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Der Pathologe

Der Pathologe

Titel: Der Pathologe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Branchwillow, Kent, gewesen und auch nach der Schule gute Freundinnen geblieben. In der Hoffnung auf eine Karriere als Tänzerin hatte Suzie einige Zeit in London und auf dem Kontinent verbracht, war aber vor kurzem nach Hause zurückgekehrt, um sich nach einer Beschäftigung umzusehen.
       »Zu diesem Zeitpunkt«, sagte der die Untersuchung leitende Det. Insp. Nigel Langdon, »behandeln wir die beiden Fälle als unabhängig voneinander. Sollten die Fakten jedoch eine andere Sprache sprechen, werden wir sie als zusammenhängend betrachten.« Auf Gerüchte angesprochen, wonach die Leiche schrecklich verstümmelt worden sei, wollte Det. Insp. Langdon nur sagen, dass die Polizei nicht alle Einzelheiten des Falles bekannt geben könne, um »die laufenden Ermittlungen nicht zu gefährden«.
       Suzie Clevington wurde von Freunden und Familienmitgliedern als kontaktfreudig und freundlich beschrieben …
    Und hier brach der Artikel mitten im Satz ab.
    Laserskalpelle, Operation einer Frau, ein totes Mädchen. Verstümmelung.
    Eine Humpty-Dumpty-Situation.
    Dies war kein postalisches Versehen.
    Jemand im Krankenhaus wollte, dass Jeremy
Bescheid wusste
.
    Wer konnte das sein außer Arthur?
    Er rief Arthurs Büro an. Niemand ging an den Apparat. War der alte Mann immer noch mit der »anderweitigen Verpflichtung« von gestern beschäftigt? Umstände, die den Pathologen veranlasst hatten, die Tumor-Kommission fluchtartig zu verlassen, bevor das Treffen zu Ende war?
    Jeremy fiel etwas auf: Alle drei Umschläge waren zu einer Zeit in seiner Post gewesen, als es unmöglich war, Arthur zu erreichen. Was war das, ein
Alibi
?
    Wofür?
    Er zog seinen weißen Kittel über, ging hinüber zum Büro der Fakultät und belog die Sekretärin – eine außergewöhnlich gut gelaunte Frau namens Anna Colon, mit der er auf gutem Fuß stand –, er hätte ein Geschenk für Dr. Chess gekauft und brauche seine Privatadresse.
    »Ich wusste gar nicht, dass Sie beide befreundet sind«, sagte Anna, als sie ihm den schwarz eingebundenen Hefter
Medizinisches Personal
 überreichte. Und nicht daran dachte zu fragen:
Falls Sie es sind, warum kennen Sie dann nicht seine Anschrift?
Manche Leute waren mit einem arglosen Wesen gesegnet.
    »Unser Verhältnis ist eher das von Lehrer und Schüler. Dr. Chess hat mir eine Menge beigebracht, und ich wollte mich dafür revanchieren.«
    »Ach, das ist aber nett von Ihnen. Hier, bitte sehr.«

24
    Nicht das viktorianische Haus in Queen’s Arms, das Jeremy sich vorgestellt hatte. Ein Apartment in Ash View – die südlichen Vorstädte, weit vom Wasser entfernt, gut zwanzig Meilen außerhalb der Stadt.
    Wieder einmal hatte er sich geirrt. Alles, was mit Arthur in Zusammenhang stand, schien für ihn eine Überraschung bereitzuhalten.
    Vielleicht hatte Arthur ihm aber auch versteckte Hinweise gegeben. Ash View war einmal Ackerland gewesen, und Arthur hatte liebevoll von seinen bäurischen Wurzeln gesprochen.
    Kälber zur Welt bringen … eine blutige Angelegenheit. Der alte Mann hatte ein grauenhaftes Zartgefühl.
    Hatte er den Eindruck, dass es Jeremy ähnlich erging?
    Wegen Jocelyn?
    In letzter Zeit hatte er häufiger an Jocelyn gedacht.
    Er konnte mit Angela reden, mit Angela ins Bett gehen. Aber Jocelyn – sie war so weit weg.
    Er musste den alten Mann einfach sehen.
    Er machte sich früh auf den Weg zu den einzelnen Stationen, besuchte seine Patienten, hoffte, dass er keinen von ihnen ohne die gebührende Aufmerksamkeit behandelt hatte, weil er mit dem Kopf woanders war.
    Die Leute lächelten ihn an, waren scheinbar zufrieden. Eine Ehefrau bedankte sich bei ihm, eine Tochter drückte ihm die Hand und sagte, ihre Mutter freue sich auf seine Besuche, er sei der einzige Arzt, der ihr nicht wehtäte.
    Zu großen Mist baute er also offenbar nicht, Betrüger, der er war.
    Morgen würde er es besser machen.
    Er verließ den Ärzteparkplatz in seinem Nova um kurz nach zwölf. Einer der seltenen trockenen Tage, aber ein trauriger gleichwohl, weil Regenwolken wie fliegende Untertassen über der Skyline hingen und die Wellen des windgepeitschten Sees schwarz färbten. Die versprochene Ausschüttung eines weiteren Unwetters schien die Autofahrer zu verhexen. Von dem Moment, in dem Jeremy auf die Asa Brander Bridge fuhr, bis er auf eine Straße durch ein Industriegelände abbog, die zur Autobahn im Süden führte, beobachtete er zahlreiche Verkehrsvergehen, Beinahe-Zusammenstöße und schließlich einen Unfall, der

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