, denn dadurch waren sie imstande, den Menschen in körperlichen Nöten beizustehen und um so unanfechtbarer sowohl eine religiöse wie auch eine weltliche Machtposition einzunehmen.
Obwohl die Berufskleidung damals eine andere war, bin ich mir sicher, daß die Bezeichnung „Götter in Weiß“ ziemlich weit zurückreichende Wurzeln hat.
Auf diesem Weg wurde die Medizin mit der Religion verbunden, und das hatte vielfach fatale Folgen.
Am Anfang der Bekämpfung von Krankheiten mit wissenschaftlichen Methoden stand die normale Anatomie, am Ende des verlorenen Kampfes steht als letzte wissenschaftliche Untersuchung die pathologische Anatomie.
Durch Leichenöffnungen lernten die Ärzte, krankhaft veränderte Organe zu sehen und zu erkennen. Das war der entscheidende Durchbruch. Die Verbindung zwischen Anatomie und Pathologie ist der morphologische Gedanke der abendländischen Medizin, d. h., jeder Krankheit - nicht jeder Funktionsstörung - liegt eine anatomische Veränderung zugrunde.
Inzwischen hat sich das ungemein wichtige Gebiet der

Weitere Kostenlose Bücher